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Ein Leitfaden
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2 │ Stand: September 2014
Inhalt
Leitfaden
5
Komplementäre Medizin in der Onkologie
Allgemeines
Evidenzbasierte Empfehlungen der AG Prävention und integrative Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft zur Beratung zu KAM
5
5
Inhalte der Beratung
8
Allgemeine Inhalte
Bedeutung von Bewegung und gesunder Ernährung
Evidenz und Empfehlungen zu bestimmten Methoden der komplementären oder alternativen Medizin (siehe Faktenblätter)
8
8
5
8
Supportive Therapie
10
Akupunktur
18
Aloe vera
23
Betacarotin und Vitamin A
25
Curcumin
30
EGCG (Grüner Tee)
33
Elektrohyperthermie
35
Energiefeldmedizin
36
Folsäure
39
Ginkgo
41
Ginseng
43
Glutamin
45
Glutathion
49
Granatapfel
52
Homöopathie
54
Stand: September 2014 │ 3
Krebsdiät 1: Krebskur total nach Breuß
56
Krebsdiät 2: Öl-Eiweiß-Kost nach Budwig
57
Krebsdiät 3: Kohlenhydratarme Diät und ketogene Kost
58
Krebsdiät 4: Makrobiotik
61
Lycopin
63
Medizinische Pilze
65
Mind-Body-Therapien
69
Mistel
71
Noni
75
Omega-3-Fettsäuren
77
Qigong
80
Resveratrol
82
Selen
84
Silymarin
90
Tai Chi
92
Traditionelle Chinesische Medizin
94
Vitamin C
97
Vitamin D
101
Vitamin E
106
Yoga
109
Zink
111
Weitere Angebote der TK
114
Impressum
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Leitfaden
Komplementäre Medizin in der Onkologie
Das Ziel der komplementären Medizin in der Onkologie ist es, in erster Linie dem
Patienten Therapiemöglichkeiten an die Hand zu geben, über die er selber
eigenständig entscheiden kann und deren Durchführung in seiner Hand liegen.
Komplementäre Methoden dienen somit in erster Linie der Förderung der
Patientenautonomie. Die unmittelbare Indikation für die Anwendung
komplementärer Methoden ist es, die Wirkungen einer konventionellen
onkologischen Behandlung nebenwirkungsärmer zu gestalten, ohne die
Wirksamkeit zu gefährden, ggf. diese sogar zu verbessern. Aufgrund von
möglichen unerwünschten Wirkungen der komplementären Methoden selbst als
auch aufgrund von Wechselwirkungen von komplementären Methoden mit
konventioneller Medizin ist es wichtig, dass komplementäre Methoden nicht
unkritisch eingesetzt werden. Entsprechend ist eine Aufklärung und Beratung zu
diesem Themengebiet notwendig.
Allgemeines
Eine Beratung zur komplementären und alternativen Medizin (KAM) sollte in das
onkologische Gesamtkonzept für den jeweiligen Patienten eingebunden sein.
Die Beratung sollte bevorzugt durch Fachärzte mit einem onkologischen
Schwerpunkt und einer langjährigen Beratungspraxis zur KAM sowie
nachweislicher wissenschaftlicher Publikationen/Tätigkeit in der Evidenzbasierten Medizin durchgeführt werden. Organisatorisch muss sichergestellt
sein, dass dem Berater rechtzeitig vor der Beratung alle Unterlagen zum
Krankheitsverlauf und zur bisherigen sowie aktuellen onkologischen Behandlung
und ggf. auch zu Begleiterkrankungen/-therapien vorliegen.
Der vorliegende Leitfaden richtet sich vor allem an Ärzte und Angehörige
anderer Berufsgruppen, die ihren Patienten eine evidenzbasierte Beratung zur
KAM anbieten wollen.
Evidenzbasierte Empfehlungen der AG Prävention und integrative
Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft für die KAM-Beratung
1. Setting der Beratung: Im Sinne der Zugänglichkeit für Patienten sollen
Beratungsangebote entweder an die Regelversorgung angegliedert
oder aber niedrigschwellig erreichbar sein.
2. Qualifikation der Beratenden: Beratungen erfordern nicht nur
spezifisches Fachwissen über KAM-Verfahren, sondern auch
onkologische Expertise und Kompetenzen in Gesprächsführung und
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Beratung, die durch entsprechende Weiterbildungen zu erwerben und
zu erhalten sind.
Vorbereitung der Beratung: Die Vielfalt von KAM-Methoden mit den
jeweiligen Variationen sowie die individuelle Krankheits- und
Therapiesituation erfordert eine Vorbereitung. Diese kann schriftlich im
Vorfeld eines Gesprächs durch z.B. Anamnesebögen geschehen. In
Abhängigkeit von der Zielgruppe und ihren Bedürfnissen kann es
alternativ auch sinnvoll sein, zwei Termine in kurzer Folge anzubieten
und den ersten vorrangig zur Erfassung der aktuellen Situation und
Anliegen zu nutzen.
Begleitpersonen sollten von Anfang an in den Prozess der Beratung
einbezogen werden. Ggf. sollten sie an andere psychoonkologische
Beratungsangebote weiter verwiesen werden.
Ablauf der Beratung: Das Verständnis des Patienten zu seiner
Krankheitssituation und der Therapie sollte erfragt werden – hierzu
eignet es sich z.B., den Patienten in eigenen Worten die Vorgeschichte
und aktuelle Situation berichten zu lassen (aktives Zuhören, Erkennen
von emotionalen Bezügen). Damit kann auch das laienätiologische
Verständnis erfasst werden. Einstellungen zur KAM und Erwartungen
an KAM sollten ebenso wie die bisherigen Erfahrungen mit KAM und
der aktuelle Gebrauch erfragt werden.
Wissens- und Verständnislücken des Patienten zur Krankheitssituation
sollten vor Beginn der eigentlichen komplementärmedizinischen
Beratung geschlossen werden. Dabei sollten persönliche Einstellungen
des Patienten respektiert werden. Respektvolle Kommunikation
bedeutet allerdings auch, divergierende Vorstellungen zwischen dem
Krankheitskonzept des Patienten und der Beraterin/des Beraters zu
benennen, wenn z.B. Patienten sich selbst die Schuld für eine
Krebsentwicklung aufgrund einer „Krebspersönlichkeit“ zuschreiben.
Die Frage, ob weitere Fragen durch den ersten Teil des Gesprächs
hinzugekommen sind, sollte geklärt werden und anschließend die
Beantwortung der Fragen des Patienten auf der Basis vorliegender
Evidenzen erfolgen. Wenn beim Patienten bestimmte Wünsche (z.B.
Verbesserung der Prognose, Linderung von Nebenwirkungen der
konventionellen Therapie, aktiver Beitrag) oder laienätiologische
Krankheits- und Therapiekonzepte existieren, sollten diese wenn
möglich berücksichtigt werden.
Die Beratung erfolgt individuell an den Bedürfnissen, Fähigkeiten und
Ressourcen des Patienten orientiert.
Die Beratung sollte ein breites Spektrum an KAM-Verfahren als
Beratungshintergrund, aber auch anderer supportiver Maßnahmen,
gesundheitsfördernder Verfahren oder Therapieangebote, z.B.
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Physiotherapie, Ernährungsmedizin, körperliche Aktivität berücksichtigen.
Eine Beratung zur KAM sollte immer im Rahmen eines integrativen
Ansatzes erfolgen, also unter Berücksichtigung der konventionellen
Therapiemöglichkeiten einschließlich einer palliativmedizinischen
Begleitung und der Themengebiete Ernährung und körperliche Aktivität.
In jeder Beratung sollte geprüft werden, ob und inwieweit ein Bedarf an
psychologischer Unterstützung bzw. psychoonkologischer/psychotherapeutischer Begleitung bei dem Patienten besteht. Ggf. sollte der
Patient auf eine Beratungsmöglichkeit hingewiesen werden.
Die wesentlichen Inhalte der Beratung sollten in schriftlicher, laienverständlicher Form zusammengefasst und dem Patienten zugesandt
werden. Eine Information der betreuenden Ärzte ist sinnvoll und sollte
deshalb mit dem Patient besprochen werden.
Möglichst sollte ein Follow-up der Patienten erfolgen.
In der palliativen Situation zusätzlich zu beachten:
14. Die Auseinandersetzung und der Umgang mit Tod und Sterben wie
auch mit Medizin sind nicht nur persönlich unterschiedlich, sondern
auch kulturell geprägt. Ärzte berücksichtigen und respektieren die
kulturelle Vielfalt ihrer Patienten.
15. Die Auseinandersetzung mit und der Einsatz von KAM dürfen
notwendige Gespräche zwischen Arzt, Patient und Angehörigen zur
Prognose und palliativen Behandlungszielen nicht verzögern, ersetzen
oder die Verfolgung eines kurativen Ziels suggerieren.
16. Informiertheit und Aufrichtigkeit des Arztes in Bezug auf die
Möglichkeiten und Grenzen medizinischer Verfahren sind auch am
Lebensende ein wesentlicher Faktor einer tragfähigen Arzt-PatientBeziehung. Dies ist insbesondere bei KAM-Verfahren, für die oftmals
wenig externe Evidenz vorliegt, in der Beratung sorgfältig zu beachten.
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Inhalte der Beratung
Allgemeine Inhalte
› Was ist komplementäre und alternative Medizin?
