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Zeiträume
Times and Spaces
Geschichte und Architektur des
Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie
History and Architecture of the
Federal Ministry for Economic Affairs and Energy
Impressum
Imprint
Herausgeber
Bundesministerium für
Wirtschaft und Energie (BMWi)
Öffentlichkeitsarbeit
11019 Berlin
www.bmwi.de
Published by
The Federal Ministry for Economic Affairs
and Energy (BMWi)
Public Relations
11019 Berlin
www.bmwi.de
Stand
November 2014
Current as of
November 2014
Druck
schöne drucksachen GmbH, Berlin
Printed by
schöne drucksachen GmbH, Berlin
Überarbeitung und Produktion
PRpetuum GmbH, München
Revision and production
PRpetuum GmbH, Munich
Erstkonzeption und Gestaltung
DesignLevel 2, Neuss
First conception and Design
DesignLevel 2, Neuss
Text und Redaktion
Bundesministerium für
Wirtschaft und Energie (BMWi)
Öffentlichkeitsarbeit
Text and Editing
The Federal Ministry for Economic Affairs
and Energy (BMWi)
Public Relations
Marion Thielebein; Gerd Wünsche;
Jürgen Karwelat; DesignLevel 2
Marion Thielebein; Gerd Wünsche;
Jürgen Karwelat; DesignLevel 2
Das Bundesministerium für Wirtschaft und
Energie ist mit dem audit berufundfamilie®
für seine familienfreundliche Personalpolitik
ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von
der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative der
Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen.
Federal Ministry for Economic Affairs
and Energy (BMWi) has been awarded the
berufundfamilie® audit certificate for its
family-friendly HR policy. The certificate
is granted by berufundfamilie gGmbH,
an initiative of the Hertie Foundation.
Diese Broschüre ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit des
Bundes­ministeriums für Wirtschaft und Energie.
Sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum
Verkauf bestimmt. Nicht zulässig ist die Verteilung
auf Wahlveranstaltungen und an Informationsständen
der Parteien sowie das Einlegen, Auf­drucken oder
Aufkleben von Informationen oder Werbemitteln.
This brochure is published as part of the public relations work
of the Federal Ministry for Economic Affairs and Energy
(BMWi). It is distributed free of charge and is not intended for
sale. The distribution of this brochure at campaign events or
at information stands run by poli­tical parties is prohibited,
and political party-related information or advertising shall
not be inserted in, printed on, or affixed to this publication.
Diese und weitere Broschüren erhalten Sie bei:
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Referat Öffentlichkeitsarbeit
[email protected]
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This publication as well as further publications
can be obtained from:
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and Energy (BMWi)
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Telefon: 030 182722721
Bestellfax: 030 1810272272
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Tel.: +49 30 182722721
Fax: +49 30 18102722721
Vorwort
Foreword
Eine wechselvolle Geschichte steckt in den Mauern des
Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Ihr heutiges Gesicht erhielten die Gebäude in den frühen 1990er
Jahren. Auf den Beschluss, Berlin zum Regierungssitz des
vereinigten Deutschlands zu machen, folgten umfangreiche Sanierungs- und Neubauarbeiten am Dienstsitz des
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Die architektonisch und historisch bemerkenswerten Gebäu­de in der
Mitte Berlins zeigten fortan ein neues Gesicht.
The walls of the Federal Ministry for Economic Affairs and
Energy embrace an eventful history. The Ministry’s current
appearance dates back to the early 1990s. When the decision
was taken to make Berlin the seat of government in the newly
unified Germany, extensive renovation work and new construction measures were then undertaken in order to house
what is now the Federal Ministry for Economic Affairs and
Energy. Buildings that are remarkable in both architectural
and historical terms now show themselves in a new light.
Die wechselnde Geschichte dieses Gebäude­komplexes spiegelt sich nicht nur in den über 250 Jahre alten Invaliden­
häusern wider, sondern auch in der ehemaligen kaiserlichen
Aka­de­mie. Diese war zu Zeiten der Weimarer Republik der
Sitz des Reichsarbeitsministeriums und später Regierungsund Diplomatenkrankenhaus der DDR. 1949 wurden die
Gebäude an der Invalidenstraße zwischenzeitlich auch Sitz
des Obers­ten Gerichts und der Generalstaatsanwaltschaft der
DDR. Vielen in schmerzlicher Erinnerung geblieben sind die
politischen Schauprozesse, die zunächst unter dem Vorsitz
(1949–1953) von Hilde Benjamin, einer gefürchteten Rich­terin
und späteren Justizministerin der DDR, am heutigen Sitz des
Ministeriums stattfanden. Heute dienen diese Gebäude der
Demokratie. In ihnen wird eine moderne Wirtschafts­politik
für die Menschen in diesem Land gestaltet.
The changing history of this building complex is not only
reflected in the 250-year-old “Invalidenhäuser” (which housed
a retirement home for war veterans), but also in the former
Imperial Aca­demy. The latter was the headquarters of the
Imperial Ministry of Labour during the Weimar Republic, and
later housed the Government and Diplomats’ Hospital of the
GDR. In 1949, the buildings on Invaliden Street also temporarily housed the Supreme Court and the Public Prosecution Office
of the GDR. Many will have painful memories of the political
show trials which took place at the present site of the ministry
and which first began under the presidency (1949–1953) of
Hilde Benjamin, one of the most feared judges in the GDR, who
later became Minister of Justice. Today, these buildings serve
the purposes of democracy and are where a modern economic
policy is developed for the people of this country.
Die vorliegende Broschüre führt Sie auf anschaulichen
Wegen durch die bemerkenswerte Historie des Hauses.
Es erwarten Sie viele interessante Begegnungen.
This brochure will take you on a journey that will bring to life
the remarkable history of this building. Enjoy the tour!
Sigmar Gabriel,
Bundesminister für Wirtschaft und Energie
2
Inhalt
Geschichte................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................4
Eine Idee nimmt Form an: das Invalidenhaus.....................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................5
Das Leben im Invalidenhaus........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................6
Die militärärztliche Akademie entsteht...................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................8
Wechselvolle Jahre..................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................10
Nach dem Zweiten Weltkrieg...............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................12
Eine neue Epoche beginnt.............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................17
Mehr Platz als Park: der Invalidenpark.................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................18
Ein ruhiger Nachbar: der Invalidenfriedhof........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................20
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie – gestern und heute ...................................................................................................................................................................................................................................22
Die Wirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland...............................................................................................................................................................................................................................................................................................................25
Architektur......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................26
Eine komplexe Aufgabe...........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................27
Zur Übersicht............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................30
Planen, konstruieren, restaurieren......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................32
Das Gebäude A......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................36
Das Gebäude B......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................38
Das Gebäude C......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................41
Das Gebäude D.....................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................43
Die Gebäude E und F........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................44
Das Gebäude G.....................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................47
Liebe zum Detail............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................49
Schöne Einsichten....................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................50
Denkmalschutz und modernste Technik unter einem Dach vereint..................................................................................................................................................................................................................................................................54
Kunst....................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................58
Das Handwerk der Kunst...................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................59
Daten und Fakten.......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................78
Quellen.........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................78
Bildnachweis..............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................79
3
Content
History
4
..............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................
An idea takes shape: the Invalidenhaus......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................5
Life in the Invalidenhaus...........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................7
The military medical academy built.....................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................9
Years of transformation..........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................11
After World War II...................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................13
The start of a new era....................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................17
More a square than a park: the “Invalidenpark”........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................19
A quiet neighbour: the “Invalidenfriedhof”.................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................20
The Federal Ministry for Economic Affairs and Energy – yesterday and today .......................................................................................................................................................................23
The Federal Ministers of Economics of the Federal Republic of Germany...................................................................................................................................................................................................25
Architecture......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................26
A complex task....................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................27
Overview...............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................31
Planning, building, restoring..................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................32
Building A..........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................36
Building B..........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................38
Building C..........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................41
Building D........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................43
Building E and F............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................44
Building G.........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................47
Attention to detail....................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................49
Beautiful insights........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................50
Historical preservation and state-of-the-art technology brought together under one roof.................................................................................................................55
Art
58
........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................
The genesis of art.........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................59
Dates and facts...................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................78
Sources........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................78
Photographs...............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................79
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Geschichte
History
G E S C H I C H T E / H I S TO RY
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Eine Idee nimmt Form an: das Invalidenhaus
An idea takes shape: the Invalidenhaus
Ansicht von Osten, 1750 (Johann David Schleuen)
View from the East, 1750 (Johann David Schleuen)
Es gehört zu den ältesten Gebäu­den, die im Rahmen des
Umzugs der Bundesregierung in Berlin bezogen wurden:
das Invalidenhaus. Als Teil eines historischen Gebäude­kom­plexes, der ohnehin sanierungsbedürftig war, wurde
es für seine neue Nutzung durch das BMWi von Grund auf
re­stauriert – behutsam und mit Respekt vor der mehr als
250-jährigen Geschichte des Hauses. Genau genommen
begann alles 1705 mit einer Idee: König Friedrich Wil­helm I.
von Preußen wollte eine Unterkunft für kriegsinvalide
Soldaten bauen. Um­gesetzt wurde dieser Plan aber erst 1747
durch Friedrich II. von Preußen, der außerhalb der Stadt­
mauer den Grundstein für das Invalidenhaus legen ließ.
Dort, „wo der Blick auf die Landschaft Geist und Seele regenerierte“ und eine unmittelbare Nähe zum Krankenhaus
Charité bestand. U-förmig angelegt, umfasste das Ge­bäude
einen vermutlich erst 1822 gärtnerisch gestalteten Innenhof,
dessen Ent­wurf dem Garten­archi­tek­ten Peter Josef Lenné
zugeschrieben wird. Nachdem 1844 im Hof eine Kanone aufgestellt worden war, hieß die Parkanlage „Kano­nenhof“,
später auch „Ehren­hof“. Neben einigen Wirtschafts­gebäu­den
wurden nach Plänen von Isaak Jacob von Petri eine evangelische und eine katholische Kirche errichtet. Bei der Ein­weih­ung
des Invaliden­hauses 1748 erhielten 522 Kriegsversehrte ein
neues Dach über dem Kopf.
The Invalidenhaus is one of the oldest buildings taken over
to form the new home of the federal government in Berlin.
As a part of a historical complex of buildings which was already in need of renovation, it was restored from the ground
up for its new use by the Federal Ministry for Economic Affairs
and Energy; with care and respect for the building’s more than
250-year history. To be exact, everything started in 1705 with
an idea: King Frederick William I of Prussia wanted to create
accommodation for soldiers disabled in war. However, this
plan was not brought to fruition until 1747, when Frederick II
of Prussia had the cornerstone laid for the Invalid­en­haus outside the city walls. The location was adjacent to the Charité
Hospital, where “the view of the country-side regenerated
spirit and soul”. Designed in a U-shape, the build­ing included
an inner courtyard, which was presum­ably landscaped in
1822, the plans of which are attributed to the renowned landscape garde­ner Peter Josef Lenné. After a cannon had been
installed in the courtyard in 1844, the park was named “Kano­
nen­hof” (cannon court­yard), and later “Ehren­hof” (court of
honour). In addition to several utility buildings, Pro­tes­tant
and Catholic churches were built according to plans by Isaak
Jacob von Petri. When the Invaliden­­haus was consecrated in
1748, 522 disabled war veterans were given a new roof over
their heads.
6
G E S C H I C H T E / H I S TO RY
Das Leben im Invalidenhaus
Invalidenhaus, um 1900
The Invalidenhaus around 1900
Das Invalidenhaus, so die Absicht Friedrichs II., sollte als
Genesungs- und Wohnstätte für dienstunfähige Soldaten
und ihre Familien dienen. Kostenlos erhielten sie Wohn­
raum, Verpflegung, Kleidung und ärztliche Versorgung.
Deshalb wurde die Ein­richtung vom König mit 523 Morgen
Landbesitz und größerem Bar­ver­mö­gen ausgestattet. Frei­
lich nicht ganz uneigennützig: Das Haus sollte wirtschaftlich unabhängig sein und die Staatskasse nicht belasten.
Hand­wer­ker und Händler, die für die Bewoh­ner arbeiteten,
waren sogar von Steuern und Abgaben befreit, damit sie
ihre Waren besonders „wohlfeil“ anbieten konnten.
Von Anfang an bestimmte eine strenge militärische Ord­
nung das Leben im Invalidenhaus. Ein Kom­man­dant stand
allem vor und die Bewohner waren in drei Kompanien zu
je 190 Mann eingeteilt, geführt von 10 Offizieren, 3 Fähn­
richen und 30 Unter­­offizie­ren. Sie trugen auch außerhalb
des Dienstes Uniform und Leutnants hatten Wachdienste
zu verrichten. Das In­va­lidenhaus bildete eine selbstständige
Gemeinde mit eigener Zivil- und Strafgerichts­bar­keit und
verfügte über Geistliche beider Konfessionen. Auf Wunsch
des Königs sollten sich die Bewohner schließlich nicht nur
diszipliniert verhalten, sondern sich auch durch Sitte und
Gottes­furcht auszeichnen.
Auch in anderen Ländern wurden
Invalidenhäuser errichtet. Bereits 1670
wurden 5.000 französische In­va­liden am
Stadt­rand von Paris angesiedelt. 1681 entstand das Royal Hospital in Chelsea für
300 englische Kriegs­versehrte.
Such institutions were also built in other
countries. As early as 1670, 5,000 French
‘invalides’ were settled at the edge of Paris.
In 1681, the Royal Hospital was built in
Chelsea for 300 disabled British war
veter­ans.
G E S C H I C H T E / H I S TO RY
Life in the Invalidenhaus
The Invalidenhaus, as intended by Frederick II, was to serve as
a place for healing and to provide accommodation for soldiers who were no longer able to serve, along with their families. Ac­com­modation, food, clothing and medical care were
provided free of charge. The King therefore donated 523 acres
of land, and made a con­sid­er­able financial contribution to the
facility as well. Admittedly, this was not entirely from altruistic motives: The building was to be economically independent,
not a burden on the state coffers. Workers and traders who
worked for the inhabitants were even released from taxes and
charges in order to allow them to offer their goods at a particularly low price.
Strict military order ruled life in the Invalidenhaus right from
the start. A commanding officer was in charge of everyone,
and the inhabitants were divided into three companies of
190 men each, led by ten officers, three ensigns and 30 noncommissioned officers. They wore uniform even when not
on duty and lieutenants had to carry out guard duty. The
Invaliden­haus was an independent community with its own
civil and criminal jurisdiction, and maintained clergy of both
confessions. It was furthermore the King‘s wish that the inhabitants not only behave in a disciplined manner, but that
they also set an example by their good morals and fear of God.
Der südliche Seitenflügel am Kanonenhof, 1897
The southern wing of the “Kanonenhof”, 1897
1755: Der blaue Soldatenrock prägt nach
wie vor das Stadtbild Berlins. Etwa ein
Vier­­tel der Ein­woh­ner sind Militär­per­so­
nen. Dazu zählen neben den Sol­da­ten ihre
Frauen und Kinder.
Erste und letzte Seite der Instruktion für den Kommandanten
von Friedrich II. von Preußen vom 31. August 1748
First and last page of the instructions for the commanding officer
of Frederick II of Prussia of 31 August 1748
1916 zahlte das Reich im zivilen Bereich
insgesamt 182,3 Mio. Mark an Invali­den­­
rente. Die durch­­schnittliche Höhe lag pro
Person bei 198,78 Mark pro Jahr.
1755: The blue soldier’s coat continues to
characterise street scenes in Berlin. Roughly
one-quarter of the city’s inhabit­ants are
military personnel. This figure includes the
soldiers, their wives and children.