› Unterschied zwischen komplementärer und alternativer Medizin
› Bedeutung der klinischen Studien
› Bedeutung der Übereinstimmung mit Konzepten der Schulmedizin
› Nutzen und Risiken komplementärer und alternativer Medizin
› Nutzen:
› Supportive Wirkung
› Seelische Wirkung
› Autonomie
› Risiken:
› Nebenwirkungen
› Interaktionen
Bedeutung von Bewegung und gesunder Ernährung
› Bewegung:
› Während der Therapie
› In der Erholungsphase
› Zur Tertiärprävention und Primärprävention von Zweitmalignomen
› Ernährung:
› Während der Therapie
› In der Erholungsphase
› Zur Tertiärprävention und Primärprävention von Zweitmalignomen
Evidenz und Empfehlungen zu bestimmten Methoden der komplementären
oder alternativen Medizin (siehe Faktenblätter)
› Die Faktenblätter haben grundsätzlich folgende Gliederung:
› Methode
› Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
› Wirksamkeit als supportive Therapie
› Interaktionen
› Unerwünschte Wirkungen
› Kontraindikationen
› Literatur
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Abweichend dazu ist das Faktenblatt "Supportive Therapie" gegliedert. Es
handelt sich um eine Auflistung von Symptomen, ergänzt durch
komplementärmedizinische Methoden.
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Supportive Therapie
Fatigue
Ginseng (siehe dort)
Die Arbeitsgruppe von Barton hat bisher drei randomisierte kontrollierte Studien
zum Einsatz von Ginseng bei Fatigue durchgeführt. Zwei Arbeiten sind
vollständig publiziert. Bei Dosierungen von 1000-2000 mg/Tag wurden
Verbesserungen im Brief-Fatigue-Inventory (BFI) gesehen, die jedoch nur in
einer der beiden Studien signifikant waren (Barton 2007, 2010). Die dritte Arbeit
wurde bisher nur als Abstract veröffentlicht.
Gewichtsverlust, Kachexie
Omega-3-Fettsäuren (siehe dort)
2007 erschienen zwei systematische Reviews zur Frage des Einflusses von
Omega-3-Fettsäuren auf den Gewichtsverlust. Bei gastrointestinalen Tumoren
wurde eine positive Wirkung beschrieben. Die empfohlene Dosis liegt bei 1,5
g/Tag (Colomer 2007). Dagegen kommt das Cochrane-Review zu der
Schlussfolgerung, dass es keine ausreichenden Daten für eine positive
Empfehlung gibt (Dewey 2007).
Auch ein systematisches Review zur Therapie der Kachexie in der palliativen
Situation fand keine ausreichende Evidenz (Ries 2011).
In einer randomisierten kontrollierten Studie führte die Gabe von Omega-3Fettsäuren (2,2 g EPA/Tag) bei Patienten mit Bronchialkarzinom zu einem Erhalt
der Muskelmasse und des Körpergewichts (Murphy 2011).
Hormonentzugserscheinungen
Körperlich aktive Patienten haben weniger Beschwerden durch Hormonentzugserscheinungen als weniger aktive oder inaktive.
Angelica
Zwei Reviews aus dem Jahre 2002 und 2005 kommen zu dem Ergebnis, dass
für Angelica bezüglich einer Verminderung von Hitzewallungen keine positiven
Studien vorliegen (Kronenberg 2002, Haimov-Kochmann 2005).
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Cimicifuga
Die Frage, ob Traubensilberkerzenextrakt menopausale
gesunden Frauen verbessert, ist umstritten. Prospektive
Studien bei Patientinnen mit Mammakarzinom liegen nicht
klinischen Untersuchungen deuten darauf hin, dass es zu
von hormonabhängigen Zellen kommt (Walji 2007).
Beschwerden bei
placebokontrollierte
vor. Die bisherigen
keiner Proliferation
In einer doppelblind placebokontrollierten Studie erhielten Patientinnen nach
Mammakarzinom Cimicifuga oder Placebo. Die Anzahl der Hitzewallungen
wurde nicht signifikant beeinflusst, allerdings geben die Autoren eine signifikante
Verbesserung des Schwitzens an. Eine Kontrolle der FSH und LH-Werte ergab
keinen Einfluss durch Cimicifuga. Die Studie ist limitiert durch eine hohe Dropout-Rate (19 Prozent), eine Therapiezeit von lediglich zwei Monaten und die
niedrige Dosis von Cimicifuga (40 mg/Tag) (Jacobson 2001).
Hypnose
Bei 60 Frauen mit Mammakarzinom und Hitzewallungen wurde randomisiert eine
Hypnosetherapie über fünf wöchentliche Sitzungen oder keine Behandlung
durchgeführt. Die Patientinnen hatten vor der Intervention über mindestens einen
Monat 14 und mehr Hitzewallungen wöchentlich angegeben. Primärer Endpunkt
war ein bivariates Konstrukt aus Anzahl der Hitzewallungen und deren Intensität.
Sekundärer Endpunkt war der Einfluss der Hitzewallungen auf die täglichen
Aktivitäten. 51 Frauen beendeten die Studie. Der Score der Hitzewallungen
nahm um 68 Prozent ab (p<0,001). Die Patientinnen berichteten außerdem über
deutlich weniger Angstdepressionen und Einfluss auf die täglichen Aktivitäten
sowie einen verbesserten Schlaf (p<0,005) (Elkins 2008).
Lignane
In einer randomisierten placebokontrollierten doppelblinden Studie führte ein
Leinsamenriegel mit einem hohen Lignangehalt nicht zu einer Verbesserung der
Hitzewallungen (Pruthi 2012).
Salbei
In einer Pilotstudie erhielten Patienten mit Prostatakarzinom unter
Androgenentzug Salvia officinalis 150  mg Extrakt drei Mal täglich. Als Endpunkt
wurde ein Score aus Anzahl und Schwere der Hitzewallungen und
Lebensqualität gewählt. Der mittlere Score nahm signifikant ab, ein Einfluss auf
Lebensqualität war nicht nachweisbar. Es wurden keine Nebenwirkungen
beschrieben.
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Sojaprodukte
Die Daten zur Wirksamkeit von Sojaprodukten sind widersprüchlich. Bis auf eine
Arbeit (Albertazzi 1998) konnten keine signifikanten Effekte bei gesunden
menopausalen Frauen gezeigt werden (Upmalis 2000, Burke 2003, Faure 2002,
van Patten 2002).
Drei randomisierte kontrollierte Studien zeigten einen positiven Effekt auf die
Knochenmineraldichte (Atkinson 2004, Chen 2004, Chiechi 2002).
Untersuchungen zu Sojaextrakten bei Patientinnen mit Mammakarzinom und
Hormonentzugserscheinungen liegen nicht vor.
Vitamin D und muskuloskelettale Beschwerden unter Aromataseinhibitoren
(siehe dort)
In einer randomisierten doppelblind placebokontrollierten Studie erhielten
Patientinnen mit muskuloskelettalen Beschwerden unter Aromataseinhibitoren in
Anpassung an den 25(OH)Vitamin D-Spiegel hochdosiertes Vitamin D3 oder
Placebo. Es kam zu einer signifikanten Verbesserung der Beschwerden. Die
Knochendichte am Femurhals nahm in der Placebogruppe ab, nicht in der
Verumgruppe (Rastelli 2011).
Mukositis
Aloe (siehe dort)
Das Cochrane-Review zur Prävention der oralen Mukositis unter antitumoraler
Therapie sieht für Aloe-Extrakt eine positive Evidenz (Worthington 2011).
Homöopathie
Eine randomisierte placebokontrollierte doppelblinde Studie bei Kindern zeigt,
dass mit einer Mundspülung mit Traumeel S (Arnica D2, Calendula D2,
Millefolium D3, Kamille D3, Symphytum D6, Belladonna D2, Aconitum D2, Bellis
perennis D2, Hypericum D2, Echinacea angustifolia D2, Echinacea proporea D2,
Hamamelis D1, Mercurius Sol. D6 und Hepar sulforis D6) es zu einer
signifikanten Reduktion der Mukositis kommt (Oberbaum 2001).
Honig
Mehrere Studien wurden zur Wirkung von Honig bei oraler Mukositis
durchgeführt. In einer randomisierten kontrollierten Studie erhielten Patienten mit
ALL und oraler Mukositis Grad 2-3 Honig oder eine Mischung aus Honig,
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Olivenöl, Propolisextrakt und Bienenwachs. Die Erholungszeit war mit Honig
signifikant kürzer als in der Kontrollgruppe (Abdulrhman 2012).
Weitere vier randomisierte kontrollierte Studien zeigen eine Verbesserung der
oralen Mukositis während Radiatio oder Radiochemotherapie durch Honig
(Motallebnejad 2008, Rashad 2008, Khanal 2010, Maiti 2012), dagegen konnte
eine weitere Arbeitsgruppe keinen positiven Effekt feststellen (Hawley P 2013).
Vitamin E
In einer doppelblind placebokontrollierten Studie wurden Mundspülungen mit
öliger Lösung mit Vitamin E während einer Radiatio untersucht. Es kam zu einer
signifikanten Verminderung der Mukositis und der Schmerzen. Auf das
Überleben zeigte sich in dieser kleinen Studie kein Einfluss (Ferreira 2004).
Polyneuropathie
die
Wirkungen
von
In
einem
systematischen
Review
wurden
Nahrungsergänzungsmitteln auf durch Chemotherapie induzierte periphere
Polyneuropathien untersucht. Untersuchte Substanzen waren Vitamin E, LCarnitin, Glutathion, Vitamin B6, Omega-3-Fettsäuren, Magnesium, Calcium,
Alphaliponsäure und N-Acetylcystein. Eingeschlossen wurden randomisierte
klinische Studien. Für keine der Substanzen konnte eine ausreichende Evidenz
gezeigt werden (Schloss 2013).
Übelkeit und Erbrechen
Akupunktur
Ein Cochrane-Review fasst die Ergebnisse von elf Studien so zusammen, dass
es zu einer Reduktion von akutem Erbrechen, nicht jedoch zu einer
Verminderung von akuter oder verzögerter Übelkeit im Vergleich kommt.
Akupressur vermindert akute Übelkeit, nicht akutes oder verzögertes Erbrechen.
Elektrostimulation zeigt keine Effekte (Ezzo 2006).
Danach wurden eine Reihe weiterer kontrollierter Studien publiziert:
› Kein Einfluss auf akute Übelkeit und akutes Erbrechen, Verminderung von
verzögerter Übelkeit und Erbrechen (Dibble 2007)
› Verminderung von Übelkeit durch Injektion von Vitamin B6 am Punkt PC6, nicht
jedoch durch Akupunktur oder Vitamin B6-Injektion allein (You 2009)
› Kein Effekt auf die Übelkeit bei abdomineller Bestrahlung (Enblom 2012)
› Kein Unterschied zwischen Verum- und Shamakupunktur bei Kindern (Yeh
2012)
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Ingwer
Drei randomisierte Studien zeigten ebenfalls signifikant positive Effekte von
Ingwer in Kombination mit 5-HT3-Antagonisten (Pillai 2001, Ryan 2012, Panahi
2012).
Währenddessen hat eine weitere randomisierte doppelblind placebokontrollierte
Studie keine Verbesserung bei einer Kombination von Ingwer, 5-HT3-RezeptorAntagonist und Aprepitant gezeigt (Zick 2009).
Xerostomie
Akupunktur (siehe dort)
In einem systematischen Review wurden drei Arbeiten zusammengefasst, davon
zwei mit einem moderaten Risiko für einen Bias, eine mit einem hohen Risiko.
Alle drei Artikel berichteten über eine signifikante Reduktion der Xerostomie
(O’Sullivan 2010).
In einer randomisierten Studie berichtete die Verumgruppe seltener über einen
trockenen Mund, bei den Speichelflussmessungen ergab sich kein Unterschied
(Simcock 2013).
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Hinweis
Die Faktenblätter sind nach Kriterien der Evidenzbasierten Medizin erstellt.
Angaben beziehen sich auf klinische Daten, in ausgewählten Fällen werden
präklinische Daten zur Evaluation von Risiken verwendet. Um die Informationen
kurz zu präsentieren, wurde auf eine abgestufte Evidenz zurückgegriffen. Im
Falle, dass systematische Reviews vorliegen, sind deren Ergebnisse dargestellt,
ggf. ergänzt um Ergebnisse aktueller klinischer Studien. Bei den klinischen
Studien wurden bis auf wenige Ausnahmen nur kontrollierte Studien
berücksichtigt. Die Recherche erfolgte systematisch in Medline ohne
Begrenzung des Publikationsjahres mit einer Einschränkung auf Publikationen in
Deutsch und Englisch.
Stand: September 2014 │ 17
Akupunktur
Akupunktur wird bei Tumorpatienten für unterschiedliche supportive Indikationen
eingesetzt.
Für die Bewertung werden im Folgenden vorwiegend systematische Reviews
und nach deren Erscheinen publizierte randomisierte kontrollierte Studien
verwendet.
Methode/Substanz
Bei der Akupunktur werden Nadeln an bestimmten auf Meridianen liegenden
Punkten gestochen. Die heute bekannten Meridiane stimmen wahrscheinlich
nicht mit alten Traditionen überein, sondern sind in der Neuzeit festgelegt
worden.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Keine Daten.
Wirksamkeit als supportive Therapie
Übersichtsarbeiten
Zwei systematische Reviews aus den Jahren 2009 und 2013 fassen in einem
Fall 26 Studien mit Patientinnen mit Mammakarzinom, im anderen Fall 41
randomisierte klinische Studien bei Tumorpatienten zusammen. Beide fanden
außer bei Übelkeit und Erbrechen keinen Vorteil für die Akupunktur (Chao 2009;
Garcia 2013).
Muskel- und Gelenkbeschwerden unter antihormoneller Therapie
In einer Studie zur Elektroakupunktur konnte kein Vorteil für die Verumgegenüber der Shamakupunktur gezeigt werden (Oh 2013); gleiches gilt für eine
Studie mit echter Akupunktur (Bao 2013).
Fatigue
Ein systematisches Review beschreibt, dass vier RCTs einen Vorteil für
Akupunktur im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigen; drei RCTs keinen. Auch in
den positiven Studien ist unklar, ob es sich um Akupunktureffekte handelt oder
um unspezifische Effekte (Posadzki 2013). Auch eine 2013 publizierte
randomisierte, mit Shamakupunktur kontrollierte Studie hatte keinen Vorteil
ergeben (Deng 2013).
18 │ Stand: September 2014
Schmerzen
Zur Therapie von Tumorschmerzen wurden drei systematische Reviews,
darunter ein Cochrane-Review publiziert, die aufgrund der schlechten
Studienqualität keine ausreichenden Daten für den Nachweis einer
schmerzreduzierenden Wirkung der Akupunktur bei Tumorpatienten fanden (Lee
2005, Paley 2011, Choi 2012).
Übelkeit und Erbrechen
Ein Cochrane-Review fasst die Ergebnisse von elf Studien so zusammen, dass
es zu einer Reduktion von akutem Erbrechen, nicht jedoch zu einer
Verminderung von akuter oder verzögerter Übelkeit im Vergleich kommt.
Akupressur vermindert akute Übelkeit, nicht akutes Erbrechen oder verzögertes
Erbrechen. Elektrostimulation zeigt keine Effekte (Ezzo 2006).
Danach wurden eine Reihe weiterer kontrollierter Studien publiziert:
› Kein Einfluss auf akute Übelkeit und akutes Erbrechen, bei verzögerter Übelkeit
und Erbrechen Reduktion (Dibble 2007)
› Verminderung von Übelkeit durch Injektion von Vitamin B6 am Punkt PC6, nicht
jedoch durch Akupunktur oder Vitamin B6-Injektion allein (You 2009)
› Kein Effekt auf die Übelkeit bei abdomineller Bestrahlung (Enblom 2012)
› Kein Unterschied zwischen Verum- und Shamakupunktur bei Kindern (Yeh
2012)
Xerostomie
In einem systematischen Review wurden drei Arbeiten zusammengefasst, davon
zwei mit einem moderaten Risiko für einen Bias, eine mit einem hohen Risiko.
Alle drei Artikel berichteten über eine signifikante Reduktion der Xerostomie
(O’Sullivan 2010).
In einer randomisierten Studie berichtete die Verumgruppe weniger über
trockenen Mund, bei den Speichelflussmessungen ergab sich kein Unterschied
(Simcock 2013).
Hormonentzugserscheinungen
Weder ein systematisches Review aus dem Jahr 2008 noch die CochraneAnalyse konnten einen signifikanten Benefit für die Akupunktur finden (Lee 2009,
Rada 2010).
Danach wurden eine Reihe weiterer Studien publiziert (aufgeführt nur die
Studien mit Kontrollgruppe):
Stand: September 2014 │ 19
› Kein Vorteil der Verum- gegenüber einer Scheinakupunktur; lediglich in einer
Subanalyse bezüglich nächtlicher Hitzewallungen signifikanter Unterschied zu
Gunsten der Akupunkturgruppe (Liljegren 2010)
› Beim Vergleich von Akupunktur oder Venlafaxin kein Unterschied, nach
Beendigung der Therapie in der Venlafaxin-Gruppe Zunahme der
Hitzewallungen, in der Akupunkturgruppe bleibend niedrige Beschwerden;
keine Nebenwirkungen unter Akupunktur, aber unter Venlafaxin (Walker 2010)
Luftnot
In einer randomisierten placebokontrollierten Pilotstudie wurde kein Effekt
gesehen (Vickers 2005).
Interaktionen
Keine bekannt.
Unerwünschte Wirkungen
Keine bekannt.
Kontraindikationen
Keine bekannt.
Literatur
Bao T et al. A dual-center randomized controlled double blind trial assessing the
effect of acupuncture in reducing musculoskeletal symptoms in breast
cancer patients taking aromatase inhibitors. Breast Cancer Res.Treat.
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20 │ Stand: September 2014
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Int.J.Gynecol.Cancer 19.4 (2009): 567-71.
Stand: September 2014 │ 21
Hinweis
Die Faktenblätter sind nach Kriterien der Evidenzbasierten Medizin erstellt.
Angaben beziehen sich auf klinische Daten, in ausgewählten Fällen werden
präklinische Daten zur Evaluation von Risiken verwendet. Um die Informationen
kurz zu präsentieren, wurde auf eine abgestufte Evidenz zurückgegriffen. Im
Falle, dass systematische Reviews vorliegen, sind deren Ergebnisse dargestellt,
ggf. ergänzt um Ergebnisse aktueller klinischer Studien. Bei den klinischen
Studien wurden bis auf wenige Ausnahmen nur kontrollierte Studien
berücksichtigt. Die Recherche erfolgte systematisch in Medline ohne
Begrenzung des Publikationsjahres mit einer Einschränkung auf Publikationen in
Deutsch und Englisch.
22 │ Stand: September 2014
Aloe vera
Methode/Substanz
Aloe vera-Extrakt wird aus dem inneren Blattanteil der Aloe-Pflanze gewonnen.
Es enthält Mono- und Polysaccharide, Tannine, Sterole, organische Säuren,
Enzyme, Saponine, Emodin, Vitamine und Mineralien.
Aloe-Emodin ist ein Anthraquinonderivat.