In 1916, the Reich paid a total of 182.3 million Mark in pensions to disabled war
veterans in the civilian field. The average
amount was 198.78 Marks per person per
year
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G E S C H I C H T E / H I S TO RY
Die militärärztliche Akademie entsteht
Die Grundsteinlegung der Akademie am 10.06.1905
Laying of the cornerstone for the Academy, 10 June 1905
Hauptportal an der Scharnhorststraße, 1910
Main gate on Scharnhorststraße, 1910
Im Mannschaftspark des Invali­denhauses ließ Kaiser
Wilhelm II. am 10. Juni 1905 den Grundstein der kaiser­­­
lichen „Akademie für das mili­tär­ärztliche Bil­dungs­­wesen“
legen. Be­auf­tragt mit dem Bau waren die Ber­liner
Architekten Cremer & Wolf­fenstein. Sie mussten sich jedoch be­züglich des Baustils den Vor­stellungen des Kaisers
fügen. So entstand 1910 ein Prachtbau mit Mansardendach
und Sandstein­fass­a­de im „friderizianischen Neobarock“ –
typisch für die Staats­bauten der damaligen Zeit.
Das Gebäude, übrigens später schlicht in „Kaiser-Wil­helmsAka­de­mie“ umbenannt, bot 350 Studieren­­­­den Platz und
ließ keine Wünsche offen. Es verfügte über einen kom­
fortablen Wohnbereich und außer­dem über Hörsäle,
Lesezimmer, La­borato­rien, Gerätesammlungen und eine
Biblio­thek mit 200.000 me­dizinischen Fachbüchern.
Urkunde zur Grundsteinlegung der Kaiser-Wilhelms-Akademie vom
10. Juni 1905
Certificate for the laying of the cornerstone for the Kaiser Wilhelm
Academy of 10 June 1905
Den angehenden Militärärzten wurde nicht nur ein umfassendes me­dizinisches Wissen vermittelt. In den Festsälen
und Gesellschaftsräumen erhielten sie zu­­sätz­lich ge­sell­
schaft­lichen Schliff. Sie lernten tanzen, Billard und Bridge
spielen und nicht zuletzt tadellose Tischmanieren.
G E S C H I C H T E / H I S TO RY
The military medical academy built
Die Kaiser-Wilhelms-Akademie, um 1912
The Kaiser Wilhelm Academy around 1912
On 10 June 1905 in the “Mann­schaftspark” (units park) of the
Invali­denhaus, Kaiser Wilhelm II laid the cornerstone for the
“Imperial Academy for Military Medical Training”. The Berlin
architects Cremer & Wolffenstein were commissioned to undertake the construction. They however had to bend to the
Kaiser’s will as to the building style. Thus, in 1910, a magnificent building with a mansard roof and sandstone façade was
con­structed in the style typical of the state buildings of the
time, known as “Frederick the Great” neo-baroque.
The building, which incidentally was later renamed simply
“Kaiser Wilhelm Academy”, provided places for 350 students
and left no desire unfulfilled. It had a comfort­çççable living
area, as well as lecture theatres, reading rooms, laboratories,
collections of equipment and a medical library containing
200,000 volumes.
1905: In Berlin überschreitet die Ein­
wohnerzahl die Zweimillionen­grenze.
In der immer hektischer werdenden
Reichshauptstadt leben aber nur 822.000
gebürtige Berliner.
The soldiers studying to be military doctors were not only
provided with comprehensive medical knowledge, they also
acquired social polish in the banquet halls and reception
rooms. They learned to dance, play bil­liards and bridge, and
not least, they learned impeccable table manners.
1905: Berlin’s population grows past the
two million mark. However, only 822,000 of
the inhabitants of the Reich capital, which
is becoming ever more hectic, were born
there.
9
10
G E S C H I C H T E / H I S TO RY
Wechselvolle Jahre
Die veränderte politische Lage zum Ende des Ersten
Weltkrieges ging auch an dem Gebäudeareal Invali­den­­
haus/Kaiser-Wilhelms-Akademie nicht spur­los vo­r­über.
1918 wurde das Inva­li­den­haus entmilitarisiert. Es gab keine
Kompanien mehr, der Kom­man­dant wurde durch einen
Leiter ersetzt, die Invaliden zogen die Uniformen aus und
hießen fort­an „Pfleg­linge“, später „Insassen“. Im Zuge der
Verkleine­rung der Reichs­wehr – dies war eine Bedin­gung
des Ver­sailler Vertrages ­– wur­de die Aka­demie 1919 geschlossen. Hier zog kurze Zeit später das Reichs­arbeits­
minis­te­rium ein, in dem z. B. im Juli 1927 die Arbeitslosen­
ver­siche­rung (AVAVG) beschlossen wurde.
1934 wurde das Gebäude wieder militär­ärztliche Aka­demie,
die sich 1939 wegen Platzmangels auf das In­va­lidenhaus
ausdehnte und zur Um­­siedlung der Insas­sen führte.
Schweren Herzens trennten sich 170 Familien von dem
Haus im Stadtkern und bezogen die außerhalb gelegene
Siedlung Frohnau. Im Zwei­ten Welt­krieg wurde das
Invalidenhaus stark in Mit­leiden­schaft ge­zogen. Von der
vormals dreiflügeligen Anlage blieben nur die Seiten­flügel
erhalten. Der ausgebrannte Hauptbau wurde später abgerissen.
Bewohner des Invalidenhauses vor dem
Mittelrisalit, 30er Jahre
Inhabitants of the Invalidenhaus before the
central ressaulted façade, 1930s
G E S C H I C H T E / H I S TO RY
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Reichsarbeitsministerium, um 1928
Reich Ministry of Labour around 1928
Years of transformation
09.11.1918: Gezwun­gen durch die revo­
lutionäre Situation in der Hauptstadt gibt
der damalige Reichs­­kanzler Prinz Max von
Baden die Ab­dan­kung Kaiser Wilhelms II.
und den Thron­ver­zicht des Kronprinzen
Friedrich Wilhelm bekannt.
9 November 1918: Forced by the revolutionary situation in the capital, Reich Chancellor
Prince Max von Baden announces the abdication of Kaiser Wilhelm II and Crown
Prince Frederick Wilhelm’s waiver of his
rights to the throne.
The changed political situation toward the end of World War I
left its mark on the complex of buildings form­ing the
Invalidenhaus/Kaiser Wilhelm Academy, as it did elsewhere.
The Inva­lidenhaus was demilitarised in 1918. There were no
longer any companies, the commanding officer was replaced
by a manager, the disabled war veterans removed their uniforms and were known from then on as “charges”, and later as
“inmates”. In the course of re­ducing the size of the Reichswehr
to meet the terms of the Treaty of Ver­sail­les, the academy was
closed in 1919. Not long after, the Reich Ministry of Labour
moved into the building. One of the measures it adopted was
unemployment insurance, which was enacted in July 1927.
In 1934, the building became a mili­tary medical academy
once more, which for lack of space expanded into the
Invalidenhaus in 1939, thereby causing the residents to be resettled. This in turn required the resettlement of the disabled
war veterans. With heavy hearts, 170 families left the building
in the inner city and moved to Frohnau, a settlement outside
town. The Invaliden­haus suffered badly in World War II. Of
the entire complex, which had previously comprised three
wings, only the side wings remained. The burnt-out main
build­ing was later demolished.
12
G E S C H I C H T E / H I S TO RY
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Während der sowjetischen Besatzungszeit nach 1945 wurde
das Gebäude beschlagnahmt und zum Militär­lazarett umfunktioniert. Der Turm in der Mitte des Haupthauses
eignete sich besonders gut als Beo­bach­tungsposten. Auf
Anordnung der damaligen SED-Führung unter Walter
Ulbricht begannen 1947/48 im Nordflügel (heutiges Gebäu­
de D) die Bauarbeiten für ein Krankenhaus. Gedacht war es
für ehemalige Häft­linge aus den Konzentrationslagern des
Nazi-Regi­mes und die Führungskader der Parteien. In späteren Jahren stand das Krankenhaus auch Wirtschaftsfunk­
tionären sowie Wissenschaftlern und Kulturschaffen­den
der DDR zur Verfügung.
Als sich die Rote Armee 1949 aus dem Gebäude zu­­rück­zog,
wurde es auf vielfältige Weise genutzt. Im Inva­li­denhaus
richtete man ein Schwesternwohnheim ein.
Der nördliche Gebäudeflügel der ehemaligen militärärzt­
lichen Akademie diente als Regierungskranken­haus der
DDR und ab 1976 auch als Diplomatenkran­kenhaus.
Während dieser Jahre erfolgten aufwendige Umbauarbeiten.
Regierungskrankenhaus der
DDR, 1973. Im Vordergrund:
Sperrmauer am damaligen
Grenz­übergang Invalidenstraße
GDR Government Hospital, 1973.
In the foreground: The Berlin Wall
at the Invalidenstrasse border
crossing
G E S C H I C H T E / H I S TO RY
After World War II
During the Soviet occupation after 1945, the building was
confiscated and converted into a military hospital. The tower
in the middle of the main building was part­icularly well-suited for use as an observation post. On orders from the SED
leadership under Walter Ulbricht, construction work began in
1947/48 for a hospital in the north wing (now building D).
The idea was to use it for former concentration camp inmates
of the Nazi Regime and leading Party cadres. In later years,
the hospital was also available to functionaries with key positions in the economy, as well as figures playing a role in the
GDR’s scientific and cultural communities.
When the Red Army left the building in 1949, it was used for a
wide variety of purposes. A nurses’ residence was set up in the
Invalidenhaus.
The north wing of the former military medical academy was
used as the Government Hospital of the GDR, and also as a
hospital for diplomats from 1976 onwards. Extensive conversion work was carried out in this period.
13. August 1961: Polizei und Armee der
DDR beginnen in den frühen Morgen­
stunden mit der Abriegelung der Sekto­
ren­grenze zwischen Ost- und West-Berlin.
Von den 81 Übergangs­stellen werden
69 geschlossen.
13 August 1961: GDR police and army start
closing the border between the East and
West sectors of Berlin in the early hours of
the morning. Of 81 crossing points, 69 are
closed.
Berlin, Invalidenstraße (Tiergarten), Übergangsstelle für sowjetische Delegationen, die am Jahrestag der sowjetischen
Oktoberrevolution am „Sowjetischen Ehrenmal“ in Berlin-West Kränze niederlegten
Berlin, Invalidenstraße (Tiergarten), crossing point for Soviet delegations, who laid wreaths at the Soviet Memorial in West
Berlin for the anniversary of the Soviet October Revolution
13
14
G E S C H I C H T E / H I S TO RY
Prozess gegen Spione vor dem Obersten Gericht,
Hilde Benjamin, Erste von rechts
Proceedings against spies before the Supreme Court,
Hilde Benjamin, 1st from the right
Hilde Benjamin, auch „Rote Hilde“ ge
nannt, verlangte eine parteiliche
Anwendung der Gesetze. Einem besonders skurrilen Urteil hat der Politik­
wissen­­schaftler Otto Kirch­heimer in
seinem Buch „Political Justice“ unter dem
Titel „Die Ballade vom ermordeten Hund“
weltweite Publizität verschafft.
Hilde Benjamin, also known as “Red Hilde”,
demanded that the laws be applied according to the party line. A particularly absurd
jugdment was given worldwide pub­licity by
the political scientist Otto Kirchheimer in
his book “Political Justice” under the title
“The ballad of the murdered dog”.
Berlin, Oberstes Gericht der DDR
Supreme Court of the GRD
G E S C H I C H T E / H I S TO RY
15
Das Gebäude des Obersten Gerichts der DDR, im Vordergrund der
Grenzübergang Invalidenstraße
The building of the Supreme Court of the GDR, in the foreground the
Invalidenstraße border crossing
Im Hauptgebäude an der Invalidenstraße waren das Ministe­
rium für Gesundheitswesen, die General­staats­anwaltschaft
und das Oberste Gericht der DDR untergebracht. Hier fanden
Gerichtsprozesse statt, die vielen Menschen in schlimmster
Erinnerung geblieben sind. Unter dem Vorsitz (1949–1953)
von Hilde Benjamin – spätere Justizministerin und eine der
bekanntes­ten und berüchtigtsten Figuren der DDR-Geschich­
te – wurden 13 Urteile in den so genannten „Konzern­pro­
zessen“ gesprochen.
Diese richteten sich vor allem gegen Eigentümer von Unter­
nehmen, die sich gegen die Enteignung wehr­ten. Viele Ver­
fah­ren drehten sich um Kriegs- und so genannte „Boykott­
hetze“. Das betraf vor allem die Zeugen Jehovas, Mitglieder
des Bundes deutscher Ju­­­gend sowie die „Kampfgruppe gegen
die Un­mensch­­­­lichkeit“. Ihnen wurden das Verteilen von
Flug­blät­tern und das Planen von Anschlägen zur Last gelegt.
Die Verhandlungen waren ebenso hart wie die Urteile: hohe
Zuchthausstrafen und sogar zwei Todesstrafen, die vollstreckt
wurden. Sämtliche Verhandlungen waren Schauprozesse,
im Politbüro vorbereitet und mit abgesprochenem Strafmaß.
The main building on Invalidenstrasse housed the Ministry of
Health, the Office of the Chief Public Pro­secutor and the
Supreme Court of the GDR. Trials took place here which have
left many people with painful memories. Presided over
(1949–1953) by Hilde Benjamin, who later became Minister of
Justice and one of the best known and most infamous figures
in the history of the GDR, the court handed down 13 judgements in the so-called “company trials”.
These were primarily aimed at the owners of companies that
opposed expropriation. Many trials were concerned with warmongering and so-called “boycott mongering”. This primarily
affected the Jehovah’s Witnesses, members of the Federation of
German Youth and the “Task Force against Inhumanity”. They
were accused of distributing leaflets and planning attacks.
The hearings were just as merciless as the judgments: Long
prison sentences, and even two death sentences were enforced.
Without exception, the hearings were “show trials” prepared
in the Politburo; sentences were set in advance.
16
G E S C H I C H T E / H I S TO RY
Westberliner Polizeibeamter (links) und DDR-Volkspolizist am neuen Grenzübergang Potsdamer Platz. Am 9. November 1989 öffnet die DDR ihre
Grenze nach Westberlin und zur Bundesrepublik; nach 28 Jahren fällt die Mauer
Police officer from West Berlin (left) and an officer of the GDR People’s Police at the new border crossing at Potsdamer Platz. The GDR opens its border
to West Berlin and the Federal Republic of Germany on 9 November 1989; after 28 years, the Wall falls
G E S C H I C H T E / H I S TO RY
17
Eine neue Epoche beginnt
The start of a new area
Mit dem Fall der Mauer kam auch die Stunde der Neuge­
stal­­­tung dieses historischen Bauwerks.
With the fall of the Wall, the time had come for this historical
building to be redesigned.
An den Gebäuden des Regierungs- und Diplomatenkran­ken­
hauses der DDR waren in den Jahren 1973–1990 grundlegende bauliche Veränderungen vorgenommen worden.
Insgesamt wurde das historische Ensemble bewahrt, der
Innenausbau erfolgte jedoch sehr funktional und mit wenig
Rücksicht auf die historischen Gegebenheiten.
In 1973–1990, fundamental structural changes had been
carried out on the buildings of the GDR Government and
Diplomats’ Hospital. The overall historical ensemble had been
retained, but the interior conversion was highly functional,
taking little account of the historical context.
Nach dem Umzugsbeschluss des Bundestages vom 20. Juni
1991 waren als Dienstsitz für das Bundeswir­tschaftsminis­
terium mehrere Standorte im Gespräch. Ursprünglich sollte
es das ehemalige Reichsluft­fahrt­ministerium sein, das zu
DDR-Zeiten als Haus der Minis­terien gedient hatte. Später
kam das Gebäude der Reichsbank in Betracht. Doch 1991
fiel die Ent­schei­dung zugunsten der Invaliden-/Scharn­
horst­straße.
Ziel der Restaurierung war, möglichst viel vom ursprüng­
lichen Zustand des historisch bedeutsamen Gebäudes wiederherzustellen. Das Augenmerk galt ganz besonders dem
Denkmalschutz.
After the resolution to move the government to Berlin was
taken by the Bundestag on 20 June 1991, several possibilities
were discussed for relocating the Federal Ministry of Econo­
mics. Originally, it was to be the former Reich Aviation
Ministry, which had been the “Haus der Ministerien” (Minis­
tries’ Building) under the GDR. Later, the Reichsbank building
was considered. However, the decision was taken in 1991 in
favour of the Invali­den­­strasse/Scharnhorststrasse location.
The aim of the restoration was to recreate as well as possible
the original condition of the historically signi­ficant building.
Particular attention was paid to monum­ent conservation.
09.11.1989: Die DDR öffnet nach 28 Jahren
die Grenzen zur Bundes­repub­lik und zu
West-Berlin.
01.07.1990: Einführung der D-Mark als
Zahlungsmittel in der DDR.
03.10.1990: Die Wiedervereinigung be­
endet die 40-jährige Teilung Deutschlands.
9.11.1989: The GDR opens its borders to the
Federal Republic of Germany and West
Berlin after 28 years.
1.7.1990: The Deutsche Mark is introduced
as currency in the GDR.
3.10.1990: Reunification ends the 40-year
division of Germany.
18
G E S C H I C H T E / H I S TO RY
Mehr Platz als Park: der Invalidenpark
Der Invalidenpark heute
The “Invalidenpark” today
Zur Historie des heutigen BMWi-Gebäudes gehört auch der
Invalidenpark. Als das Invalidenhaus entstand, befanden
sich auf dieser Fläche Gemüsegärten für die Insassen. 1834
wurden die Gärten – vermutlich nach Plänen von Lenné –
zu einem Park umgestaltet, der damals doppelt so groß wie
heute war. Doch Stück für Stück verkleinerte sich die Fläche
im Laufe der Jahre. Es begann 1854 mit der Errichtung der
Inva­li­den­säule. Dann verschlang 1869 der Bau des AugustaHospitals einen großen Teil des Parks. Die Gnaden­kirche,
1891–1895 erbaut, kam dazu. Sowohl die Säule als auch die
Kirche wurden im Zweiten Weltkrieg zer­­stört und später
niedergerissen bzw. gesprengt. Ein Teil des Platzes verkam
zur Lagerstätte für Bau­stel­len­einrichtungen nahe der
Grenze.
Um dieser Trost­losig­keit ein Ende zu bereiten, beauftragte
die Stadt Berlin nach einem Wettbewerb 1990 den
Architekten Christophe Girot, den Park neu zu gestalten.
Seit der Fertigstellung 1997 ist etwa die Hälfte des Platzes
mit Steinplatten bedeckt. Das große Wasserbecken mit
Wasserspielen symbolisiert die „untergehende Berliner
Mauer“. Gepflegte Grün­an­la­gen und der Kinderspielplatz
laden zum Verweilen ein. Und so bleibt es letztlich dem
Wohlwollen und der Phantasie des Besuchers überlassen,
diesen Park als Ort der Ruhe und Besinnung zu betrachten.
G E S C H I C H T E / H I S TO RY
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More a square than a park: the “Invalidenpark”
Die Invalidensäule, 1902
The “Invalidensäule” 1902
Die Gnadenkirche, 1896
The “Gnadenkirche” 1896
In der gusseisernen, 38 m hohen
Invalidensäule führten innen
189 Stufen zu einem Adler mit
einer Spannweite von 8 Metern.
In the cast-iron, 38 m high
“Invalidensäule” 189 steps led inside
to an eagle with a wingspan of
8 metres.
The “Invalidenpark” is also a part of the history of today’s
Federal Ministry for Economic Affairs and Energy building.
When the Invalidenhaus was built, vegetables were cultivated
in this area for the inmates. In 1834, the vegetable plots were
relandscaped into a park – presum­ably in line with Lenné’s
plans. At that time the park was twice its present size. But the
area was reduced, piece by piece, as the years passed. This process started in 1854, when the “Invalidensäule” (column) was
erected. Then, in 1869, the construction of the Augusta
Hospital took up a large part of the park. The “Gnaden­kirche”
(church of mercy), built from 1891 to 1895, was added. Both
the column and the church were destroyed in World War II,
and later demolished. Some of the square was reduced to storage for building-site equipment near the border.
To put an end to this dreariness, a competition was held in
1990 and the architect Christophe Girot named to redesign
the park. After its completion in 1997, roughly half of the
square was covered in flagstones. The large basin with waterworks symbolises the “downfall of the Berlin Wall”. Well cared
for green spaces and the child­ren’s playground invite the visitor to stay awhile. And thus, it is largely left to the benevolence
and imagination of the visitor to see this park as a place of
peace, quiet and reflection.
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G E S C H I C H T E / H I S TO RY
Ein ruhiger Nachbar: der Invalidenfriedhof
A quiet neighbour: the “Invalidenfriedhof”
Das Grabmal des Generals Gerhard von Scharnhorst (mit liegendem Löwen)
The gravestone of General Gerhard von Scharnhorst (with reclining lion)
Auch der Friedhof ist Zeuge bewegter Epochen. Zeit­gleich
mit dem Invalidenhaus errichtet, sollten hier einfache
Soldaten, aber auch Generäle ihre letzte Ruhe­stätte finden.
Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahr­hun­derts galt es als eine
Ehre, auf dem Invalidenfriedhof beigesetzt zu werden. Im
späten 19. Jahrhundert wurden hier bedeutende Zivil­perso­
nen beerdigt.
Neben dem preußischen General Gerhard von Scharn­horst
(1755–1813), der 1813 in den Befreiungskriegen gefallen
war und nach dem die höchste militärische Auszeichnung
der DDR benannt war, liegen hier auch der Mitbegründer
der deutschen Turnbewegung Karl-Friedrich Friesen, der
Maschinenfabrikant Friedrich Wöhlert (1798–1877), der
Philosoph Ernst Troeltsch (1865–1923), der Hofmaurer
Carl Rabitz (1823–1891) und der Kampf­flie­ger Manfred von
Richthofen (1892–1918), der 1975 aber nach Wiesbaden
überführt wurde.
Letztendlich nutzten auch die Nationalsozialisten den
Friedhof zur Heldenverehrung. Erst der Alliierte Kon­trollrat
setzte dem 1945 ein Ende. Er verfügte die Ent­fernung aller
militaristischen und nationalsozialistischen Denkmäler.
1951 schloss die Berliner Verwal­tung die Anlage als Fried­­
hof. Nun wurde es still um den Invalidenfriedhof. Direkt an
der Grenze gelegen, verblieb ein Großteil als Grenzstreifen
oder Wiese, auf den eingeebneten Gräbern nahe dem Kanal
entstanden eine Sperrmauer und ein Asphaltweg. Nach
dem Mauerfall 1989 waren von ehemals 3.000 Gräbern nur
noch 260 erhalten. 1992 begann man mit der Restau­rierung
des Friedhofes. Eine schwierige Aufgabe, denn es galt zu
entscheiden, welche Gräber rekonstruiert werden sollten
und warum. Trotz der Verwüstungen ist der Invaliden­
friedhof immer noch ein einzigartiger Ort der Berliner
Begräbniskultur der letzten 250 Jahre. Neben frühen klassizistischen Zeugnissen gibt es auch Beispiele des Barocks,
des Jugendstils und der neuen Sachlichkeit. Deshalb steht
der Friedhof seit 1990 unter Denkmalschutz.
G E S C H I C H T E / H I S TO RY
21
Das bedeutendste Grabmal auf dem
Invalidenfriedhof ist das für Gerhard von
Scharnhorst. Es wurde von Karl Friedrich
Schinkel (1781–1841) und den Bildhauern
Christian Daniel Rauch (1777–1857) und
Friedrich Tieck (1776–1851) geschaffen
und gilt als Meilenstein in der Entwicklung
des klassizistischen Grabdenkmals. Auf
dem Sarkophag thront ein schlafender
Löwe aus Bronze.
The most important gravestone on the
“Invaliden­fried­hof” (disabled war veterans’
cemetery) is that of Gerhard von Scharn­horst.
It was created by Karl Friedrich Schinkel
(1781–1841) and the sculptors Christian
Daniel Rauch (1777–1857) and Friedrich
Tieck (1776–1851), and is con­­sidered to be a
milestone in the development of Classi­­­cal
gravestones. A sleeping bronze lion is enthroned on the sarcophagus.
Die Königs-Linde auf dem Invalidenfriedhof, 1897
The King’s linden tree at the “Invaliden­fried­hof”, 1897
The cemetery also bears witness to a tumultuous past. Built at
the same time as the Invalidenhaus, it was to provide a final
resting place for simple soldiers, as well as Generals. Since the
second half of the 19th Century, it has been considered an
honour to be buried in the Invalidenfriedhof. Important civilians were buried here in the late 19th Century.
In addition to the Prussian General Gerhard von Scharnhorst
(1755–1813), who fell in 1813 in the Wars of Liberation, and
after whom the highest military decoration of the GDR was
named, the cemetery also houses the co-founder of the
German gymnastics movement, Karl-Friedrich Friesen, the
machinery manufacturer Friedrich Wöhlert (1798–1877), the
philosopher Ernst Troeltsch (1865–1923), the court mason
Carl Rabitz (1823–1891) and the air fighter Manfred von
Richthofen (1892–1918), who was however transferred to
Wiesbaden in 1975.
The National Socialists, finally, also used the cemetery to honour heroes. It was the Allied Control Council which put a stop
to that in 1945, ordering the removal of all militaristic and
National Socialist monuments. The Berlin administration
closed the complex as a cemetery in 1951. Nothing more was
now heard about the Invaliden­fried­hof. Situated directly on
the border, a large section was used as a border strip or meadow, while a wall and a tarred path were constructed on the
flattened gravestones near the canal. After the fall of the Wall
in 1989, only 260 graves remained out of the former number
of 3,000. Restoration of the cemetery began in 1992. It was a
difficult task since it had to be decided which graves were to
be reconstructed and why. Despite the devastation, the
Invalidenfriedhof still holds a unique place in the Berlin burial
culture of the last 250 years. In addition to bearing witness to
the early Classical style, there are also examples of Baroque,
Jugendstil and the New Objectivity. The cemetery has been
listed since 1990 for these reasons.
22
G E S C H I C H T E / H I S TO RY
Das Bundesministerium für Wirtschaft
und Energie ­– gestern und heute
Mit seinem „allerhöchsten Erlass“ rief Kaiser Wilhelm II.
1917 das Reichswirtschaftsamt ins Leben: „Zum Schutze, zur
Förderung und zur Steuerung der Wirtschaft.“ Dieses Amt,
später umbenannt in Reichswirt­schafts­ministe­­rium, gilt
als Vorläufer des heutigen Bundeswirt­schaftsministeriums.
Nach der Machtübergabe an Hitler verlor es an Einfluss.
Das Reichswirtschafts­­­minis­­te­­rium war im Wesentlichen für
die Versorgung der Zivilbevölkerung und die Organisation
der wirtschaftlichen Selbstverwaltung zuständig, bevor es
am Kriegsende zerfiel.
Eduard-Hamm-Bibliothek
Eduard Hamm Library
Am 23. September 1944 verlor der ehemalige
Reichswirtschaftsminister Eduard Hamm in
Gestapo-Haft sein Leben. Der überzeugte
Demokrat erkannte früh die Gefahr des
Nationalsozialismus und warnte schon zu
Beginn der 1920er Jahre vor Hitler. Das
Bundesministerium für Wirtschaft und
Energie hat zur Erinnerung an diesen aufrechten Demokraten und wichtigen
Wirtschaftspolitiker der Weimarer Republik
die Bibliothek des Ministeriums in Berlin
nach Eduard Hamm benannt.
Auf Initiative und unter der Kontrolle der Besatzungsmächte
entstand im September 1946 das Verwaltungs­amt für Wirt­
schaft. Es wurde im westfälischen Minden errichtet, wo sich
das Zentralamt für Wirtschaft der britischen Besatzungs­zone
befand. Doch erst mit der Er­richtung der Verwaltung für
Wirtschaft des Vereinig­ten Wirtschaftsgebietes (VfW) in
Frankfurt am Main wurde 1947 ein überzonales Gesetz­ge­
bungs­­organ ge­­schaffen. Deren erster Direktor war Johannes
Semler. Er war der Sache nach Minister, durfte sich aber noch
nicht so nennen. Sein im März 1948 gewählter Nach­folger
Ludwig Erhard gewann als Direktor der VfW größte Bedeu­
tung bei der Erarbeitung der Prinzipien der Sozialen Markt­
wirtschaft. Nach der Gründung der Bundes­republik Deutsch­
land wurde sie in das Bundes­ministerium für Wirtschaft eingegliedert. Im Zeichen der Sozialen Markt­­wirt­schaft begann
der schnelle und erfolgreiche Wiederauf­bau der deutschen
Wirtschaft. Mit der Schaffung der Hand­werks­ordnung 1953,
dem Gesetz gegen Wettbewerbs­be­schrän­kungen 1957, der
Unterzeichnung der Römi­schen Verträge über die Europä­
ische Wirtschafts­ge­meinschaft und die Euro­päische Atom­
gemein­schaft 1958 und dem Stabilitäts- und Wachstums­ge­
setz von 1967 ergaben sich wichtige Aufgabenschwerpunkte
für das Wirtschafts­minis­te­rium. Später nahmen struktur­
politische Frage­stel­lun­gen an Bedeutung zu. In den vergangenen Jahr­zeh­n­ten wurden die Kom­pe­tenzen des Minis­
teriums teilweise neu geordnet.
G E S C H I C H T E / H I S TO RY
The Federal Ministry for Economic Affairs
and Energy – yesterday and today
In 1917, Kaiser Wilhelm II issued a “supreme decree” calling
the Imperial Department of Economics into being. Its purpose
was “to protect, to promote and to guide the economy”. This
department, which was later renamed the Imperial Ministry
of Economics, is considered to be the forerunner of today’s
Federal Economics Ministry. The imperial ministry’s influence
declined after Hitler took power. Before collapsing at the end
of World War II, the Imperial Economics Ministry’s main responsibilities were to provide for the civilian population and
to organise the self-regulation of the economy.
Under the initiative and control of the occupying powers, the
German Economics Administration (Verwaltungsamt für
Wirtschaft) was created in September 1946. It was set up in
the North Rhine-Westphalian city of Minden, where the
Central Economics Administration of the British occupation
zone was located. However, it was not until the Bizonal
Economics Administration (Ver­wal­tung für Wirtschaft des
Vereinigten Wirtschaftsge­bie­tes, VfW) was established in
Frankfurt am Main in 1947 that a multizonal legislative
organ was brought into being. The VfW’s first director was
Johannes Semler. He functioned essentially as a minister, but
could not be named as such. Ludwig Erhard, who was chosen
as Semler’s successor in March 1948, gained immense significance for developing the principles of the socialmarket economy while serving as VfWdirector. After the Federal Republic
of Germany was founded in 1949, the Bizonal Economics
Administration was integrated into the Federal Ministry of
Economics. Guided by the princi­ples of the socialmarket economy, Germany launched its rapid and successful economic
recovery. Key pieces of German and European legislation
formed the basis for some of the Economics Ministry’s most
important res­pon­sibilities during the early years of the Federal
Republic. This legislation included the Crafts Code (1953), the
Act against Restraints on Competition (1957), the Rome Treaties
establishing the European Economic Community and the
European Atomic Energy Community (signed in 1958) and the
Stability and Growth Act (1967). In later years, the Ministry
also dealt increasingly with issues of structural policy. The
Ministry’s responsibilities have undergone partial reorga­
nisation in recent decades.
Namensgebung der Eduard-Hamm-Bibliothek durch
Bundesminister Sigmar Gabriel am 23. September 2014
Naming of Eduard Hamm Library by the Federal minister
Sigmar Gabriel, 23rd September 2014
On 23 September 1944, the former Minister
of Economics Eduard Hamm lost his life in
a Gestapo prison. The committed democrat
had been quick to perceive the dangers of
National Socialism and warned his countrymen against Hitler back in the early
1920s. In memory of this upstanding democrat and leading economic policy maker of
the Weimar Republic, the Federal Ministry
for Economic Affairs and Energy has
named its library after Eduard Hamm.