Aloe vera-Extrakte werden traditionell im Bereich der Wundheilung eingesetzt.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
In einer kontrollierten Studie erhielten Patienten mit metastasierenden soliden
Tumoren eine Chemotherapie mit oder ohne Aloe vera-Extrakt. Die Aloe veraDosis lag oral bei 10 mg dreimal täglich. Eingeschlossen wurden Patienten mit
Lungen-karzinom, kolorektalem Karzinom oder Magen- bzw. Pankreaskarzinom.
Nach Angaben der Autoren kam es zu einer signifikant höheren Rate an
Tumorregressionen sowie einem höheren 3-Jahres-Überleben (Lissoni 2009).
Wirksamkeit als supportive Therapie
Orale Mukositis
Das Cochrane-Review zur Prävention der oralen Mukositis unter antitumoraler
Therapie sieht für Aloe vera-Extrakt eine positive Evidenz (Worthington 2011).
Eine Metaanalyse von fünf randomisiert-kontrollierten Studien ergab keinen
Hinweis auf eine positive Wirkung von Aloe vera-Extrakt auf die Hauttoxizität bei
topischer Anwendung während einer Bestrahlung (Richardson 2005).
Interaktionen
Saft aus Aloe vera inhibiert CYP3A4 und CYP2D6.
Unerwünschte Wirkungen
Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit und Erbrechen
sowie eine Flush-Symptomatik. Aufgrund des Emodin-Gehaltes kann es zu
Durchfällen kommen. Ein Einzelfall beschreibt eine Patientin mit einer
Hypokaliämie (Baretta 2009).
Stand: September 2014 │ 23
Unter der Einnahme von Aloe vera wurden Schilddrüsenfehlfunktionen, eine
Hepatitis sowie eine vermehrte perioperative Blutungsneigung beschrieben (Lee
2004, Pigatto 2005, Rabe 2005).
Mehrere Tierversuche deuten auf eine karzinogene Wirkung hin (National
Toxicology Program 2010, Pandiri 2011, Boudreau 2013).
Ebenfalls im Tierexperiment konnte gezeigt werden, dass Acemannan aus Aloe
vera zu entzündlichen Veränderungen in Lunge, Leber und Milz führen kann
(Fogleman 1992).
Kontraindikationen
Nicht bekannt.
Literatur
Baretta Z et al. Aloe-induced hypokalemia in a patient with breast cancer during
chemotherapy. Ann.Oncol. 20.8 (2009): 1445-46.
Boudreau MD et al. Clear evidence of carcinogenic activity by a whole-leaf
extract of Aloe barbadensis miller (aloe vera) in F344/N rats.
Toxicol.Sci. 131.1 (2013): 26-39.
Fogleman RW et al. Toxicologic evaluation of injectable acemannan in the
mouse, rat and dog. Vet.Hum.Toxicol. 34.3 (1992): 201-05.
Lee A et al. Possible interaction between sevoflurane and Aloe vera,
Pharmacother, 2004 Oct, 38 (10), 1651-4.
Lissoni P et al. A randomized study of chemotherapy versus biochemotherapy
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cancer. In Vivo 23.1 (2009): 171-75.
Photocarcinogenesis study of aloe vera [CAS NO. 481-72-1(Aloe-emodin)] in
SKH-1 mice (simulated solar light and topical application study).
Natl.Toxicol.Program. Tech.Rep.Ser.553 (2010): 7-97, 99.
Pandiri AR et al. Aloe vera non-decolorized whole leaf extract-induced large
intestinal tumors in F344 rats share similar molecular pathways with
human sporadic colorectal tumors. Toxicol.Pathol. 39.7 (2011): 106574.
Pigatto PD et al. Aloe linked to thyroid dysfunction. Arch.Med.Res. 36.5 (2005):
608.
Rabe C et al. Acute hepatitis induced by an Aloe vera preparation: a case report.
World J.Gastroenterol. 11.2 (2005): 303-04.
Richardson J et al. Aloe vera for preventing radiation-induced skin reactions: a
systematic literature review. Clin.Oncol.(R.Coll.Radiol.) 17.6 (2005):
478-84.
24 │ Stand: September 2014
Worthington HV et al. Interventions for preventing oral mucositis for patients with
cancer receiving treatment. Cochrane.Database.Syst.Rev.4 (2011):
CD000978.
Hinweis
Die Faktenblätter sind nach Kriterien der Evidenzbasierten Medizin erstellt.
Angaben beziehen sich auf klinische Daten, in ausgewählten Fällen werden
präklinische Daten zur Evaluation von Risiken verwendet. Um die Informationen
kurz zu präsentieren, wurde auf eine abgestufte Evidenz zurückgegriffen. Im
Falle, dass systematische Reviews vorliegen, sind deren Ergebnisse dargestellt,
ggf. ergänzt um Ergebnisse aktueller klinischer Studien. Bei den klinischen
Studien wurden bis auf wenige Ausnahmen nur kontrollierte Studien
berücksichtigt. Die Recherche erfolgte systematisch in Medline ohne
Begrenzung des Publikationsjahres mit einer Einschränkung auf Publikationen in
Deutsch und Englisch.
Stand: September 2014 │ 25
Betacarotin und Vitamin A
Methode/Substanz
Betacarotin und Vitamin A gehören zu den sog. Antioxidantien. Es liegen
umfassende Untersuchungen zur Prävention mit Betacarotin als Nahrungsinhaltsstoff und Supplement vor. Wenige Untersuchungen konzentrieren sich auf
den Einsatz bei Tumorpatienten.
Unterschieden werden muss zwischen der Nahrungsaufnahme und der Supplementierung. Insbesondere beim Vitamin A muss außerdem noch der Einsatz von
hochdosiertem Vitamin A unterschieden werden.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Kopf-Hals-Tumoren
Bei Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren führt die Gabe von Vitamin A (300.000
Einheiten täglich für ein Jahr, gefolgt von 150.000 Einheiten im zweiten Jahr)
und ACC (600 mg täglich für zwei Jahre) oder die Kombination beider
Substanzen im Vergleich zu einer Placebogabe nicht zu einer Verbesserung des
Gesamtüberlebens oder Eventfree Survivals (van Zandwijk 2000).
Auch die Gabe von 75 mg Beta-Carotin über drei Monate mit anschließender
einmonatiger Pause und Wiederholung dieser Zyklen über insgesamt drei Jahre
verbessert das Überleben nicht (Toma 2003).
Die Kombination von Betacarotin und α-Tocopherol führt bei Patienten mit KopfHals-Tumoren nach kurativer Behandlung zu einer erhöhten Rate von
sekundären Tumoren und einer erhöhten Rezidivrate (Bairati 2005, Meyer 2007).
Bei Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren führt die Gabe von Vitamin A (300.000
Einheiten täglich für ein Jahr, gefolgt von 150.000 Einheiten im zweiten Jahr)
und ACC (600 mg täglich für zwei Jahre) oder die Kombination beider
Substanzen im Vergleich zu Placebo zu einer grenzwertigen Verminderung der
Rezidiv- und Zweittumorrate. Ein Einfluss auf das Überleben konnte nicht
nachgewiesen werden (Pastorino 1993).
Lungentumoren
Die hochdosierte Vitamin A-Gabe nach kurativer Operation eines nicht
kleinzelligen Bronchialkarzinoms im Stadium I (300.000 IU über 12 Monate) führt
in einer placebokontrollierten randomisierten Studie zu einer signifikanten
Verminderung der Rezidiv- und Zweittumorrate (Pastorino 1993).
26 │ Stand: September 2014
In einer randomisierten Studie führte die Kombination von Vitamin C (6100
mg/Tag), dl-Alpha-Tocopherol (1050 mg/Tag) und Beta-Carotin (60 mg/Tag)
nicht zu einer Verbesserung der Prognose durch die Chemotherapie im
Vergleich zu einer alleinigen Chemotherapiegabe (Pathak 2005).
Zervixkarzinom
Eine randomisierte placebokontrollierte Studie bei Patientinnen mit High grade
zervikaler intraepithelialer Neoplasie zeigt keine Verbesserung durch BetaCarotin (30 mg täglich) (Keefe 2001).
Bei inoperablem Zervixkarzinom führt die Kombination von hoch dosiertem
Vitamin A (1,5 Mio. Einheiten täglich, Gesamtdosis 30 Mio. Einheiten) im Vergleich zu einer alleinigen Bestrahlung zu weniger Rezidiven, allerdings wurde
keine Signifikanz erreicht (Kucera 1980).
CML
In einer randomisierten placebokontrollierten Studie führte die Gabe von Vitamin
A zu Busulfan zu keiner Verbesserung der Sterblichkeit (Meyskens 1995).
Prostatakarzinom
In einer randomisierten placebokontrollierten Studie führt die Hinzugabe von
Betacarotin (50 mg jeden zweiten Tag) zu einer Strahlentherapie zu keiner Verlängerung des Überlebens oder der Zeit bis zur Knochenmetastasierung
(Margalit 2011).
Wirksamkeit als supportive Therapie
Chronische Proktitis nach Radiatio
In einer randomisiert doppelblind placebokontrollierten Studie führte Retinolpalmitat (10.000 IU/Tag über 90 Tage) zu einer nicht signifikanten Verbesserung
der Symptome (Ehrenpreis 2005).
Orale Mukositis
Das Cochrane-Review von 2007 fand keine positive Evidenz für Betacarotin
(Worthington 2007).
Interaktionen
Betacarotin und Vitamin A sind Antioxidantien. Es wird diskutiert, ob sie die
Wirkung von Chemo- und Strahlentherapie abschwächen können.