23
24
G E S C H I C H T E / H I S TO RY
Der heutige Dienstsitz des Ministeriums liegt in der „Mitte“
Berlins. Fast nebenan befinden sich die Gebäude der Charité
oder auch der Hamburger Bahnhof, heute Museum für
Gegenwart. Der Berliner Hauptbahnhof ist ebenfalls ganz in
der Nähe, und auch das Bundeskanzleramt, das
Reichstagsgebäude und die anderen
Parlamentsgebäude sind nicht weit.
Heute arbeiten im Berliner Dienstsitz
des BMWi etwa 1.200 Menschen, rund
350 Mitarbeiter sind in Bonn tätig. Ihre
Aufgaben sind ein Spiegelbild des
Wirtschaftsgeschehens.
Today the Ministry is located in the centre of Berlin. Directly
nearby are the buildings of the Charité hospital and the
Hamburger Bahnhof, today a museum of contemporary art.
Berlin’s main station is close by as well and the Federal
Chancellery, the Bundestag and other parliamentary buildings
are only a short distance away.
Approximately 1,200 people work at the
Berlin location of the Federal Ministry for
Economic Affairs and Energy, about 350
staff are employed in Bonn. Their works
mirrors the economic activity that takes
place in Germany.
The task of the Federal Ministry for Eco­
Aufgabe des BMWi ist die Gestaltung einer
nomic Affairs and Energy is to fashion a
modernen Wirtschaftspolitik mit dem
modern economic policy aimed at securing
Ziel, nachhaltigen Fortschritt zu sichern
sustainable economic progress and
und Wohlstand und sozialen Zusammen­
strengthening prosperity and social cohehalt in Deutschland zu stärken. Dabei setzt
sion in Germany. In the process it focuses on
es auf Zukunftsinvestitionen, auf Inno­
future investments, on innovations, on effivationen, auf leistungsfähige Infra­struk­
Ludwig-Erhard-Büste in Gebäude A
Ludwig
Erhard
Bust
in
Building
A
cient infrastructure, on the integration of
turen, auf die Integration von Arbeits­
work forces and the internationalization of
kräften und auf die Internationa­lisierung
the German economy. It is essential to conder deutschen Wirtschaft. Im intensiven
sistently revitalize the principles of the social market economy
Dialog und in einer vertrauensvollen Kooperation mit
through intensive dialogue and trustful cooperation with citiBürgerinnen und Bürgern, mit Wirtschaft und Gewerk­
zens, economy and unions.
schaften gilt es immer wieder aufs Neue, die Soziale
Marktwirtschaft mit Leben zu füllen.
„Wir müssen uns entweder bescheiden
oder mehr arbeiten. Die Arbeit ist und
bleibt die Grundlage des Wohlstandes.“
Ludwig Erhard, 1963. Als der Begründer
der Sozialen Marktwirtschaft ist das
Wirken Ludwig Erhards bis heute von
zentraler Bedeutung für die Arbeit im
Bundesministerium für Wirtschaft und
Energie. Erhard prägte als Wirt­schafts­
minister (1949 –1963) und späterer Bundes­
kanzler (1963 –1966) den Aufstieg der
Bundesrepublik zu einer führenden
Industrienation.
“We either have to be satisfied with less, or
we have to work more. Work is and will remain the foundation for prosperity.” Ludwig
Erhard, 1963. Ludwig Erhard stands as the
founder of the social market economy, and
to this very day his efforts continue to be of
vital importance for the work of the Federal
Ministry for Economic Affairs and Energy.
First as Economics Minister (1949–1963)
and then as Federal Chancellor (1963–1966),
Erhard played a fundamental role in shaping Germany’s rise to the ranks of leading
industrial nations.
G E S C H I C H T E / H I S TO RY
25
Die Wirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland
The federal ministers of Economics of the Federal
Republic of Germany
16 Minister folgten inzwischen dem ersten Bundes­minister
für Wirtschaft, Ludwig Erhard, in diesem Amt.
16 ministers followed until today the first German Federal
Minister of Economics, Ludwig Erhard, in this position.
Ludwig Erhard (CDU),
1949–1963
Kurt Schmücker (CDU),
1963–1966
Karl Schiller (SPD),
1966–1972
Helmut Schmidt (SPD),
1972
Hans Friderichs (FDP),
1972–1977
Otto Graf Lambsdorff
(FDP), 1977–1982 und
1982–1984
Manfred Lahnstein
(SPD), 1982
Martin Bangemann
(FDP/DVP), 1984–1988
Helmut Haussmann
(FDP/DVP), 1988–1991
Jürgen Möllemann
(FDP), 1991–1993
Günter Rexrodt (FDP),
1993–1998
Werner Müller
(parteilos), 1998–2002
Wolfgang Clement (SPD),
2002–2005
Michael Glos (CSU),
2005–2009
Karl-Theodor zu
Guttenberg (CSU), 2009
Rainer Brüderle (FDP),
2009 –2011
Philipp Rösler (FDP),
2011–2013
Sigmar Gabriel (SPD),
seit 2013
26
Architektur
Architecture
Im Sommer 1995 verpackte der Aktions­
künstler Christo den Reichstag. Ein gigantisches Kunststück, das über 5 Millionen
Besucher anlockte. Nach Ab­schluss der
Um­­bau­­arbeiten (Anfang des Jahres 2000)
fielen auch beim BMWi die „Hüllen“.
In the summer of 1995 the environmental
artist Christo wrapped the Reichstag. This
was a gigantic work of art which attracted
more than 5 million visitors. Once the conversion work was complete (start of 2000)
the veil was also lifted on the BMWi.
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
27
Eine komplexe Aufgabe
A complex task
1991 begann der Ausbau des Gebäudekomplexes zum
heutigen Bundeswirtschaftsministerium. Das Ziel aller
Baumaßnahmen war die historische und städtebauliche
Wiederherstellung dieses geschichts­trächtigen Gebäude­
komplexes. Auf der anderen Seite soll­ten im Ministerium
moderne Arbeitsplätze mit der entsprechenden Büround Telekommu­nikations­aus­stattung entstehen. Beide
An­sprü­che harmonisch zu­sammen­zufügen, das war eine
echte Heraus­for­de­rung für alle Beteiligten.
Zudem waren sowohl bei der Sanierung der Altbauten als
auch bei der Errichtung der neuen Gebäudeteile Prinzipien
des wirtschaftlichen und umweltfreund­li­chen Bauens zu
­beachten.
Blick vom Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal
View from the Berlin-Spandau navigation canal
In 1991 the reconstruction of the ensemble to host the Federal
Ministry began. The aim of the construction activity was to
restore this historical complex of buildings from the perspective of historical preservation and urban development. On the
other hand, modern workplaces were to be created in the
Ministry with all the necessary office and telecommunication
equipment. It was a true challenge for all concerned to combine these demands harmoniously.
Additionally, the principles underlying economic and environmentally-friendly building methods were to be borne in
mind, both in restoring the old buildings and in constructing
the new sections.
28
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
Um das Invalidenhaus wieder als Einheit zu gestalten, wurde ein Erweiterungsbau (Gebäude G) in Form des ursprünglichen Haupttraktes errichtet. Er verbindet die denkmalgeschützten Reste, also die ehemaligen Seitenflügel des Hauses
(Gebäude E und F). Dem Haupt­haus ist ein Sockel vorgelagert, der durch Lichthöfe und Pavillons gegliedert ist.
Repräsentative Zugänge wie der an der Invali­den­stra­ße
wurden detailgetreu restauriert. Auch die Einfahrt durch
die Rotunde in den Goerckehof ist nach ihrer Sanierung
wieder voll befahrbar. Außer­dem gibt es Zufahrten vor
und hinter dem Invaliden­haus.
In order to design the Invalidenhaus as a single unit once
more, an annex (Building G) was built in the shape of the original main section. It links the remains of the original structure,
which have historical monument status and comprise the former side wings of the build­ing (Buildings E and F). There is a
base in front of the main building which is structured with
light-wells and pavilions.
Representative access points, such as that on Invali­den­strasse,
were restored in line with the original details. Following its
restoration, the vehicular entrance through the rotunda into
the “Goerckehof” can be driven through once more. There is
also vehicular access both in front of and behind the
Invalidenhaus.
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
Gebäude G vom Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal aus gesehen
Building G from the Berlin-Spandau navigation canal
Goerckehof mit Brunnenanlage von Annette Sauermann
Goercke Courtyard with fountain by Annette Sauermann
29
30
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
Zur Übersicht
C
A
D
B
Die ehemalige Kaiser-Wilhelms-Akademie wurde von 1905
bis 1910 nach Plänen der Architekten Cremer & Wolffen­
stein im Neobarock – typisch für Staatsbauten der damaligen Zeit – erbaut. Sie umfasst die Gebäude A, B, C und D.
Das so genannte Invalidenhaus wurde 1746 bis 1748 nach
Plänen von Isaak Jakob von Petri erbaut. Der Mitteltrakt des
U-förmigen Komplexes ist im Zweiten Weltkrieg zerstört
worden. Übrig blieben nur die beiden Seitenflügel, die
Gebäude E und F. Jetzt stellt das neu erbaute Gebäude G als
Querachse die optische Harmonie wieder her.
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
Overview
Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal
G
E
F
The former Kaiser Wilhelm Academy was built between 1905
and 1910 in the neo-Baroque style – typical of state buildings
at that time – according to plans by the architects Cremer &
Wolffenstein. It comprises Buildings A, B, C and D. The socalled Invalidenhaus was built between 1746 and 1748 according to plans by Isaak Jakob von Petri. The middle section
of the U-shaped complex was destroyed in World War II. Only
the two side wings were left, Buildings E and F. Now, the newly-built Building G, creating a transverse axis, has restored the
visual harmony.
31
32
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
Planen, konstruieren, restaurieren
Planning, building, restoring
Seitenflügel des Invalidenhauses, 1920
Side wing of the Invalidenhaus, 1920
Der Gebäudekomplex trägt die Handschrift von Archi­tek­
ten aus verschiedenen Epochen. Der Ab­schluss der architektonischen Umgestaltung des Invalidenhauses bzw. der
ehemaligen Kaiser-Wilhelms-Akademie zum Dienstsitz
des BMWi erfolgte durch das Berliner Büro der Architek­
ten­ge­meinschaft Baumann & Schnittger. Notwendig dafür
war ein gründliches Studium der historischen Quellen, um
den geschichtlichen Charak­ter des Hauses zu verstehen.
Denn die zu restaurieren­den Altbauteile und die notwendig
gewordenen Neubauten sollten städtebaulich ein einheit­
liches Ensemble bilden.
The complex bears the imprints of architects of various eras.
The final architectural conversion of the Invali­den­­haus and of
the former Kaiser Wilhelm Academy to become the seat of the
Federal Ministry for Economic Affairs and Energy was carried
out by the Berlin office of the Baumann & Schnittger architects’ partnership. To do this, it was necessary to undertake a
detailed study of the historical sources in order to understand
the his­torical nature of the building. The old building sections
which were to be restored and the necessary new build­ings
had to create a uniform whole within an urban planning
context.
Südlicher Teil, Gebäude G
Southern section, Building G
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
33
Die Architekten:
Isaak Jakob von Petri, 1746–1748
Cremer & Wolffenstein, 1905–1910
Baumann & Schnittger, 1991–1999
The architects:
Isaak Jakob von Petri, 1746–1748
Cremer & Wolffenstein, 1905–1910
Baumann & Schnittger, 1991–1999
Blick auf das Gebäude vom Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal
View towards the building from the Berlin-Spandau navigation canal
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ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
Ehemalige Aula, ca. 1925/1932
The former Great Hall around 1925/1932
Die renovierte Aula
The renovated Great Hall
Sanierung und Umbau der ehemaligen Aula
Renovation and conversion of the former Great Hall
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
35
Der Gebäudeteil D, in dem sich ursprünglich die Zimmer
der angehenden Militärärzte befanden, wurde 1991 im ersten Bauabschnitt geplant und hergerichtet. Seine Zimmer­
struktur eignete sich sowohl für ein Krankenhaus als auch
für ein Bürogebäude. Seit 1994 war Haus D Außenstelle des
BMWi.
Building section D, in which the rooms of soldiers study­ing to
be military doctors were originally located, was planned and
implemented in 1991 in the first phase of building. Its floor
plan made it suitable both as a hospital and as an office building. From 1994 onwards, Buil­ding D housed a branch of the
Federal Ministry for Economic Affairs and Energy.
Anschließend begann der aufwendige zweite Bau­abschnitt.
Auch hier lautete eine Vorgabe: viele Büro­räume, keine
Repräsentationsräume, da diese bereits im Altbau vorhanden waren. Etwa 35 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des
beauftragten Architekturbüros widmeten sich über einen
Zeitraum von fast 10 Jahren dieser Aufgabe. Und Thomas
Baumann blickt zufrieden auf das Ergebnis seines Schaffens
als Archi­tekt, das er als die bislang größte Herausfor­de­
rung seiner Archi­tek­tenlaufbahn bezeichnet.
Subsequently, the extensive second phase of construc­tion work
commenced. Here too, the goal was to create a large number
of offices, but no representative rooms since these were already
available in the old building. Roughly 35 employees at the architects’ office which received the commission dealt with this
task over a period spanning almost ten years. And Thomas
Baumann looks back with satisfaction on the result of his
work, which he calls the high point in his career as an architect.
Dachgeschoss im Gebäude G
Top floor of Building G
36
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
Das Gebäude A
Building A
Hinter dieser schlichten Bezeich­nung verbirgt sich das
Hauptgebäude der ehemaligen Kaiser-Wilhelms-Akademie.
Der repräsentative Altbau an der Invaliden­str­a­ße wird von
einem mächtigen Mansardendach be­deckt. Zu­sammen mit
den Gebäuden B, C und D belegt er als so genanntes
„Haupthaus“ eine Fläche von 13.800 m2. Die Fassade im
frideri­zia­nischen Barock besteht aus einem edlen Material:
Wünschel­burger Sandstein. Alle übrigen Fassaden be­kamen
nur einen wetterfes­­t­en Putz. Das dreigeschossige Gebäude
erhielt neben zwei seitlichen Vorsprüngen einen auffälligen
Mittel­bau mit einem repräsentativen Trep­pen­haus.
This simple designation covers the main building of the former
Kaiser Wilhelm Academy. The representative old building on
Invalidenstrasse bears a mighty mansard roof. Together with
Buildings B, C and D, it takes up a surface area of 13,800 m2 as
the “primary structure”. The façade in “Frederick the Great” baroque style is made of costly material: Wünschelburg sandstone.
All the other façades were given only weather-proof render­ing.
The building contains three floors; its prominent central unit
houses a grand staircase and is flanked at the building’s corners
by protruding vertical panels.
Gebäude A, von der Invalidenstraße aus gesehen
Building A, seen from Invalidenstraße
Nicht zuletzt die Wünsche Kaiser
Wilhelms II. brachten die Baukosten für
die Kaiser-Wilhelms-Akademie auf die für
damalige Verhältnisse astronomische
Summe von 6,5 Mio. Mark.
Owing not least to the demands of Kaiser
Wilhelm II, construction costs for the Kaiser
Wilhelm Academy reached the sum of
6.5 million Marks, an astronomic figure at
that time.
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
Ehemaliger Eichensaal, ca. 1925/1932
The former Oak Hall around 1925/1932
Der renovierte Eichensaal
Renovated Oak Hall
Die repräsentative Eingangshalle des Vestibüls
The representative foyer of the vestibule
Die Galerie des Vestibüls
The vestibule gallery
Ehemaliger Konferenzraum, ca. 1925/1932
The former Conference Room around 1925/1932
Konferenzraum heute
Conference Room today
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38
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
Das Gebäude B
Building B
Die Bibliothek mit Lese­saal und Bücher­
ma­gazinen nimmt fast den gesamten
Ostflügel des Haupt­ge­bäu­des an der
Scharn­horststraße ein. Durch figürliche
Reliefs ist diese Nutzung auch an der
Außenfassade ablesbar.
The Library with the reading room and
stacks takes up almost the entire East wing
of the main building on Scharnhorst­strasse.
Figures in relief on the exterior façade indicate the purpose of the rooms within.