Stand: September 2014 │ 27
Die Kombination von hochdosiertem Vitamin A (200.000 Einheiten pro Woche
über 1 Jahr) führt in einer randomisierten placebokontrollierten Studie bei
Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren nach Radiatio zu einer höheren Rezidivrate
(Jyothirmayi 1996).
Unerwünschte Wirkungen
Vitamin A kann überdosiert werden. Bei Gaben von 25.000 IU/kg Körpergewicht
sind akute Überdosierungen mit Übelkeit, Erbrechen, Schläfrigkeit möglich. Aus
einer chronischen Überdosierung können Anorexie, Reizbarkeit, Hautveränderungen mit Rhagaden der Mundwinkel und Haarausfall, Fieber, schmerzhafte Veränderungen an den Knochen (periostale Schwellungen), zerebrale
Krampfanfälle resultieren. Schwere Leberschäden bis zur Zirrhose wurden
beschrieben. Es kann zu einem intrakraniellen Druckanstieg kommen.
Bei der gemeinsamen Gabe mit hepatotoxischen Medikamenten steigt das
Risiko.
Kontraindikationen
Nicht bekannt.
Literatur
Bairati I et al, A randomized trail of antioxidant vitamins to prevent second
primary cancers in head and neck cancer patients, J Natl Cancer Inst
2005, 97: 481-8.
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28 │ Stand: September 2014
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Worthington HV et al., Interventions for preventing oral mucositis for patients with
cancer receiving treatment, Cochrane Database Syste Rev, 2007 Oct
17 (4).
Stand: September 2014 │ 29
Curcumin
Methode/Substanz
Curcumin, ein Inhaltsstoff von Curcuma longa, ist unter anderem in der indischen
Gewürzmischung Curry enthalten. Curcumin wirkt antiinflammatorisch durch antioxidative Eigenschaften sowie eine Cyclooxygenase-2- und Lipoxygenasehemmung.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Bei 36 Patienten mit MGUS und 17 mit SMM wurde eine randomisierte
doppelblind placebokontrollierte Crossover-Studie durchgeführt. Nach drei
Monaten erfolgte ein Crossover. Daran schloss sich eine open-label extension
study an. Die Patienten erhielten in dieser Phase 8 g Curcumin. 25 Patienten
beendeten die verblindete Studie und 18 die Extension. Es kam zu einer
Verminderung der freien Leichtketten, der Differenz zwischen klonaler und
nichtklonaler Leichtketten sowie der freien Leichtketten. uDPYD als Marker der
Knochenresorption nahm im Curcuminarm ab und im Placeboarm zu (Golombick
2012).
Wirksamkeit als supportive Therapie
Radiodermatitis
In einer randomisiert doppelblind placebokontrollierten Studie erhielten
Patientinnen mit Mammakarzinom während der Bestrahlung 2 g Curcumin
dreimal täglich oder Placebo. Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede
zwischen den beiden Gruppen in Bezug auf Hautrötung, Schmerzen oder
Symptome (Ryan 2013).
Interaktionen
In zahlreichen In-vitro- und In-vivo-Experimenten wurden synergistische
Wirkungen mit Chemo- und Strahlentherapie beschrieben.
Einige In-vitro-Studien sprechen jedoch auch für antagonistische Wirkungen.
Unerwünschte Wirkungen
In Phase 1-Studien wurde gezeigt, dass Curcumin bis zu einer Dosis von 12
g/Tag sicher angewendet werden kann (Anand 2007).
30 │ Stand: September 2014
Zu den Nebenwirkungen von Curcumin gehören abdominelles Völlegefühl,
Übelkeit und Diarrhö (Sharma 2001, Hsu 2007, Epelbaum 2008).
Durch eine Stimulation der Kontraktion der Gallenblase kann es zu Beschwerden
bei vorliegenden Gallensteinen kommen (Rasyid 1999).
Curcumin hat eine die Thrombozytenfunktion hemmende Wirkung und kann die
Blutungsneigung unter Koagulantien verstärken (Shah 1999).
Curcumin hat in vitro östrogenartige Wirkungen (Bachmeier 2010).
Aus einem Tierversuch gibt es Hinweise auf eine karzinogene Wirkung (DanceBarnes 2009).
Kontraindikationen
Nicht bekannt.
Literatur
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Bachmeier, B. E., et al. "Reference profile correlation reveals estrogen-like
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Golombick, T., et al. "Monoclonal gammopathy of undetermined significance,
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Shah BH et al, Inhibitory effect of curcumin, a food spice from turmeric on
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Stand: September 2014 │ 31
aggregation through inhibition of thromboxane formation and Ca2+
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Sharma, R., B. Ellis, and A. Sharma. "Role of alpha class glutathione
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overexpressing human leukemia (HL60) cells resist sulforaphane and
curcumin induced toxicity." Phytother.Res. 25.4 (2011): 563-68.
32 │ Stand: September 2014
EGCG (Grüner Tee)
Methode/Substanz
Grüner Tee (Camellia sinensis L.) enthält einen hohen Anteil an Polyphenolen
mit antioxidativen Eigenschaften. Die größte Gruppe der Polyphenole stellen die
Catechine dar, zu denen EGCG gehört.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Tertiärprävention nach Kolonpolyp oder Kolonkarzinom
In einer prospektiven Kohortenstudie führte die Flavonoidmischung aus Apigenin
und EGCG (je 20 mg täglich) zu einer signifikanten Verminderung von Rezidiven
(Hoensch 2008).
Tertiärprävention nach Mammakarzinom
Eine Metaanalyse aus Beobachtungsstudien zeigt eine signifikante Verminderung des Rezidivrisikos nach Mammakarzinom (Seely 2005).
Tertiärprävention nach Ovarialkarzinom
Ein systematisches Review beschreibt für das Ovarialkarzinom eine verbesserte
Prognose aus Beobachtungsstudien (Trudel 2012).
Wirksamkeit als supportive Therapie
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Interaktionen
In-vitro- und In-vivo-Untersuchungen zeigen vielfach synergetische Wirkungen
mit verschiedenen Chemotherapeutika. Auf der anderen Seite ist EGCG ein
starkes Antioxidans. Eine Wirkungsabschwächung von Chemo- und Strahlentherapie wurde in vitro gezeigt (Thomas 2011).
EGCG inhibiert in vitro die Wirkung von Sunitinib und Bortezomib (Thomas 2011,
Golden 2009).
Unerwünschte Wirkungen
Nebenwirkungen von EGCG sind Übelkeit, Erbrechen, Schlaflosigkeit, Erschöpfung, Diarrhö, Bauchschmerzen und Verwirrung (Jatoi 2003).
Stand: September 2014 │ 33
Eine Phase-1-Studie ergab eine maximal tolerierte Dosis von 4,2 g/m² einmal
oder 1,0 g/m² dreimal täglich (entspricht 7-8 Tassen à 120 ml). Die Nebenwirkungen entsprachen den Nebenwirkungen von Koffein (Pisters 2001).
Eine Metaanalyse aus Kohortenstudien zeigt zunächst anhand der Rohdaten
eine signifikante Zunahme des Magenkarzinomrisikos, welche nach Adjustierung
der Daten nicht mehr nachvollziehbar war (Myung 2008).
In vitro aktiviert EGCG HIF-1 (Hypoxia inducible factor 1) und führt zu einem
Anstieg von VEGF (Zhou 2004).
In vitro bindet EGCG an den Östrogenrezeptor α und ß von hormonsensiblen
humanen Mammakarzinomzellen. In vivo führt die gemeinsame Gabe von
Östradiol und EGCG zu einer Stärkung der Östradiolantwort (Goodin 2002).
Kontraindikationen
Nicht bekannt.
Literatur
Golden, E. B., et al. "Green tea polyphenols block the anticancer effects of
bortezomib and other boronic acid-based proteasome inhibitors." Blood
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Goodin, M. G., et al. "Estrogen receptor-mediated actions of polyphenolic
catechins in vivo and in vitro." Toxicol.Sci. 69.2 (2002): 354-61.
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Thomas, F., et al. "Green tea extract (epigallocatechin-3-gallate) reduces
efficacy of radiotherapy on prostate cancer cells." Urology 78.2 (2011):
475-21.
Zhou YD et al., Hypoxia-inducible Factor-1 activation by (-)-Epicatechin gallate,
J. Nat. Prod. 67(12), 2063-2069, 2004.
34 │ Stand: September 2014
Elektrohyperthermie
Methode/Substanz
Bei der Elektrohyperthermie soll durch ein elektrisches Feld im Körperinneren
regional Wärme entstehen. Temperaturmessungen aus lebenden Organismen
wurden hierzu bisher nicht publiziert. Ob die aus verschiedenen Untersuchungen
zur Hyperthermie erforderliche Erwärmung des Tumorgewebes auf 41,5°C und
mehr erreicht wird, ist nicht bekannt.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Keine kontrollierten Studien.
Wirksamkeit als supportive Therapie
Keine kontrollierten Studien.
Interaktionen
Nicht bekannt.
Unerwünschte Wirkungen
Nicht publiziert.
Kontraindikationen
Nicht bekannt.
Stand: September 2014 │ 35
Energiefeldmedizin
Methode/Substanz
Zur Energiemedizin gehören verschiedene Verfahren wie Reiki, Therapeutic
Touch und Healing Touch. Bei diesen Verfahren soll es zu einer Übertragung
von (heilender) Energie vom Therapeuten auf den Patienten kommen. Hierbei
findet meist keine oder allenfalls eine leichte Berührung statt.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Wirksamkeit als supportive Therapie
Eine entscheidende Frage bei der Durchführung von kontrollierten Studien zur
Energiefeldmedizin besteht darin, die Kontrollintervention zu definieren. In vielen
Studien erfolgte entweder keine Intervention oder eine reine Ruhegruppe.
In einem systematischen Review wurden 68 klinische Studien mit
unterschiedlichen Energietherapien (Reiki, Therapeutic Touch und Healing
Touch) zusammengefasst (Jain 2010). Zehn Studien wurden bei Tumorpatienten
durchgeführt. Zwei wurden wegen methodischer Mängel nicht ausgewertet. Die
verbleibenden acht Studien waren heterogen. Vier Studien untersuchten die
krebsassoziierte Schmerzsymptomatik. Die Autoren schlussfolgern, dass für die
Verbesserung der akuten Schmerzsymptomatik eine Level-2-Evidenz vorliegt.
Fünf Studien untersuchten die Wirkung auf Fatigue. Auch hier sind die
Ergebnisse widersprüchlich.
Die übrigen Studien adressierten unterschiedliche Fragestellungen. Die Autoren
kommen zu der Schlussfolgerung, dass es deutliche Hinweise für eine
Schmerzreduktion im Allgemeinen gibt, nur moderate Evidenz jedoch für eine
Schmerzreduktion bei hospitalisierten oder Tumorpatienten. Es gibt moderate
Evidenz für eine Verminderung der Angst bei hospitalisierten Patienten. Die
Daten zur Wirkung der Biofeldtherapie bei Fatigue und Lebensqualität von
Tumorpatienten sind widersprüchlich. Zum Thema Schmerz wurden acht Studien
detailliert ausgewertet, hiervon erreichten sechs (drei hochqualifizierte RCTs,
zwei RCTs mit niedriger Qualität und eine mit niedriger Qualität und Prä-PostVergleich) eine signifikante Reduktion der Schmerzen. Vier dieser Studien waren
placebokontrolliert, um Effekte jenseits unspezifischer Effekte zu erfassen.
Jedoch zeigten zwei RCTs mit hoher Qualität keinen Effekt. Studien mit einer
intensiveren Bewertung des Schmerzes zeigen inkonsistente Ergebnisse im
Vergleich zu den oben genannten mit einer VAS-Bewertung. Drei Studien mit
36 │ Stand: September 2014
hoher Qualität ergaben positive Werte im Vergleich zu Placebo, zwei ergaben
keine signifikanten Unterschiede.
Acht Studien untersuchten andere psychische Variablen wie Depression, Angst
und Stimmung (Messinstrumente: POMS, HADS, STAI und BDI), die Ergebnisse
sind widersprüchlich. Für Angst und Depression ergaben zwei hochwertige RCTs
und zwei RCTs mit niedriger Qualität positive Wirkungen, vier hochwertige RCTs
ergaben keine Änderung. Drei Studien untersuchten die Lebensqualität bei
Schmerzpatienten. Diese waren von hoher Qualität. Zwei Studien ergaben
positive Effekte im Vergleich zu Placebo, eine Studie grenzwertige Verbesserung.
54 Männern mit Prostatakarzinom unter einer Radiatio wurden randomisiert in
eine Kontrollgruppe, eine Gruppe mit Entspannung und eine Gruppe mit Reiki.
Es ergab sich kein statistisch signifikanter Unterschied in Bezug auf Angst
(STAI), Depression (CES-D) und Lebensqualität (FACT-G) während der
Behandlung und in der Nachbeobachtung. In Bezug auf das emotionale
Wohlbefinden zeigte sich in FACT-G in der Entspannungsgruppe im Vergleich
zur Reiki- und Kontrollgruppe eine signifikante Verbesserung (Beard 2011).
In einer Studie mit 60 Patientinnen mit Zervixkarzinom unter Radiochemotherapie wurde Healing Touch mit Entspannungstechniken verglichen. Die
Patientinnen erhielten vier individuelle Sitzungen pro Woche. Bei den
Patientinnen in der Healing Touch-Gruppe kam es zu einer ausgeprägteren
Verbesserung von depressiven Verstimmungen. Bzgl. Lebensqualität, Nebenwirkungen der Therapie und Therapiedurchführung gab es keine Unterschiede
(Lutgendorf 2010).
Interaktionen
Nicht zu erwarten.
Unerwünschte Wirkungen
Nicht bekannt.
Kontraindikationen
Nicht bekannt.
Literatur
Beard, C., et al. "Effects of complementary therapies on clinical outcomes in
patients being treated with radiation therapy for prostate cancer."
Cancer 117.1 (2011): 96-102.
Stand: September 2014 │ 37
Jain, S. and P. J. Mills. "Biofield therapies: helpful or full of hype? A best
evidence synthesis." Int.J.Behav.Med. 17.1 (2010): 1-16.
Lutgendorf SK, Mullen-Houser E, Russell D, Degeest K, Jacobson G, Hart L,
Bender D, Anderson B, Buekers TE, Goodheart MJ, Antoni MH, Sood
AK, Lubaroff DM. Preservation of immune function in cervical cancer
patients during chemoradiation using a novel integrative approach.
Brain Behav Immun. 2010 Nov;24(8):1231-40.
38 │ Stand: September 2014
Folsäure
Methode/Substanz
Folsäure
findet
sich
hauptsächlich
in
folgenden
Nahrungsmitteln:
Getreideprodukten, Leber, Brokkoli, Kartoffeln, Spinat, Erbsen und Hefe.
Folsäure spielt eine wichtige Rolle in der DNA-Synthese.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Wirksamkeit als supportive Therapie
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Interaktionen
In einem Fallbericht wurde ein Patient mit Prostatakarzinom beschrieben, der
unter einer Docetaxel-Chemotherapie ein Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin
B12 (500 µg) und Folaten (800 µg/Tag) eingenommen hat. Trotz der
Chemotherapie kam es zu einem Anstieg des PSA-Spiegels. Nach Absetzen des
Nahrungsergänzungsmittels kehrte der PSA-Wert auf den Normbereich zurück
(Tisman 2011).
Unerwünschte Wirkungen
Eine Reihe von epidemiologischen Untersuchungen zeigt für Folsäure sowohl
präventive als auch die Inzidenz von unterschiedlichen Tumoren fördernde
Wirkungen.
In einem Review kommt Kim zu der Schlussfolgerung, dass bei etablierten
Kolonkarzinomen ein Folsäuremangel inhibitorisch wirkt und Folsäuresupplementierung das Tumorwachstum verstärkt (Kim 2009).
Kontraindikationen
Nicht bekannt.
Literatur
Kim, J., et al. "Folate intake and the risk of colorectal cancer in a Korean
population." Eur.J.Clin.Nutr. 63.9 (2009): 1057-64.
Stand: September 2014 │ 39
Tisman, G. and A. Garcia. "Control of prostate cancer associated with withdrawal
of a supplement containing folic acid, L-methyltetrahydrofolate and
vitamin B12: a case report." J.Med.Case.Rep. 5 (2011): 413.
40 │ Stand: September 2014
Ginkgo
Methode/Substanz
Pflanzenextrakte aus Ginkgo werden als sogenannte Adaptogene in der
Naturheilkunde eingesetzt. In dieser Indikation sollen körpereigene Kräfte in
besonders belastenden Situationen unterstützt werden. Speziell wird GinkgoExtrakt empfohlen zur Behandlung von zerebralen Durchblutungsstörungen und
leichten Hirnleistungsstörungen. In der traditionellen Medizin findet Ginkgo einen
breiteren Einsatz.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Wirksamkeit als supportive Therapie
Kognitive Dysfunktion
In einer randomisierten placebokontrollierten doppelblinden Phase-3-Studie
führte die Hinzugabe von Ginkgo-Extrakt während Chemotherapie nicht zu einer
Verbesserung der kognitiven Funktion (Barton 2012).
Interaktionen
Terpenoide und Flavonoide aus Ginkgoextrakt induzieren die Expression von
CYP2B6, CYP3A4, UGT1A1, MDR1 und MRP2 über Aktivierung von PXR.
Unerwünschte Wirkungen
Als Nebenwirkungen wurden beschrieben: gastrointestinale Beschwerden,
Diarrhö, Übelkeit, allergische Reaktionen, Pruritus, Kopfschmerzen, intrazerebrale Hämorrhagien, epileptische Anfälle, Stevens-Johnson-Syndrom (Ernst
2006, Mahadevan 2008). Darüber hinaus wurde eine Dermatitis beschrieben
(Newall 1996).
In einer randomisierten placebokontrollierten Studie mit Ginkgo-Extrakt wurde in
einer sekundären Analyse eine erhöhte Rate an Mamma- und kolorektalen
Karzinomen und ein reduziertes Risiko für Prostatakarzinome beschrieben
(Biggs 2010).
Stand: September 2014 │ 41
Kontraindikationen
Unverträglichkeit der Substanz, Zustand nach Stevens-Johnson-Syndrom,
Zustand nach intrazerebralen Hämorrhagien, Epilepsie.
Literatur
Barton, D. L., et al. "The use of Ginkgo biloba for the prevention of
chemotherapy-related cognitive dysfunction in women receiving
adjuvant treatment for breast cancer, N00C9." Support.Care Cancer
21.4 (2013): 1185-92.
Biggs, M. L., et al. "Ginkgo biloba and risk of cancer: secondary analysis of the
Ginkgo Evaluation of Memory (GEM) Study." Pharmacoepidemiol.Drug
Saf 19.7 (2010): 694-98.
Ernst E et al., The Desktop Guide to Complementary and Alternative Medicine,
Elsevier, 2006.
Mahadevan S et al., Multifaceted therapeutic benefits of Ginkgo biloba L.:
chemistry, efficacy, safety, and uses, J Food Sci, 2008 Jan;73(1):R14-9.