An die Seitenfront des Hauptgebäudes schließt sich ein
zweigeschossiges Bauwerk an: das Gebäude B. Früher waren
in diesem niedrigen Verbindungsbau an der Scharn­horst­
straße die Hörsäle der angehenden Militärärzte. Architekto­
nischer Glanzpunkt des Hauses ist der halbrunde Mittel­
pavillon. Als zentraler Zugang zum ganzen Komplex dient
eine Hofeinfahrt, die den fast 5.000 m2 großen so genannten Goercke­hof mit der Scharnhorststraße verbindet. In
diesem Hof ist auch die offizielle Vorfahrt: Minister, Staats­
sekretäre und deren Gäste fahren direkt über die historische
Zu­­fahrt bis vor den Hofeingang des Lei­tungs­be­rei­ches.
A two-storey building is attached to the side front of the main
building: Building B. Originally, the lecture halls of the soldiers studying to be military doctors were locat­ed in this low
connecting building on Scharnhorst­strasse. The architectural
highlight of the building is the semi-circular central pavilion.
A courtyard entrance serves as a central access to the entire
complex, which links the almost 5,000 m2 “Goerckehof” with
Scharn­horststrasse. This courtyard is also the official vehicular
access: Ministers, Secretaries of State and their guests drive
directly via the historical access road up to the court­yard
entrance of the working area.
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
Hofansicht des Gebäudes B
View of the courtyard in Building B
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ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
Blick vom Goerckehof aus auf Gebäude C
View from the “Goerckehof” to Building C
Blick vom Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal
View from the Berlin-Spandau navigation canal
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
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Das Gebäude C
Building C
Zum Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal hin verlängert das
Gebäude C die Seitenansicht des Haupt­hau­ses. In dem dreigeschossigen Verbindungsbau befanden sich früher die
Laborräume der militärärztlichen Akade­mie. Zusammen
mit Gebäude B durchlief dieser Trakt in seiner Nutzung eine
ausgesprochen wechselvolle Geschichte. Er beherbergte u. a.
das Oberste Gericht, die Generalstaatsanwaltschaft und das
Ministerium für Gesundheitswesen der DDR.
Bordered by the Berlin-Spandau navigation canal, Building C
lengthens the side view of the main building. The three-floor
connecting building is where the labo­ratory facilities of the
military medical academy were once to be found. Together
with Building B, this section has experienced a wide range of
uses. It has housed, amongst other things, the Supreme Court,
the Office of the Chief Public Prosecutor and the GDR Ministry
of Health.
42
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
Gebäude D vom Goerckehof aus gesehen
Building D seen from “Goerckehof”
Die Belüftung der Kaiser-WilhelmsAkademie, die durch Überdruck- und
Unterdruck­lüftungsanlagen funktionierte, war eine architektonische
Be­sonderheit für die damalige Zeit.
The ventilation of the Kaiser Wilhelm
Academy, which worked via overpressure
and underpressure systems, was new to the
architecture of the age.
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
43
Das Gebäude D
Building D
Nach Norden hin begrenzt ein monumentaler Flügel den
Akademiekomplex: das Gebäude D. Auf einer Grundfläche
von 6.565 m2 gruppiert es sich um acht Innen- und Licht­
höfe, einer von ihnen ist der so ge­­nannte Cotheniushof.
In diesem Gebäude befanden sich ursprünglich Internats­
räume für bis zu 300 Studenten. Von 1951 bis 1973 diente
der Wohn­trakt passend zur medizinischen Bestimmung der
ehemaligen militärärztlichen Akademie als Re­gierungs­
kranken­haus. Durch die räumliche Aufteilung eignet sich
dieser Bau besonders als Bürogebäude. Im ersten Bau­
abschnitt wurde er bereits 1994 fertig gestellt und ist seitdem Dienststelle des BMWi.
To the North, a monumental wing borders the academy complex: Building D. On a building area of 6,565 m2, it is grouped
around eight interior courtyards and light-wells, one of which
is the so-called “Cotheniushof”. In this building in the Kaiser’s
time, there were domitories for up to 300 students. From 1951
to 1973, the accommodation wing was used as a Government
Hospital, which was appropriate to the original medical intention of a former military medical academy. The spatial division of this building makes it particularly suitable for offices.
It was completed in the first phase of construc­tion, back in
1994, and has housed a part of the Federal Ministry for
Economic Affairs and Energy since that time.
Dr. Johann Goercke (1750–1822), Leibarzt
Friedrichs des Großen, Arzt im Generals­
rang, war Gründer der Sanitäts­truppe im
preußischen Heer.
Dr. Johann Goercke (1750–1822), personal
physician of Frederic the Great, physician
with the rank of General, was the founder
of the ambulance group in the Prussian
Army.
44
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
Die Gebäude E und F
Building E and F
Wie verwaist standen sie da, die Gebäude E und F, als restliche Seitenflügel des ehemals zusammenhängen­den
Invalidenhauses. 1746–1748 nach Plänen des Ar­­chitekten­
kapitäns Isaak Jakob von Petri erbaut, um­schloss der
U-förmige Komplex den so genannten Kanonen­hof. Der
Mitteltrakt fiel dem Bombardement des Zweiten Welt­kriegs
zum Opfer, so dass nur die Seiten­flügel er­­halten blieben.
Wie zwei unabhängige Ge­bäu­de zeig­ten sie keine Beziehung
mehr zueinander. Der optische Zu­sammenhang des
Ensembles war nicht mehr nach­voll­ziehbar. Im Gebäude E
war die Bausubstanz aus dem 18. Jahrhundert noch einigermaßen gut erhalten. Das Gebäude F wurde nach dem Krieg
von der Natio­na­­len Volksarmee der DDR genutzt und umgebaut. Nach der Wiedervereinigung wurden beide Seiten­
flügel des In­validenhauses aufwendig und liebevoll für ihre
neue Nutzung restauriert.
Buildings E and F, the remaining side wings of the Inva­
lidenhaus, which had previously been interconnected, stood
alone as if orphaned. Constructed in 1746–1748 according to
plans by architect Isaak Jakob von Petri, a U-shaped complex
surrounded the so-called “Kanonen­hof”. The middle section
fell victim to bombs in World War II, so that only the side
wings remained. Now seem­ing to be two independent buildings, they appeared not to have any connection to each other.
It was no longer possible to see the visual continuity within
the complex. The structural substance of Building E from the
18th Century was still quite well preserved. Building F was
used and converted by the GDR’s National People’s Army after
the War. After German reunification, both wings of the
Invaliden­haus were restored for their new use with much
effort and love.
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
Seitenansicht des Gebäudes F, früheres Invalidenhaus
Side view of Building F, former Invalidenhaus
Historische Treppe im Invalidenhaus wurde erhalten
The historic staircase in the Invalidenhaus was preserved
Fassadendetail des Gebäudes E
Façade detail of Building E
45
46
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
Übergang von Gebäude G zum
alten Invalidenhaus (Gebäude E)
Glass seam joining Building G and
the Invalidenhaus (Building E)
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
47
Das Gebäude G
Building G
Um das historische Ensemble des Invalidenhauses städtebaulich wieder komplett und verständlich zu machen, entwarfen
die Architekten Baumann und Schnittger einen hochmoder­
nen Ergänzungsbau: das Gebäude G.
In order to make the historical complex of the Invaliden­haus
complete and comprehensible again in the context of urban
development, the architects Baumann and Schnittger planned
a very modern extension: Building G.
Dieses neue Bauwerk nimmt die historischen Formen und
Proportionen auf, wie z. B. Höhen, Längen, Dach­gestaltung
und Fassade. Aber es interpretiert sie gleich­zeitig auf moderne Weise mit zeitgemäßen Mitteln. Deutlich wird dies an
dem Satteldach, das nur auf der Innenhofseite mit Ziegeln
bedeckt ist. Dort bildet es mit den historischen Seiten­flü­geln
der Häuser E und F ein optisches Ensemble. Die Vorderfront
am Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal wird dagegen von
High­tech bestimmt: durch eine 180 m lange Photo­vol­taik­
anlage. Gleichsam als Zeichen von Respekt sitzt zwischen den
alten und neuen Gebäuden eine gläserne Fuge, die den
Übergang markiert und die gedankliche Distanz herstellt.
Durch Ausnutzung des abfallenden Geländes ergibt sich auf
der Kanalseite ein Sockel, sozusagen ein viertes Geschoss.
Als großzügige grüne Terrasse erstreckt es sich fast bis zum
Kanalufer.
This new building retains the historical shapes and proportions, for example the heights, lengths, design of the roof and
the façade. However, it also interprets them in a modern manner, using contemporary materials. This is made clear by the
gable roof, which is only tiled on the interior court­yard side.
The front giving onto the Berlin-Spandau navigation canal,
in contrast, is defined by high-tech: a 180 m-long photovoltaic
system. In addition, a glass seam is located between the old
and new buildings, as a sign of respect marking the transition
and creating conceptual distance. By using the sloping land,
a base is created on the canal side, virtually like a fourth floor.
It reaches almost to the bank of the canal in a generous green
terrace.
Südansicht des Gebäudes G
South view of Building G
48
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
Renovierter Eichensaal
Renovated Oak Hall
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
Fassadendetail des Gebäudes A, Innenhof
Façade detail of Building A, interior courtyard
Liebe zum Detail
Attention to detail
Wenn man Barock, Historismus und Moderne in einem
Komplex verschmelzen will, muss man den De­tails besondere Aufmerksamkeit widmen. Dabei standen die Säle aus
denkmalpflegerischer Sicht im Vorder­grund. So wurden
z. B. im historischen Eichensaal (Gebäude A) die alten
Wandpaneele aufgearbeitet. Auch das Eichenparkett im
Fischgrätmuster bekam eine Schön­heits­kur. Bei den
Hausfassaden verfuhr man dagegen nach einem anderen
Konzept: Bewusst verzichtete man auf eine historisierende
Darstellung fehlender Orna­men­te und Figuren und ersetzte
sie stattdessen durch moder­ne Ergänzungen – immer in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz.
Particular attention to detail is required if one seeks to merge
baroque, historicism and modernism in a single complex.
Here, the representative halls were the particular focus from
the point of view of historical preserva­tion. Thus, for instance,
the old wall panels were refurbished in the historical
“Eichensaal” (Building A). The original oak herringbone-patterned parquet flooring was also restored to its former glory.
The building façades, on the other hand, were treated differently: A decision was taken not to attempt to replicate missing ornaments and figures and, instead, these were replaced
by modern complements – always in close cooperation with
the officials responsible for historical preservation.
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50
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
Schöne Einsichten
Beautiful insights
Höfe spielen in diesem Bauensemble eine tragende Rolle.
Ausschlaggebend für den 1905 erteilten Zu­schlag an das
Architektenbüro Cremer & Wolffenstein war der Gestal­
tungsvorschlag für den Goerckehof. Heute ist er der
Empfangshof des BMWi. Eine moderne Be­­reicherung dieses
repräsentativen Ambientes ist die neue Brunnenanlage der
Künstlerin Annette Sauer­mann: Zwei ineinander liegende
Spira­len machen einen endlosen Wasserkreislauf sichtbar.
Gleichzeitig verfügt das Hauptgebäude (A) über eine Reihe
von Innenhöfen, die nicht etwa als Licht­schäch­te gedacht
sind, sondern als grüne Zimmer zur Erwei­te­rung der
Innenräume. Gestalterisch folgen sie dem Grundkonzept
der „parallelen Linien“, das die gesam­ten Innenräume der
Kaiser-Wilhelms-Akademie charakterisiert. Eine Ausnahme
bildet der von Angela Hampel gestaltete Innenhof mit einer
Plastik aus acht Figuren. Sie balancieren mit einer Leichtig­
keit, die nur durch Kraft und Konzentration entsteht.
Courtyards play a major role in this group of buildings. The
contract granted in 1905 to Cremer & Wolffenstein architects’
office was decided by the design proposal for the “Goerckehof”.
Today, it forms the reception court­yard of the Federal Ministry
for Economic Affairs and Energy. The new fountain by the
artist Annette Sauermann is a modern enrichment of this
representative ambience, two intertwined spirals creating an
infinite water circuit.
Brunnenanlage von Annette Sauermann im Goerckehof
Fountain by Annette Sauermann in the Goercke Courtyard
At the same time, the main building (A) has a number
of interior courtyards which are not conceived as light-shafts,
but as green rooms to expand the interior space. In design
terms, they follow the basic concept of “parallel lines”, which
characterises the overall interior space of the Kaiser Wilhelm
Academy. An exception is the interior courtyard designed by
Angela Hampel with a sculpture composed of eight figures.
They balance with an ease achievable only as a result of
strength and concentration.
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
Innenhöfe
Interior courtyards
51
52
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
Innenhof, Gebäude G
Interior courtyard, Building G
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
53
Auch das Gebäude D bekommt seine Großzügigkeit durch
zahlreiche Innenhöfe. Besonders der so ge­­nannte Cothenius­
hof sorgt bei dem tiefen Ge­bäude­grundriss für ausreichendes
Tageslicht.
Auch im neu erbauten Gebäude G wurde die besondere
Wirkung von Innenhöfen in Szene gesetzt. Sechs Lichthöfe
mit einfacher, funktionaler und dennoch repräsentativer
Gestaltung lockern die Räum­lich­kei­ten auf. Eine Dachland­
schaft mit Lavendel und Buxus bringt einen Hauch südlichen
Flairs an den Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal.
Der bedeutendste deutsche Gartenarchitekt seiner Zeit, Peter
Joseph Lenné, gestaltete den quadratischen so genannten
Kanonenhof, eine barocke Parkanlage, um die sich der
U-förmige Komplex des Invaliden­hauses schließt. Die Pläne
für die Neugestaltung des Kanonenhofs und der Innenhöfe
im A-Gebäude wurden von den Gartenarchitekten Knipp­
schild & Simons, Berlin, entwickelt (in Anlehnung an Lenné).
Building D also imparts a feeling of ample space as the result of
its many interior courtyards. The so-called “Cotheniushof”, in
particular, ensures that sufficient daylight reaches the deep
ground plan of the building.
The newly-built Building G also shows the special effects of interior courtyards. Six light-wells of simple, func­tional, but nevertheless representative design lighten the rooms. A roof garden
with lavender and box trees brings a hint of Southern flair to
the Berlin-Spandau navigation canal.
Christian Andreas Cothenius (1708–1789)
war Leibarzt Friedrichs II. und Begründer
des preußischen Militärarzt­wesens.
Christian Andreas Cothenius (1708–1789)
was the personal physician of Frederick II
and the founder of the Prussian Military
Medical system.
The most important German landscape gardener of his time,
Peter Joseph Lenné, designed the square “Kanonen­­hof”, a
baroque park surrounded by the U-shaped complex of the
Invaliden­­­haus. The plans for redesigning the so-called
“Kanonen­hof” and the interior courtyards in Building A were
developed by the landscape gardeners Knippschild & Simons,
Berlin (following Lenné’s ideas).
54
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
Denkmalschutz und modernste Technik
unter einem Dach vereint
Nach einem Beschluss der Bundesregierung sollte der
Energie­verbrauch der Regierungsgebäude bei den Neu- und
Umbaumaßnahmen des Bundes in Berlin so weit wie möglich reduziert werden und möglichst als Vorbild dienen.
Durch den Einsatz erneuerbarer Energien zählt das Bundes­
ministerium für Wirtschaft und Energie zu den innovativsten Gebäuden der Bundesregierung. Fachleute von der
TU Berlin und des Fraunhofer Instituts für Bauphysik haben
für die einzelnen Gebäudeabschnitte Energieausweise er­­­
stellt. Aus ihnen geht hervor, dass der Energiebedarf seit der
Sanierung sogar unterhalb der geforderten Grenzwerte für
Neubauten liegt. Grundlage dafür ist die Energieeinspar­­ver­
ordnung, kurz EnEV.
Auf dem Frontdach des Ergänzungsbaus G wurde eine von
der Architektengemeinschaft Baumann & Schnittger geplante, 180 m lange Photovoltaikanlage installiert. Diese
Anlage, deren Module aus polykris­tallinen Siliziumzellen
bestehen, umfasst eine Ge­­samtfläche von 920 m2. Sie ist auf
eine Spitzenleistung von 100 kWpeak ausgelegt. Erzeugt
werden etwa 76.000 kWh pro Jahr. Eine Menge, die 50 energiebewusste Haushalte pro Jahr benötigen.