Newall C et al., A Guide for Health Care Professionals, London: Pharmaceutical
Press, 1996.
42 │ Stand: September 2014
Ginseng
Methode/Substanz
Ginseng ist eine Pflanze, die hauptsächlich in China, Korea, Japan und
Russland vorkommt. Der amerikanische Ginseng weist ähnliche Eigenschaften
auf.
Die getrockneten Wurzeln werden in der traditionellen asiatischen Medizin zur
Behandlung unterschiedlicher Erkrankungen eingesetzt. Die Pflanze Whitania
somnifera wird als indischer Ginseng bezeichnet.
Nicht verwechselt werden darf Panax-Ginseng mit Eleutherococcus, auch
Sibirischer Ginseng genannt.
Ginseng wird in zwei verschiedenen Formen angeboten. Der weiße Ginseng
entsteht durch Schälen, der rote Ginseng durch Hitzebehandlung im Wasserdampf. Beide werden anschließend getrocknet. Zu den Inhaltsstoffen gehören
die Ginsenoside (z. B. Ra1, Ra2, Rb1, Rd, Re, Rh1, Rh2, Rh3, F1, F2, F3) sowie
Panaxoside (Protopanaxadiol und Protopanaxatriol). Außerdem sind flüchtige
Öle, Antioxidantien, Polysaccharide, Fettsäuren, Vitamine und Polyacetylene
enthalten.
Da bekannt wurde, dass eine Reihe von chinesischen Studien, die als
randomisiert publiziert wurden, nicht randomisiert nach wissenschaftlichem
Standard waren, werden für die Auswertung sämtliche Publikationen aus China
und Reviews, die diese einschließen, nicht berücksichtigt. Gleichermaßen
werden Publikationen nicht bewertet, die als Kontrollgruppe einen 0-Arm
eingeschlossen haben.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Wirksamkeit als supportive Therapie
Fatigue
Die Arbeitsgruppe von Barton hat bisher drei randomisierte kontrollierte Studien
zum Einsatz von Ginseng bei Fatigue durchgeführt. Zwei Arbeiten sind
vollständig publiziert. Bei Dosierungen von 1000-2000 mg/Tag wurden Verbesserungen im Brief Fatigue Inventory (BFI) gesehen, die jedoch nur in einer
der beiden Studien signifikant waren (Barton 2007, 2010). Die dritte Arbeit wurde
bisher nur als Poster gezeigt.
Stand: September 2014 │ 43
Interaktionen
In-vitro-Daten sprechen eher für eine Wirkungsverstärkung von Chemotherapeutika durch Ginseng.
Ginseng kann die Blutungszeit beeinflussen, so dass Wechselwirkungen mit
Aspirin oder Cumarinen möglich sind.
Unerwünschte Wirkungen
In höheren Dosierungen können Nebenwirkungen auftreten, wie erhöhte
Herzfrequenz, Übelkeit, Diarrhoe, Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Unruhe.
Neben Hautausschlag wurde auch ein Stevens-Johnson-Syndrom aufgeführt.
Eine anaphylaktische Reaktion ist möglich (Ernst 2006).
In einem systematischen Review wurden Nebenwirkungen und Interaktionen
zusammengefasst. Über schwerere Nebenwirkungen sind nur Fallberichte
veröffentlicht worden, bei denen die Kausalität schwer zurückzuverfolgen ist. Vor
allem Kombinationsprodukte, die noch andere Pflanzen enthalten, haben
schwere Nebenwirkungen mit tödlichem Ausgang hervorgerufen. Die Autoren
schlussfolgern, dass Monopräparate selten mit Nebenwirkungen oder Interaktionen verbunden sind. Die dokumentierten Nebenwirkungen sind in der Regel
vorübergehend und leicht (Coon 2002).
In vitro und in vivo hat Ginseng östrogenartige Wirkungen.
Kontraindikationen
Ginseng sollte bei östrogenabhängigen Tumoren nicht eingesetzt werden.
Literatur
Barton DL et al. A pilot, muti-dose-placebo-controlled evaluation of American
ginseng (panax quinquefolius) to improve cancer related fatigue, Poster
9001, ASCO 2007.
Barton DL et al. Pilot study of Panax quinquefolius (American ginseng) to
improve cancer-related fatigue: a randomized, double-blind, dosefinding evaluation: NCCTG trial N03CA. Support.Care Cancer 18.2
(2010): 179-87.
Coon JT et al. Panax ginseng: a systematic review of adverse effects and drug
interactions. Drug Saf 25.5 (2002): 323-44.
Ernst E et al. The Desktop Guide to Complementary and Alternative Medicine,
Elsevier, 2006.
44 │ Stand: September 2014
Glutamin
Methode/Substanz
Glutamin ist eine essentielle Aminosäure. Aus Glutamin wird Glutathion
synthetisiert, welches im Stoffwechsel ein Antioxidans darstellt.
Glutamin wird aus dem Darm zu 50 bis 80 Prozent resorbiert. Nach Aufnahme
von 0,1 g pro kg Körpergewicht steigt der Plasmaspiegel um 50 Prozent an. Die
de novo-Synthese von Glutamin kann in fast allen Geweben über das Enzym
Glutamin-Synthetase erfolgen.
Glutamin stimuliert die Proteinsynthese und inhibiert die Proteolyse.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Keine Studien.
Wirksamkeit als supportive Therapie
Mukositis
In einem systematischen Review und einer Metaanalyse wurde die Wirkung von
Glutamin auf die Mukositis bei Stammzelltransplantation untersucht. Die Autoren
kommen zu der Schlussfolgerung, dass vielleicht die Rate der Nebenwirkungen
reduziert wird, allerdings konnte keine statistische Signifikanz gezeigt werden;
bzgl. der subjektiven Symptome ist kein Unterschied feststellbar. Die Anzahl der
Tage mit einer Opiattherapie konnte reduziert werden und ebenso das Risiko für
eine GVHD. Intravenöses Glutamin könnte klinische Infektionen vermindern. Zur
Erhöhung des Risikos für ein Rezidiv siehe oben. Es gab keinen Effekt bis Tag
100 (Crowther 2009).
In einem Cochrane-Review zur Prävention der oralen Mukositis unter antitumoraler Therapie wurde eine positive Evidenz für intravenöses Glutamin
beschrieben (Worthington 2011).
Geschmacksstörungen
In einer randomisierten placebokontrollierten Doppelblindstudie hatte Glutamin
keinen Einfluss auf Geschmacksstörungen, wenn Stomatitiden und Zinkmangel
parallel behandelt wurden (Strasser 2008).
Stand: September 2014 │ 45
Übelkeit
In einer randomisierten Crossover-Studie bei Patienten mit gastrointestinalen
Tumoren führte die Glutamingabe (20 g über 5 Tage) zu einer Verminderung von
Übelkeit, Erbrechen und Diarrhö (Li 2009).
Kachexie
Zur Verminderung der Kachexie wurden zwei doppelblinde placebokontrollierte
Studien durchgeführt (May 2002, Berk 2008). In beiden Studien wurden jedoch
Mischungen mit Glutamin eingesetzt, sodass eine Analyse der Wirksamkeit von
Glutamin nicht möglich ist.
Polyneuropathie
In einer randomisierten kontrollieren Studie erhielten Patienten während
oxaliplatinhaltiger Chemotherapie Glutamin (15 g, zweimal täglich für sieben
Tage). Es traten signifikant geringere Polyneuropathien auf (Wang 2007).
Infektionen
In einer prospektiv doppelblind placebokontrollierten Studie erhielten 20
Patienten Glutamin zu verschiedenen Chemotherapien. Es konnte kein Unterschied in der Dauer der Neutropenie, den Fieberschüben, dem Antibiotikaverbrauch und anderen Toxizitäten erreicht werden (Van Zaanen 1994).
In einem Cochrane-Review konnte gezeigt werden, dass die Hinzugabe von
Glutamin zu einer parenteralen Ernährung nicht zu einer Verkürzung des
Krankenhausaufenthaltes führt, dass es jedoch seltener zu positiven Blutkulturen
kommt (Murray 2009).
Muskel- und Gelenkbeschwerden
Bei einer placebokontrollierten Crossover-Studie hatte Glutamin keine Wirkung
auf Myalgien und Arthralgien nach Paclitaxel (Jacobson 2003).
Diarrhö unter abdominellen Radiatio
In einer randomisierten doppelblinden placebokontrollierten Studie führte die
Gabe von 30 g Glutamin/Tag während einer Radiochemotherapie bei Rektumkarzinom nicht zur Verminderung der Diarrhöen (Rotovnik 2011).
Dagegen zeigte eine weitere Studie mit 15 g Glutamin/Tag eine signifikante
Verbesserung der Diarrhö (Kucuktulu 2013).
46 │ Stand: September 2014
In einer doppelblinden randomisierten placebokontrollierten Studie erhielten
Patienten Glutamin in einer Dosis von 30 g/Tag. Es kam in der Glutamingruppe
zu einer höheren Inzidenz von Enteritiden (Vidal-Casariego 2013).
Interaktionen
Nicht bekannt.
Unerwünschte Wirkungen
In einem systematischen Review mit Metaanalyse zur Prävention der Mukositis
kommen die Autoren zu der Schlussfolgerung, dass Glutamin möglicherweise
das Rezidivrisiko erhöht (Crowther 2009).
Kontraindikationen
Nicht bekannt.
Literatur
Berk L et al. A randomized, double-blind, placebo-controlled trial of a betahydroxyl beta-methyl butyrate, glutamine, and arginine mixture for the
treatment of cancer cachaxia (RTOG 0122), Support Care Cancer, 2008
Feb 22.