Die Photovoltaikanlage auf Gebäude G
The photovoltaic system on Building G
Bei der Gebäudesanierung wurde aus energetischen Grün­
den auf Energiesparlampen mit elektronischen Vorschalt­
geräten gesetzt. Zudem treibt die Liegenschaftsverwaltung
mit moderner Gebäudeleittechnik den kontinuierlichen
Verbesserungsprozess konsequent voran.
Der wichtigste Teil am Gesamtkonzept ist jedoch die fortschrittliche Heizungstechnik. Das Ministerium bezieht die
Heizenergie aus dem Fernwärmenetz. Somit wird die Wärme
der umliegenden Berliner Kraftwerke genutzt. Der hydraulische Abgleich der Heizungspumpen und Heizflächen sorgt
dafür, dass die Wärmezufuhr genau an den Wärmebedarf
der Räume angepasst wird. Zudem wurde die Temperatur
von Verkehrsflächen, wie Gängen und Treppenhäusern, auf
maximal 16 °C abgesenkt. Dies spart Energie und Geld.
Die Photovoltaikanlage auf Gebäude G
The photovoltaic system on Building G
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
55
Historical preservation and state-of-the-art
technology brought to­gether under one roof
In accordance with a decision by the Federal Government, the
Federal Government’s building construction and conversion
activities in Berlin must strive to reduce energy consumption in
government buildings to the greatest possible extent, in order to
serve as model for citizens. With its use of renewable energy
sources, the Federal Ministry for Economic Affairs and Energy is
one of the most innovative federal buildings in Berlin. Experts
from the Technische Universität Berlin and the Fraunhofer
Institute for Building Physics have issued energy performance
certificates for individual sections of the Ministry’s buildings.
These certificates show that, after the Ministry’s buildings were
renovated in the 1990s, their energy consumption actually lies
below the levels prescribed for new buildings. These levels are
set by the German Energy Savings Ordinance.
One example of the Ministry’s forward-looking approach to energy consumption is the 180-metre-long photo­voltaic system,
designed by the architects Baumann & Schnittger, which was
installed on the front roof of Annex G. This system, the modules
of which are comprised of polycrystalline silicon cells, takes up
a total area of 920 m2 and is designed for a peak performance of
100 kilowatts. This corresponds to an output of approximately
76,000 kilowatt hours per year – the annual energy requirement
of 50 energy-conscious households.
To reduce energy consumption, the decision was made during
the building renovation process to use energy-saving light bulbs
with electronic ballasts. Moreover, the Ministry’s facility managers use modern building control systems to continually improve the buildings’ energy performance. The most important
part of the Ministry’s overall energy concept, however, is its forward-looking heating technology. The Ministry gets its heat
from the district heating system, which means that it uses heat
from nearby power plants in Berlin. The hydraulic balance between heating pumps and heating surfaces ensures that the
heat supply is adapted precisely to the amount of heating needed. Further­more, the temperature in foot traffic areas (e. g. corridors and stairways) has been reduced to a maximum of 16° C.
This saves energy and money.
56
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
Hörsaal in Gebäude B, in den 80er Jahren als Apotheke genutzt
Lecture hall in Building B, used as a pharmacy in the eighties
ARCHITEKTUR/ARCHITECTURE
57
Auch die Denkmalpflege war für den Bund ein wichtiges
Thema bei der Vergabe der Umbauarbeiten an den Dienst­
sitzen. Entsprechend streng sind die Vor­ga­ben, die es bei der
Restaurierung zu beachten galt. Einige Beispiele in den
Häusern A und B zeigen, wie im Sinne der Erhaltung umsichtig saniert wurde.
Historical preservation was also a major topic for the federal
government in awarding contracts for conver­sion work at the
seats of the various government agencies. The requirements to
be adhered to in the restoration work were consequently strict.
Some examples in Buil­dings A and B show how the renovation
was carried out prudently and in a spirit of preservation.
Im Eingangsbereich des Gebäudes A wurden sämtli­che
Einbauten aus den 70er Jahren entfernt, um den ur­­sprün­g­
lichen Raumeindruck wiederzugewinnen, wobei gewisse
Veränderungen aus den 50er Jahren beibehalten wurden.
Ähnliches geschah in der Aula und dem Vorraum. Die
räumliche Zerstückelung aus den 70er Jahren wurde rückgängig gemacht.
In the entrance area of Building A, all installations from the
seventies were removed in order to restore the original impression of space, although retaining certain changes from the fifties. The story was similar in the Great Hall and in the lobby.
The spatial fragmentation of the seventies was thus reversed.
Der ehemalige große Speisesaal, auch Eichensaal ge­­nannt, ist
ein nahezu vollständig erhaltenes Beispiel der Gestaltung
von 1910. Er wurde mit seinen ur­­sprün­­g­lichen Ausstat­tungs­
teilen wie den Holz­pa­nee­len an Wand und Decke restau­riert.
Die einstige Bi­blio­thek wird auch jetzt wieder im BMWi als
Bi­blio­thek ge­­nutzt. Die frühere Umnutzung dieses Gebäude­
teils als Krankenhaus hatte eine räumliche Unterteilung zur
Folge, von der nun so gut wie nichts übrig geblieben ist. Im
Hörsaal, dem Hauptraum des Gebäudes B an der Scharn­
horststraße, war nur eine Wiederher­stellung der Umbau­
phase aus den 50er Jahren möglich. Diese ist jedoch durchgängig gelungen.
The former Grand Dining Room, also known as the “Eichen­
saal” (Oak Hall), is the last, almost perfectly preserved example
of the 1910 design. It has been restored with its original fittings,
including the wooden panels on the walls and ceiling. The former library is now being used as the library in the Federal
Ministry for Economic Affairs and Energy. The previous conversion of this part of the building for use as a hospital led to a
spatial subdivision of which virtually nothing now remains.
In the lecture hall, the main room of Building B on Scharn­
horst­­strasse, it was only possible to restore the conversion
phase from the fifties. This has however been thor­ou­gh
­ l­y
achieved.
58
Kunst
Art
K U N S T/ A RT
59
Das Handwerk der Kunst
The genesis of art
Bodo Korsig, „Suchen und Zerstören“, 1996, Holzschnitt in Öl auf Leinwand
Bodo Korsig “Suchen und Zerstören”, 1996, woodcut in oil on canvas
„Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern
kann“, hatte Francis Picabia einmal ironisch bemerkt und
damit eine Aufgabe der Kunst beschrieben: nämlich die, immer wieder neue Möglichkeiten zu schaffen, das eigene
Denken und das anderer zu verändern.
Ein Ministerium, das sich entschließt, in seinen Räu­men
Kunst zu zeigen, tut dies aus dem Wunsch, sich mit und
über Kunst nach außen gut zu präsentieren, mit geschmückten Wänden eine angenehme Arbeits­atmosphäre
für Kollegen und Mitarbeiter zu schaffen, aber auch
Bereiche des Hauses mit Namen und Ar­bei­ten, deren Wert
der Kunstmarkt bereits definiert hat, zu akzentuieren. Doch
in einer komplexen Welt ist auch die Kunst komplex und
vielschichtig. Nicht immer kann davon ausgegangen werden, dass Mit­ar­beiter diese Werke auf ihre Arbeits- und
Lebens­si­tua­tion beziehen oder sich durch sie angeregt fühlen. Viel häufiger wird ein Werk zunächst als Fremd­kör­per
empfunden, und es bedarf aktiver Kommuni­ka­tion, Kunst
und Arbeitsalltag zusammenzubringen.
Eine wichtige Rolle hierbei spielt die Transparenz der
Auswahlkriterien. Da Ministerien Institutionen der öffentlichen Hand sind, sind sie mehr noch als privatwirtschaftliche Unternehmen gefordert, Kunstankäufe argumentativ
zu verantworten.
“The head is round so that thinking can change direction”,
Francis Picabia once said ironically, and thus described one of
the tasks of art, that of repeatedly creating new ways to
change one‘s own thinking and that of others.
A Ministry which decides to exhibit art on its premises does so
with the aim not only of making a positive impression on the
outside world with and through art, using decorated walls to
create a pleasant atmosphere for colleagues and staff to work
in, but also to accentuate areas of the building with names
and works the value of which the art market has already defined. However, in a complex world, art too is complex and
multilayered. It is not always possible to presume that the
staff relate these works to their own work and to their situations, or that they feel encouraged by them. It is more common for a work to be considered initially as an alien body,
and there is a need for active communication to bring art and
day-to-day work together.
The transparency of the selection criteria plays a significant
role in this. Since Ministries are public institutions, they are
required even more than enterprises in private indus­try to be
able to present arguments justifying their art acquisitions.
60
K U N S T/ A RT
Der für die heutige Kunst passendere, aber
bislang noch weniger durchgesetzte
Begriff lautet „Kunst im öffentlichen
Raum“, womit gemeint ist, dass jeder Ort
ein Ort der Kunst werden kann. Nicht die
Installation von Objekten ist das Ziel der
Künstler, sondern prozessorientierte
Tätigkeiten im öffentlichen Raum.
The term which is more fitting for today’s
art is: “Art in the public domain”. This
phrase has however been less common in
usage so far, and means that any place can
become a place in which art is to be found.
The artist aims not to create installations of
objects, but process-orientated activities in
the public domain.
Im Fall des BMWi ist, wie in manchen anderen Ber­li­ner
Ministerien auch, von Vorteil, dass das Ministerium in ein
geschichtsträchtiges Gebäude eingezogen ist. Ein Kriterium
für die Auswahl der Aufträge bei den bisher realisierten vier
„Kunst am Bau“-Projekten ergab sich deshalb daraus, dass
sich die Werke auf das Gebäude und seine wechselvolle
Geschichte beziehen sollten.
Auch Lage und Ort des Gebäudes legten Kriterien nahe,
die sich in der Auswahl der angekauften Ar­bei­ten po­si­tiv
niederschlugen: Zum einen lag das Haus bis zum Fall der
Mauer unmittelbar an der Grenze zwischen Ost und West,
was eine etwa gleich starke Aus­wahl von Künstlerinnen
und Künstlern mit östlicher und westlicher Sozialisierung
besonders nahe legte; zum anderen erwies sich die unmittelbare Nach­bar­schaft zum Hamburger Bahnhof, dem
Mu­seum für Gegen­wart, als inspirierend. Gespräche mit
Mit­ar­bei­tern des Hamburger Bahnhofs halfen bei der
Auswahl und Präsentation der Werke und darüber hinaus
gibt es immer wieder Möglichkeiten, Arbeiten von
Künstlern, die im BMWi hängen, im größeren Zu­sam­
menhang einer Museums­prä­sen­ta­tion wahrzunehmen
und so mit den Werken, Themen und Ar­beits­weisen eines
Künstlers vertrauter zu werden.
In the case of the Federal Ministry for Economic Affairs and
Energy, as for some other Berlin Ministries, it is advantageous
that the Ministry has moved into a his­torical building. One
criterion for the selection of commissions in the four “Art in
Building” projects realised to date emerged because the works
have to relate to the building and its turbulent history.
The location and place of the building also imposed criteria
which were important for the selection of the acquired works:
Firstly, until the fall of the Wall the building was situated
directly on the border between the East and the West, which
made it particularly important to select a roughly equal number of artists with an Eastern and a Western socialisation;
secondly, there was inspiration in the immediate vicinity of
the Hamburg Station, which houses the Museum of Contem­
porary Art. Discussions with staff of the Hamburg Station
helped in the selection and presentation of the works, and
moreover there are repeated possibilities to perceive works by
artists whose work is displayed in the Federal Ministry for
Economic Affairs and Energy in the broader context of a museum presentation, and hence to become more familiar with
the works, topics and working methods of an artist.
K U N S T/ A RT
61
Maren Krusche, „Kängur“,
1994, Öl/Holz
Maren Krusche, “Kängur”
(kangoo), 1994, oil/wood
Maren Krusche, „Seesterne“,
1996, Öl/Holz
Maren Krusche, “Seesterne”
(stars at sea), 1996, oil/wood
62
K U N S T/ A RT
Annette Sauermann, „Doppel-Spirale“, 2000, Wasserskulptur im Goerckehof
Annette Sauermann, “Doppel-Spirale” (double spiral), 2000, water sculpture in the Goercke Courtyard
Seit den sechziger Jahren arbeiten Künst­ler
mit Leucht­stoff­röhren. Eine Licht­skul­ptur
entsteht, wenn Licht und Architektur sich
zu ei­n­em neuen Raum­erlebnis ergänzen.
Artists have been working with neon lights
since the sixties. A light sculpture is created
when light and architecture complement
one another to form a new spatial experience.
K U N S T/ A RT
63
Doch bevor der Besucher des BMWi auf die großformatige
Arbeit Paco Knöllers stößt, passiert er im Goercke­hof zunächst einen Brunnen, den die 1957 geborene Essener
Künstlerin Annette Sauermann als Licht­skulp­tur realisiert
hat. Während in seinem Becken tags­über das Wasser gegenläufig in zwei Richtungen das Zen­trum umfließt, nimmt
man am Abend in der Dunkel­heit anstelle des Wassers
blaues Leucht­stoff­röhrenlicht wahr. Sauermann thematisiert in zahlrei­chen ihrer Arbeiten das Verhältnis von Licht
und Raum. Häufig bildet eine vorgefundene Lichtsituation
den Ausgangs­punkt der entstehenden Rauminstallation.
However, before visitors to the Federal Ministry for Economic
Affairs and Energy come upon the large-format work of Paco
Knöller, they first pass by a fountain in the Goercke Courtyard
which was realised as a light sculpture by the artist Annette
Sauermann from Essen, who was born in 1957. Whilst by day
the currents of water pass in its basin in two directions
around the centre, in the evening one perceives blue neon light
in the dark instead of the water. Annette Sauermann highlights the relationship between light and space in many of her
works. Frequently, an existing light situation forms the starting point of the spatial installation that has been created.
Auch der Brunnen im BMWi orientiert sich am Vor­ge­
fundenen: Die leicht ellipsenförmige Weg­füh­rung des
Goerckehofes bestimmt seine Form, deren Rundungen immer wieder von eingefügten Geraden unterbrochen werden, so dass sich eine ornamental wirkende, mäandernde
Form um ein kleines rundes Zentrum ergibt. Den in zwei
Kanälen geführten gegenläufigen Wasser­fluss mag man in
Bezug zur wechselvollen Geschichte des Hauses setzen.
Während am Tag das im Hohlraum der Rinnen fließende
Wasser zu sehen ist, bildet das raumschaffende blaue Licht
in der Dunkelheit, wo sich die Körperkonturen auflösen, ein
skulpturales Licht­objekt, das den Brunnen­cha­rak­ter in den
Hintergrund treten lässt. Negativ- und Positivform ergänzen sich und bilden ein aus Gegensätzen zusammengesetztes Ganzes.
The fountain at the Federal Ministry for Economic Affairs and
Energy is also designed to harmonise with its surroundings:
The slightly elliptical pathway in the Goercke Courtyard determines its shape, the turns of which are repeatedly interrupted by straight lines that have been inserted, so that an ornamental, meandering form emerges around a small circular
centre. The contraflow of the water, in two channels, may be
related to the building’s turbulent history. Whilst during the
day flow­ing water can be seen in the hollow space of the
grooves, in the dark the fountain element recedes to make way
for the blue light as it creates a space where the body contours
dissolve to allow a sculptural light object to form. Negative
and positive forms complement one another and produce a
whole made out of opposites.
Unter „Kunst am Bau“ versteht man
Auftrags­kunst, bei der sich Künstler meist
mittels eines Wettbewerbs für ein Pro­jekt
im öffentlichen Raum bewerben. Der
Begriff stammt aus den fünfziger Jahren
und meint Skulpturen oder
andere Objekte, die am oder um den
Baukörper angebracht werden.
“Art in Building” is understood to mean
commissioned works of art where the artists
apply in most cases via a competition for a
project in the public domain. The term was
coined in the fifties, and symbolises sculptures or other objects affixed to or around
buildings.
64
K U N S T/ A RT
Paco Knöller und Friederike van Duiven sind zwei Künst­
ler, die sich gleichfalls, wenn auch in einem ganz an­­deren
Medium, mit der Thematik von Hohlraum und Körper,
Negativ und Positiv, auseinandersetzen.
Beide Künstler haben ihre künstlerischen Wurzeln in der
Technik des Drucks, dem traditionsreichen künstlerischen
Verfahren, das die Möglichkeit zur Verviel­fältigung der
Bilder geschaffen hat. Traditionell wird hierbei ein
Druckstock oder eine Druckplatte vorberei­tet, auf der das
Bild ausgeschnitten, eingeritzt, ge­ätzt oder aufgetragen
wird; anschließend werden Stock oder Platte eingefärbt
und auf saugfähiges Pa­pier gedruckt. Sowohl Paco Knöller
als auch Friederike van Duiven überwinden aber die
Gattungsgrenzen des Drucks, indem sie mit unterschiedlichen Mitteln versuchen, die Grenze zwischen Druck und
Malerei aufzulösen. Dies geschieht nicht nur durch die
großen Formate und eine eher malerische Handhabung des
Farbauftrags, sondern vor allem durch das Schaffen von
Unikaten, die so das Besondere des Druckes, nämlich seine
auf Reproduktion angelegte Verfahrens­weise, unterlaufen.
Die Wirkung der Arbeiten entspricht im Charakter eher der
Malerei, ihre Her­stel­lungs­weise aber nimmt grundlegende
Elemente des Druckes auf.
Traditionell sind Druck­ver­fahren auf
Vervielfältigung angelegt. Heute arbeiten
Künstler mit Druck­tech­ni­ken, mit denen
sie Unikate erzeugen; künstlerisch lösen
sie so die Grenze zwischen Druckgrafik
und Malerei auf.
Traditionally, printing processes are orientated towards reproduction. Today, artists
use printing techniques to produce unique
works. In artistic terms, this permits them
to break down the barrier between graphic
art and painting.
Paco Knöller and Friederike van Duiven are two artists also
dealing with the topic of hollow spaces and bodies, negative
and positive, if using a quite different medium.
Both artists have their artistic roots in printing, a traditional
artistic procedure which has made it possible to reproduce
pictures. Traditionally, a printing block or a printing plate is
prepared, on which the picture is cut out, engraved, etched or
applied; then the block or plate are coloured and printed onto
absorbent paper. However, both Paco Knöller and Friederike
van Duiven overcome the boundaries of the genre of printing
by using different means to push back the boundary between
printing and painting. This occurs not only through the large
formats and a rather painterly handling of the application of
paint, but above all by creating unique pieces which hence are
subjected to the speciality of printing, namely its reproduction-orientated procedure. The works look like paintings, but
their production incorporates fundamental elements of
printing.
K U N S T/ A RT
65
Paco Knöller, „K-Raum I“, 1993, Holzdruck
Paco Knöller “K-Raum I”, 1993, woodprint
Für Paco Knöller, der 1950 in Obermarchtal geboren ist und
Schüler von Joseph Beuys war, spielt die Linie, also das grafische Element, eine wichtige Rolle. Zahlreiche seiner
Holzdrucke bestehen aus verschiedenfarbigen, übereinander gedruckten Flächen, die durchzogen sind von unterschiedlich dichten Liniensystemen. Linie und Fläche bauen
unabhängig voneinander und im eigenen Rhythmus die
meist großformatige Arbeit auf.
In seinem Werk „K-Raum I“ erinnern Farbe und Flächen­
form an das Schwarz-Rot-Gold der Na­tio­nalflagge. Aller­
dings muss sich jeder Betrachter selbst und stets von neuem
durch das Geflecht der Linien verschiedene Räume und
Sichten bauen und hierbei den Linien gleichsam wie Spuren
folgen.
For Paco Knöller, who was born in Obermarchtal in 1950 and
was a student of Joseph Beuys, the line, as a graphic element, is
of prime importance. A large number of his wood engravings
consist of various colourful, superimposed printed areas crisscrossed by line systems differing in intensity. The lines and the
space arise independently of one another and in their own
rhythm to create the works, most of which are in large format.
In his work entitled “K room I”, the colour and the shape remind one of the “black/red/gold” of the national flag.
However, every observer must build afresh for him/herself
various spaces and views from the web of lines, and in doing
so follow the lines as one might a trail.
66
K U N S T/ A RT
Friederike van Duiven, „Ohne Titel“ (Triptychon), 1997, Linoldruck
Friederike van Duiven, “Untitled” (triptych), 1997, linocut
Im Gegensatz zu Paco Knöller konzentriert sich die 1962 in
Köln geborene Friederike van Duiven ganz auf die Farbe.
Sie untersucht ihre Konsistenz, Oberflächenbeschaffenheit
und die Interaktion verschiedener Farben, wenn sie einzelne Drucke zu Serien zusammenstellt. Ein so komponiertes
großformatiges Triptychon hängt der Arbeit Knöllers gegenüber. Auf den ersten Blick erinnern die drei aus den
Primärfarben Rot, Blau und Gelb bestehenden Blätter durch
die lose, rahmenlose Hängung an kostbare Vorhänge; der
Eindruck wird durch den Goldglanz, der durch die Farbe
hindurchschimmert, noch verstärkt, und man denkt unwillkürlich an mittelalterliche Sa­­kral­kunst oder
Emaillearbeiten.
In contrast to Paco Knöller, Friederike van Duiven (born in
Cologne in 1962) concentrates entirely on colour. She investigates its consisten­cy, its surface characteristics and the interaction between various colours when she combines individual
prints to make a series.
A large-format triptych compiled in such a manner hangs
opposite Knöller’s work. At first glance, the loose, frameless
hanging of the three leaves in the primary colours red, blue
and yellow may remind you of priceless curtains; the impression is further enhanced by the gold sheen shimmering
through the paint, and one thinks spontaneously of sacred
art from the Middle Ages or enamel work.
K U N S T/ A RT
Friederike van Duiven benutzt den jedem aus Schul­zeiten
bekannten Linolschnitt als Druckstock, doch verändert sie
die bekannten Assoziationen, die mit dem Linolschnitt
üblicherweise verbunden werden. Das sehr große, hochrechteckige Linolstück bleibt un­­behandelt, wird also nicht „eingeschnitten“, und kann nun mehrfach benutzt werden, bis
meist vier, bisweilen auch sechs oder sieben Farb­schich­ten
übereinanderliegen. Durch die glatte Linoloberfläche wird
die ölhaltige Offsetfarbe in der Oberfläche geöffnet: Es entstehen Inseln und Hohlräume, durch die je­weils tiefer liegen­
de Farbschichten durchschimmern. So entsteht ein malerisches Farberlebnis, das die Fläche immer wieder öffnet
und sie dennoch homogen wirken lässt.
Andreas Dress, „Gelichter“, 1999, Mischtechnik auf Leinwand
Andreas Dress, “Gelichter”, 1999, mixed technique on canvas
67
Friederike van Duiven uses as a printing block the linocut
procedure familiar to everyone from their schooldays, but she
changes the well-known associa­tions normally made with linoleum cuts. The very large upright rectangle linoleum remains untreated, in other words is not “engraved”, and can
now be used several times until in most cases four, and sometimes six or seven paint layers lie on top of one another.
Through the smooth surface of the linoleum, the oilbased offset paint on the surface is opened again and again: Islands
and hollow spaces are created through which each of the lower paint layers shimmers. Thus, a chromatic experience is created which makes the surface open repeatedly and nevertheless produces a homogeneous impression.
68
K U N S T/ A RT
Die Arbeiten von Christine Kirschbaum, Andreas Dress,
Jürgen Köhler und – in ganz anderer Weise – auch die der
jüngeren, in Rostock geborenen Katrin von Maltzahn sind
zeichenhaft.
The works of Christine Kirschbaum, Andreas Dress,
Jürgen Köhler and – in an entirely different way – those of
the younger artist Katrin von Maltzahn born in Rostock
are based on drawing.
Während die drei Erstgenannten die Zeichen eher symbolhaft verwenden, beschäftigt sich Katrin von Maltzahn mit
Alltagszeichen. Aus dem Zusammen­hang des Spracher­
lernens stammt die Siebdruckserie „How do you do 3“.
Whilst the first three use the signs rather symbolically,
Katrin von Maltzahn deals with everyday signs. The series
of silkscreen prints “How do you do 3” comes from the context
of learning a language.
Vier einzelne Siebdrucke zeigen Alltagsszenen und erklären
den Zusammenhang zwischen dem Bild und dem englischen
Wort dafür. Die Idee, englische Sprach­­karten in Siebdrucke
umzusetzen, spielt zwar noch mit dem Verhältnis von Bild
und Sprache, rückt aber den eigentlichen Zweck „Spracher­
werb“ in eine seltsa­me Distanz; die dargestellten Situationen
beginnen allein durch die künstlerische Auratisierung eine
eigenständige, von der ursprünglichen Bestimmung losge­
löste, visuelle Dynamik zu entwickeln.
Four individual silkscreen prints show everyday scenes, and explain the connection between the picture and the English word
for it. The idea of implementing English language cards in silkscreen prints plays with the rela­tionship between pictures and
language, but places the actual purpose of “language acquisition” at a strange distance; the portrayed situations start
through the artistic auratisation to develop a separate visual
dynamic isolated from the original intention.
K U N S T/ A RT
69
Katrin von Maltzahn, „How do you do 3“, 1995, Siebdruckserie
Katrin von Maltzahn, “How do you do 3”, 1995, series of silk screen works
Kommunikation im Alltag ist seit den
achtziger Jahren ein Thema für zahlreiche
Künstler. Aus dem Alltag bekannte
Situationen werden dem ursprüng­­­lichen
Kontext enthoben und so zur Kunst.
Everyday communication has been a topic
for a large number of artists since the eighties. Situa­tions known from everyday life are
removed from their original context, and
thereby become art.
70
K U N S T/ A RT
Hubert Kiecol, „Weißaufschwarzdruck“, 1997, Holzschnitte
Hubert Kiecol, “Weißaufschwarzdruck” (white-on-black print), 1997,
woodcut
Aus ganz verschiedenen Traditionen kommend, thema­­­
tisieren der Kölner Bildhauer Hubert Kiecol und der in
Schlesien geborene, in Berlin lebende Horst Bartnig
Vorstellungen vom Raum im Bild. Beide ar­bei­ten hier mit
dem Holzschnitt.
Hubert Kiecol, 1950 in Bremen geboren, geht es mit der
zweiteiligen, ungerahmten Arbeit „Weißauf­schwarzdruck“
um einen Raumbegriff, der sich nicht mit unserer euklidischen Vorstellung vom Raum deckt, sondern auf frühere
Formen zurückzugreifen scheint. Der französische Kinder­
psychologe Jean Piaget hat herausgearbeitet, dass kleine
Kinder noch keinen eukli­dischen Raum mit gleichmäßiger
Ver­teilung von Höhe, Länge und Breite kennen und nicht
wie Erwach­sene über den Raum verfügen können. Kinder­
zeichnungen sind deshalb meist so aufgebaut, dass eine
farbliche oder grafische „Ver­dich­tung“ an eine Stelle gesetzt
wird und der Rest des Blattes frei bleibt. Piaget nannte dies
ein „topologisches Raum­erfassen“; das Kind definiert malend „Orte“ auf dem Papier, wo „etwas los ist“. Kiecol nutzt
diese beim Er­wachsenen durch komplexere Denk­gewohn­
heiten verlernte, einfache Raum­wahrneh­mung, indem er
schwarze, gezackte Kreise in unterschiedlicher Größe aus
den beiden weißen Flä­chen hervortreten lässt. Da die präg­
nanten schwarzen Formen zum Teil vom Rand überschnit­ten
werden, ergibt sich ein auch haptisch erfahrbarer, erweiterter Umraum, der die weiße Wand­­fläche zu integrieren
scheint.
K U N S T/ A RT
Coming from entirely different traditions, the Cologne sculptor Hubert Kiecol and Silesian-born Horst Bartnig who lives
in Berlin, are both inspired by ideas of space in pictures. Both
are using woodcuts in their work here.
Hubert Kiecol, born in 1950 in Bremen, examines in the twopiece unframed work “Weißaufschwarzdruck” (white-onblack print) a definition of space which is not the same as our
Euclidean idea of space, but which appears to fall back on
earlier forms. The French child psychologist Jean Piaget
worked out that small children do not yet perceive Euclidean
space with equal distribution of height, length and breadth,
and are not able to use space as adults do. Most children’s
drawings are therefore structured in such a way that colour
71
and pictures are compressed into one place and the rest of the
sheet remains empty. Piaget called this a „topological perception of space”; when painting, the child defines “places” on the
paper “where something is happening”. Kiecol uses this simple
spatial perception, which adults have forgotten, accustomed
as they have become to more complex thought patterns, by allowing black, serrated circles to emerge in different sizes from
the two white surfaces. Since the marked black forms are partly overlapped by the edge, what emerges is also an expanded
space that can be perceived tactilely, which appears to integrate the white wall.
72
K U N S T/ A RT
„Artisten“,
Skulptur von
Angela Hampel
“Artisten”,
sculpture by
Angela Hampel
K U N S T/ A RT
Bei dem 1936 geborenen Horst Bartnig wirken die ak­­
kuraten, zu Quadraten zusammengestellten, offenen
Streifen zunächst wie mit dem Computer erstellt. Eine
Tradition, die ihre Wurzeln in der Op-Art hat, lässt sich erahnen. Doch je näher ein Betrachter kommt, umso weiter
lösen sich die Bildgefüge auf. Der Bildraum scheint plötzlich zu schweben. Dies liegt an den Un­ter­brechungen, die
die Striche voneinander trennen und von denen ausgehend
System und Ausdehnung der bunten Streifen aufgebaut
wurden.
Wiederholungen und die Frage nach dem Orna­men­talen in
der Kunst sind Stichworte, mit denen sich Maren Krusche
und Juliane Laitzsch intensiv ausein­andergesetzt haben, die
aber auch charakterisierend sind für die Arbeit „Artisten“
von Angela Hampel. Während sich in Maren Krusches
Tableaus einfache gegenständliche Formen wiederholen
und eine dynamische Ruhe bewirken, nimmt die Arbeit aus
der Serie „Verstrickungen“ von Juliane Laitzsch vielleicht
die extremste Position ein: Mit maschenartig ineinander
verketteten Ornamenten ist das große Holztableau gefüllt.
Zunächst verstrickt sich auch der Betrachter in dieses
Muster; doch bei ausführlicher Beschäftigung lässt sich ein
anregendes Vexierspiel zwischen räumli­chen und flächigen
Strukturen ausmachen: Wie im Märchen der Prinz ins
Dornröschenschloss eindringt, so ermöglicht diese Arbeit,
sich zumindest visuell im Sehakt aus Verstrickungen zu
lösen.
73
With Horst Bartnig (born 1936) the open strips juxtaposed
accurately to form squares initially look as if they were created with the aid of a computer. An Op-Art in­s­p­iration
­­­
can be
inferred. However, the closer an observer comes, the more the
pictorial structures dissolve. The pictorial space appears suddenly to float. This is caused by the interruptions separating
the stripes from one another and on the basis of which the system and expansion of the colourful stripes were built up.
Repetitions and the question of the ornamental in art are key
words with which Maren Krusche and Juliane Laitzsch have
dealt intensively, and which are also characteristic of the work
entitled “Artisten” by Angela Hampel. Whilst in Maren
Krusche’s tableaux simple graphic forms repeat and have the
effect of creating a dynamic calm, the work from the series
named “Ver­strickungen” (entanglements) by Juliane Laitzsch
perhaps takes up the most extreme position: The large wooden
tableau is filled with interchained meshed ornaments. Firstly,
the observer also becomes entangled in this pattern; however
with more detailed involvement, it is possible to make out an
exciting, teasing game played between spatial and surface
structures: As with the fairytale of the prince penetrating
Sleeping Beauty’s castle, this work makes it possible to escape
from the entanglement, at least in visual terms.
74
K U N S T/ A RT
Nicht voneinander lösen können sich dagegen die Artisten
in der Skulptur der 1956 geborenen Dresdner Künstlerin
Angela Hampel. Den engen, nicht sehr hel­len Innenhof des
BMWi hat sie mit zarten, aus Alu­mi­nium gefertigten und
aufeinander stehenden Artis­ten­figuren mit Leichtigkeit und
Lebendigkeit akzentuiert.
By contrast, the artists in the sculpture by the Dresden artist
Angela Hampel (born 1956) cannot be separated from one
another. She has accentuated the narrow and dim interior
Courtyard of the Federal Ministry for Economic Affairs and
Energy with lightness and liveliness using aluminium artist
figures standing one upon another.
Spielerisch leicht wirkt zunächst auch die in der Cafe­teria
realisierte Wandarbeit aus ausgeschnittenen, bunten Figu­ren
des aus einer Künstlerfamilie aus Halle stammenden, 1964
geborenen Moritz Götze. Ein Kenn­zeichen seiner Arbeiten
sind poppige Farben, wiederkehrende Module, die zu comic­
haften Bild­struk­turen zusammengesetzt werden. Die so
gewonnene Leichtigkeit bietet den Freiraum, sich mit komplexen gesellschaftlichen Themen auseinander­zusetzen. In
dieser Arbeit, in der ein badender Mensch Som­mer­freuden
zu genießen scheint, geht es um das Zusammenwachsen
Deutschlands und die Rolle, die Geschichte und Kunst hierbei spielen.
In the cafeteria, playfully-light effects are also initially in evidence in the mural realised from colourful cut-out figures by
Moritz Götze, born in 1964 to a family of artists originating
from Halle. Trendy colours and re­­peating modules combined
to form comic-type pictorial structures are characteristic of
his work. The lightness thus gained offers the scope to tackle
complex social topics. This work, in which a bather appears to
be delighting in the joys of summer, is about the growing together of Germany and the role played by history and art in
that process.
Moritz Götze, „Ohne Titel“, Kunst in der Cafeteria
Moritz Götze, “Untitled”, art in the Cafeteria
K U N S T/ A RT
Horst Bartnig, „72 Unter­brech­un­gen, 72 Striche in vier Farben“, 1995, Holzschnitte
Horst Bartnig, “72 interruptions, 72 lines in four colours”, 1995, woodcuts
75
76
K U N S T/ A RT
Marcel Odenbach, „Als sähe ich im Himmel die Erde“, 2000, Deckenfries in der ehemaligen Aula
Marcel Odenbach, “Als sähe ich im Himmel die Erde” (as if I saw the earth in the sky), 2000, ceiling frieze in former Great Hall
K U N S T/ A RT
Das vierte „Kunst am Bau“-Projekt befindet sich im Kon­
ferenzsaal, der ehemaligen Aula, und zeigt ein Deutschland­
bild, in dem Geschichte, Gestalten und Ereignisse zu einem
riesigen collagierten ellipsenförmigen Deckenfries zusammengestellt sind.
Wer hier tagt, tagt unter dem Bilderhimmel der Ge­­schichte.
Der Kölner Videokünstler Marcel Odenbach, Jahrgang 1953,
hat den Fries aus hunderten blau ge­tönter Fotos zusam­
men­gesetzt; Reminiszenz an das Massenmedium Fern­sehen,
das aus Schnitten und Fragmenten Geschichten entstehen
lässt.
Die Bilder sind eingebettet in Rahmenfelder aus weiß auf
schwarz gedruckten Texten, die allerdings aus dieser Distanz
nicht zu lesen sind – der Text bildet so ein eigen­ständiges
Element neben den Bildern und be­grenzt zugleich auch deren Macht. Das Massen­me­dium Fernsehen ist für Odenbach
ein ebenso wichtiges The­ma wie die Aus­ein­andersetzung
mit drei auf Deutsch­land bezogenen Themen­kreisen – der
Zeit des Natio­nalsozialismus, der Nachkriegsgesellschaft
und ihren Folgeerscheinungen sowie der Teilung und Wie­­
dervereinigung Deutschlands.
Entscheidend für ihn ist dabei der persönliche Bezug, der
gerade bei den „großen“ Themen gesucht und herausgearbeitet werden muss.
77
The fourth “Art in Building” project can be found in the conference hall, the former Great Hall, and shows a picture of
Germany in which history, figures and events are combined to
form a massive collaged, elliptical ceiling frieze.
Anyone meeting here meets under the pictorial sky of history.
The Cologne video artist Marcel Odenbach, born in 1953, assembled the frieze from hundreds of blue-toned photographs;
reminiscent of the mass me­dium of television which makes
stories out of edits and fragments.
The pictures are embedded in frames made of texts printed
white on black, which however cannot be read from this distance – the text thus forms a separate element in addition to
the pictures, and at the same time limits their power. The mass
medium of television is for Oden­bach a topic equally as important as the three topics related to Germany – the time of
National Socia­li­ sm, the post-war society and its consequences,
and division and reunification.
The personal relationship which must be sought and worked
out especially with the “big” topics is decisive to him in this
work.
78
Daten und Fakten
Dates and facts
Quellen
Sources
Bauherr/Client:
Bundesrepublik Deutschland
Federal Republic of Germany
„Bundeshauptstadt Berlin“
Ulf Meyer, Jovis Verlagsbüro, Berlin, 1999
Architekt/Architect:
Baumann & Schnittger
Architektengemeinschaft,
Brahmsstraße 9, 14193 Berlin
Projektcontroller/Project controller:
DU Diederichs Projektmanagement
GbR mbH, Ackerstr. 3, 10115 Berlin
Planung und Bauzeit/
Planning and building schedule:
1991–19941. Bauabschnitt: Haus D
1st phase of construction: Building D
1996–20002. Bauabschnitt:
Haus A–C und Haus E–G
2nd phase of construction:
Buildings A–C and Buildings E–G
Kennwerte/Benchmarks:
33.000 m2Grundstücksfläche
plot area
98.000 m2 Bruttogeschossfläche (BGF)
gross floor-space
47.100 m2 Nutzfläche (NF)
useable space
Kosten/Costs:
•• ca. 253 Mio. € inklusive der Honorare
•• € 253 million including fees
Beschäftigte/Employees:
•• Rund 1.200 (in Berlin)
•• About 1,200 (in Berlin)
Technische Daten Photovoltaikanlage/
Technical data of the photovoltaic system:
•• 920 m2 Photovoltaikfläche mit einer ausgelegten Leistung von 100 kWp
•• 920 m2 photovoltaic area with a designed
performance of 100 kWp
„Berlin: Offene Stadt – Die Stadt als Ausstellung“
Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin, 1999
Herausgeber: Berliner Festspiele und Architektur­kammer
Berlin
„100 deutsche Jahre“
Chronik Verlag, München, 1998
Herausgeber: Thomas Fischer und Rainer Wirtz
„250 Jahre Invalidenhaus Berlin“
Herausgeber: Stiftung Invalidenhaus Berlin, Berlin, 1998
„Zwei Ministerien in historischer Umgebung“
Jürgen Karwelat, Berliner Geschichtswerkstatt e. V., Berlin,
1999
„Projekt Invalidenhaus, Scharnhorststraße 34–35“
Alexandra Restaurierungen, Büro für Bauforschung,
Restaurierung und Architektur, Sept./Okt. 1995
Auftraggeber: Bundesbaudirektion, Berlin
„Die Herrichtung des Dienstgebäudes BMWi in Berlin,
Scharnhorststraße 34–37/Invalidenstraße“
Bundesministerium für Raumordnung und Städtebau,
Berlin, Januar 1996
„Zwischen Mars und Minerva –Wegweiser über den
Invalidenfriedhof“
Prof. Laurenz Demps, Verlag für Bauwesen, Berlin, 1998
Abschnitt Denkmalpflege: Alexandra Restaurierungen,
Büro für Bauforschung, Restaurierung und Architektur
Abschnitt Kunst: Marion Thielebein, Berlin
79
Bildnachweis
Photographs
Titel BMWi/Stefan Müller
Seite 1 Bundesregierung/Bergmann
Seite 4 Ollech V.
Seite 5 bpk / Kunstbibliothek, SMB
Seite 21 Landesarchiv Berlin, Waldemar Titzenthaler,
F_Rep_290_II3914
Seite 6 BArch, Bild 183-C08191/Dorneth Berlin
Seite 22 Seite 6/7 Stiftung Invalidenhaus (Hintergrund)
Seite 23 BMWi/Susanne Eriksson;
Landesarchiv Berlin,
F_Rep_270_6596 (Hintergrund)
Seite 7 Stiftung Invalidenhaus, Waldemar Titzenthaler
(oben); Stiftung Invalidenhaus, Berlin (unten)
Seite 8 Landesarchiv Berlin,
A_Pr_Br_Rep_042_(Fotos)_2181 (oben li.);
BArch, Bild 116-306-06/Max Krajewski (oben re.);
Landesarchiv Berlin,
A_Pr_Br_Rep_042_(Fotos)_2184 (unten li.)
Seite 8/9 Architektengemeinschaft
Baumann & Schnittger (Hintergrund)
Seite 9 Landesarchiv Berlin, F_Rep_290_II1300
Seite 20 BMWi/Anja Blumentritt;
Landesarchiv Berlin,
F_Rep_270_8162_5 (Hintergrund)
Seite 24 BMWi/Anja Blumentritt
Seite 25 alle BMWi
Seite 26/27 Architektengemeinschaft
Baumann & Schnittger (Plan)
Seite 27 BMWi/Anastasia Herman
Seite 28 BMWi; Landesarchiv Berlin,
F_Rep_270_A_6596 (Hintergrund)
Seite 10 Stiftung Invalidenhaus;
Landesarchiv Berlin,
F_Rep_270_A_2000_Bl_4237_1936 (Hintergrund)
Seite 29 Seite 11 Seite 32 BArch, 116-306-06/Max Krajewski
BMWi/Susanne Eriksson
BMWi/Stefan Müller (alle)
Seite 30/31 Architektengemeinschaft
Baumann & Schnittger
BMWi/Stefan Müller (oben li.)
Seite 12 Landesarchiv Berlin, Ludwig Ehlers,
F_Rep_290_0307984
Seite 32/33 BMWi/Klemens Ortmeyer
Seite 12/13 Landesarchiv Berlin, F_Rep_270_4237
(Hintergrund)
Seite 34 BArch, Bild 116-306-09/Max Krajewski (oben li.);
BMWi/Klemens Ortmeyer (oben re.);
BMWi/Stefan Müller (unten)
Seite 13 Landesarchiv Berlin, Johann Willa,
F_Rep_290_0078732
Seite 14 BArch, Bild 183-15600-0005/
Fotograf: Gustav Köhler Berlin (oben);
BArch, Bild 183-S94973/Eva Kemmlein (unten);
Landesarchiv Berlin,
F_Rep_270_4237 (Hintergrund)
Seite 15 Landesarchiv Berlin, Ludwig Ehlers,
F_Rep_290_0307982
Seite 16 Bundesregierung, Klaus Lehnartz
Seite 16/17 Architektengemeinschaft
Baumann & Schnittger (Hintergrund)
Seite 18/19 BMWi/Stefan Müller;
Landesarchiv Berlin,
A_Rep_042-717 (Hintergrund)
Seite 19 Landesarchiv Berlin, Waldemar Titzenthaler,
F_Rep_290_II12363 (oben Mitte);
Landesarchiv Berlin, Pulkrabeck,
F_Rep_290_0070475 (oben re.)
BArch = Bundesarchiv
Seite 33 BMWi/Stefan Müller (oben)
Seite 34/35 Architektengemeinschaft
Baumann & Schnittger (Hintergrund)
Seite 35 BMWi/Klemens Ortmeyer
Seite 36 BMWi/Stefan Müller
Seite 37 BArch, Bild 116-306-10/Max Krajewski (oben li.);
BMWi/Stefan Müller (oben re.);
BMWi/Stefan Müller (Mitte li.);
BMWi/Stefan Müller (Mitte re.);
BArch, Bild 116-306-11/Max Krajewski (unten li.);
BMWi/Stefan Müller (unten re.)
Seite 38 Architektengemeinschaft
Baumann & Schnittger (oben);
BMWi/Anja Blumentritt (unten)
Seite 39 BMWi/Stefan Müller
Seite 40 BMWi/Stefan Müller (oben);
BMWi/Anja Blumentritt (unten)
80
B I L D N A C H W E I S / P H OTO G R A P H S
Seite 41 Architektengemeinschaft
Baumann & Schnittger (oben);
Architektengemeinschaft
Baumann & Schnittger (Hintergrund)
Seite 42 BMWi/Stefan Müller
Seite 42/43 Architektengemeinschaft
Baumann & Schnittger (Hintergrund)
Seite 43 BMWi
Seite 44 Architektengemeinschaft
Baumann & Schnittger
Seite 44/45 Landesarchiv Berlin,
A_Pr_Br_Rep_042(Karten)_Nr_720
(Hintergrund)
Seite 45 BMWi/Stefan Müller (oben);
Landesarchiv Berlin, Stefane Jacob,
F_Rep_290_0400428 (unten li.);
BMWi/Anja Blumentritt (unten re.)
Seite 46 BMWi/Klemens Ortmeyer
Seite 46/47 Architektengemeinschaft
Baumann & Schnittger (Hintegrund)
Seite 65 BMWi/Anja Blumentritt
Seite 66 BMWi/Stefan Müller
Seite 67 BMWi
Seite 68 BMWi/Anja Blumentritt
Seite 69 BMWi/Anja Blumentritt
Seite 70 BMWi/Anja Blumentritt
Seite 71 BMWi/Anja Blumentritt
Seite 72 BMWi/Stefan Müller
Seite 73 Landesarchiv Berlin,
A_Pr_Br_Rep_042(Karten)_Nr_720
(Hintergrund)
Seite 74 BMWi/Anja Blumentritt;
Landesarchiv Berlin,
A_Pr_Br_Rep_042(Karten)_Nr_720
(Hintergrund)
Seite 75 BMWi/Anja Blumentritt (alle)
Seite 76 BMWi/Stefan Müller
Seite 77 BMWi/Stefan Müller
Seite 47 Architektengemeinschaft
Baumann & Schnittger (oben);
BMWi/Klemens Ortmeyer (unten re.)
Transparentseiten
Seite 48 BMWi/Stefan Müller; Landesarchiv Berlin,
LAB_F_Rep_270_6596 (Hintergrund)
Seite 4 Ollech V.
Seite 8 Landesarchiv Berlin
Seite 49 BMWi/Anja Blumentritt (oben, Mitte li.
und Mitte re.);
BMWi/Anastasia Herman (unten)
Seite 50 BMWi/Stefan Müller
Seite 50/51 Landesarchiv Berlin,
A_Pr_Br_Rep_042(Karten)_Nr_720
(Hintergrund)
Seite 51 BMWi/Stefan Müller (alle)
Seite 52/53 BMWi/Stefan Müller;
Architektengemeinschaft
Baumann & Schnittger (Hintergrund)
Seite 54/55 BMWi/Stefan Müller (alle)
Seite 56 BMWi/Anja Blumentritt
Seite 56/57 Architektengemeinschaft
Baumann & Schnittger (Hintergrund)
Seite 58 BMWi/Stefan Müller
Seite 59 BMWi/Anja Blumentritt
Seite 61 BMWi/Stefan Müller
Seite 62 BMWi/Stefan Müller
nach
Seite 28 Architektengemeinschaft
Baumann & Schnittger
Seite 34 Architektengemeinschaft
Baumann & Schnittger
Seite 36 Architektengemeinschaft
Baumann & Schnittger
Seite 38 Architektengemeinschaft
Baumann & Schnittger
Seite 40 Architektengemeinschaft
Baumann & Schnittger
Seite 42 Architektengemeinschaft
Baumann & Schnittger
Seite 44 Architektengemeinschaft
Baumann & Schnittger
Seite 46 Architektengemeinschaft
Baumann & Schnittger
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