Crowther M. Hot topics in parenteral nutrition. A review of the use of glutamine
supplementation in the nutritional support of patients undergoing bonemarrow transplantation and traditional cancer therapy. Proc.Nutr.Soc.
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Crowther MA et al. Systematic review and meta-analyses of studies of glutamine
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Jacobson SD et al. Glutamine does not prevent paclitaxel-associated myalgias
and arthralgias. J.Support.Oncol. 1.4 (2003): 274-78.
Kucuktulu E et al. The protective effects of glutamine on radiation-induced
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Li Y et al. Clinical trial: prophylactic intravenous alanyl-glutamine reduces the
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May PE et al. Reversal of cancer-related wasting using oral supplementation with
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Murray SM et al. Nutrition support for bone marrow transplant patients.
Cochrane.Database.Syst.Rev.1 (2009): CD002920.
Stand: September 2014 │ 47
Strasser F et al. Prevention of docetaxel- or paclitaxel-associated taste
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placebo-controlled, double-blind study, Oncologist, 2008 Mar;13(3):33746.
Rotovnik Kozjek N, Kompan L, Soeters P, Oblak I, Mlakar Mastnak D, Možina B,
Zadnik V, Anderluh F, Velenik V. Oral glutamine supplementation during
preoperative radiochemotherapy in patients with rectal cancer: a
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Van Zaanen HC et al. Parenteral glutamine dipeptide supplementation does not
ameliorate chemotherapy-induced toxicity, Cancer 1994 Nov 15, 74(10):
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Vidal-Casariego A et al. Efficacy of Glutamine in the Prevention of Acute
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neuropathy in colorectal cancer patients, Oncologist, 2007 Mar, 12(3),
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Worthington HV et al. Interventions for preventing oral mucositis for patients with
cancer receiving treatment. Cochrane.Database.Syst.Rev.4 (2011):
CD000978.
48 │ Stand: September 2014
Glutathion
Methode/Substanz
Thiole bilden stabile kovalente Bindungen mit elektrophilen Molekülen wie z.B.
den Platinkomplexen, Cisplatin und Carboplatin. Die Bildung des Thiol-Platinkomplexes inaktiviert das Chemotherapeutikum. Die Inaktivierung erfolgt in der
Zirkulation vor der Aufnahme des Medikamentes in die Tumorzelle.
Das Enzym Glutathion-S-Transferase spielt eine zentrale Rolle in der Entgiftung
von Medikamenten und Toxinen. Verschiedene Isoenzyme der Glutathion-STransferase korrelieren mit dem Risiko der Entwicklung eines Karzinoms. In
verschiedenen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass in Tumorzellen die
Glutathion-S-Transferase erhöht ist. Ebenfalls typisch für Tumorzellen ist die
selenabhängige Glutathionperoxidase.
Die Glutathiontransferase
überexprimiert.
ist
insbesondere
in
multi-resistenten
Zellen
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Wirksamkeit als supportive Therapie
In einer placebokontrollierten randomisierten Studie entwickelte eine Gruppe von
Patienten unter FOLFOX unter Infusion mit reduziertem Glutathion (1500 mg/m²)
weniger Nebenwirkungen. Die Autoren beschreiben eine niedrigere AUC und ein
geringeres steady-state-Volumen für Oxaliplatin (Milla 2009).
Ob dies eine Auswirkung auf die Wirksamkeit der Chemotherapie hat, wurde
nicht untersucht. Die Wirkung von Glutathion auf die Neurotoxizität von Platinpräparaten wurde in zwei randomisierten doppelblind placebokontrollierten
Studien untersucht. Sowohl für Cisplatin als auch für Oxaliplatin ergab sich eine
verminderte Toxizität ohne Hinweis auf eine verminderte Wirksamkeit der
Chemotherapie (Cascinu 1995, 2002).
151 Patientinnen mit Ovarialkarzinom erhielten in einer doppelblind
placebokontrollierten randomisierten Studie während einer Cisplatinhaltigen
Chemotherapie Glutathion. Im primären Endpunkt ging es um die Durchführbarkeit von sechs Zyklen der Therapie. Dies war für 58 versus 39 Prozent
möglich (p=0,04). Die Nierenwerte waren in der Verumgruppe besser. Außerdem
kam es zu weniger Depression, Erbrechen, peripherer Neurotoxizität,
Haarverlust, Kurzatmigkeit und Konzentrationsstörungen. Bzgl. des klinischen
Stand: September 2014 │ 49
Ansprechens ergaben sich keine signifikanten Unterschiede. Langzeitdaten
wurden nicht veröffentlicht (Smyth 1997).
Polyneuropathie
In einem systematischen Review wurden die Wirkungen von Nahrungsergänzungsmitteln auf durch Chemotherapie induzierte periphere Polyneuropathien untersucht. Untersuchte Substanzen waren Vitamin E, L-Carnitin,
Glutathion, Vitamin B6, Omega-3-Fettsäuren, Magnesium, Calcium, Alphaliponsäure und N-Acetylcystein. Eingeschlossen wurden randomisierte klinische
Studien. Für keine der Substanzen konnte eine ausreichende Evidenz gezeigt
werden (Schloss 2013).
Interaktionen
In einer ganzen Reihe weiterer In-vitro-Experimente wurde gezeigt, dass
Tumorzellen mit einem höheren Gehalt an Glutathion resistenter gegen die
Chemotherapie sind bzw. umgekehrt eine Glutathiondepletion zu einer erhöhten
Sensibilität führt.
Unerwünschte Wirkungen
Nicht bekannt.
Kontraindikationen
Nicht bekannt.
Literatur
Cascinu S et al. Neuroprotective effect of reduced glutathione on cisplatin-based
chemotherapy in advanced gastric cancer, Journal of Clinical Oncology,
Vol 13, No1, 1995, 26-32.
Cascinu S et al. Neuroprotective effect of reduced glutathione on oxaliplatinbased chemotherapy in advanced colorectal cancer, J Clin Oncol 2002
Aug 15, 20(16); 3478-83.
Milla, P., et al., Administration of reduced glutathione in FOLFOX4 adjuvant
treatment for colorectal cancer: effect on oxaliplatin pharmacokinetics,
Pt-DNA adduct formation, and neurotoxicity. Anticancer Drugs 20.5
(2009): 396-402.
Schloss JM, Colosimo M, Airey C, Masci PP, Linnane AW, Vitetta L.
Nutraceuticals and chemotherapy induced peripheral neuropathy
(CIPN): A systematic review. Clin Nutr. 2013 Dec;32(6):888-93.
Smyth JF, Bowman A, Perren T, Wilkinson P, Prescott RJ, Quinn KJ, Tedeschi
M. Glutathione reduces the toxicity and improves quality of life of
50 │ Stand: September 2014
women diagnosed with ovarian cancer treated with cisplatin: results of a
double-blind, randomised trial. Ann Oncol. 1997 Jun;8(6):569-73.
Stand: September 2014 │ 51
Granatapfel
Methode/Substanz
Granatapfel enthält EGCG, Delphinidin, Kaempferol, Punicinsäure und
Ellagitannine, welche Ellagsäure freisetzen. Außerdem sind die Phytoöstrogene
Genistein und Coumestrol und das Geschlechtshormon Östron enthalten.
Das Öl des Granatapfels enthält über 70 Prozent Linolensäure.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
In einer randomisierten Phase-2-Studie erhielten Männer nach initial kurativer
Therapie eines Prostatakarzinoms bei ansteigendem PSA-Wert ohne Nachweis
von Metastasen Granatapfelextrakt. Die mediane PSA-Verdopplungszeit nahm
signifikant zu. Es wurden zwei Dosierungen getestet, zwischen denen sich kein
Unterschied ergab (1g oder 3g/Tag) (Paller 2013). In der Studie fehlt eine
Kontrollgruppe ohne Granatapfelextrakt.
In einer ersten Phase-2-Studie hatte in gleicher klinischer Situation die Gabe von
Granatapfelextrakt ebenfalls zu einer signifikanten Verlängerung der PSAVerdopplungszeit geführt (Pantuck 2006).
Wirksamkeit als supportive Therapie
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Interaktionen
Theoretisch ist aufgrund der Inhibition von Cytochrom-P450-Enzymen das Risiko
für eine Rhabdomyolyse während einer Statintherapie erhöht.
Unerwünschte Wirkungen
Bei höheren Dosierungen abdominelle Beschwerden.
Kontraindikationen
Aufgrund des Phytoöstrogengehaltes ist der Einsatz von Granatapfelextrakten
bei Patientinnen mit hormonsensitiven Tumoren nicht unbedenklich.
52 │ Stand: September 2014
Literatur
Paller, C. J., et al. "A randomized phase II study of pomegranate extract for men
with rising PSA following initial therapy for localized prostate cancer."
Prostate Cancer Prostatic.Dis. 16.1 (2013): 50-55.
Pantuck, A. J., et al. "Phase II study of pomegranate juice for men with rising
prostate-specific antigen following surgery or radiation for prostate
cancer." Clin.Cancer Res. 12.13 (2006): 4018-26.
Stand: September 2014 │ 53
Homöopathie
Methode/Substanz
› Die Homöopathie basiert auf zwei Gesetzen:
› ein Mittel, das im Rahmen einer homöopathischen Arzneimittelprüfung ein
bestimmtes Symptom bei einem Gesunden hervorruft, heilt dieses Symptom,
wenn es bei einem Kranken auftritt (“Similia similibus curentur”);
› ein Mittel wird durch schrittweise (meist 1:9 = Dezimalpotenz bzw. 1:99 =
Centesimalpotenz) Verdünnung und Verschüttelung potenziert, d.h. stärker
wirksam, auch wenn dabei die Avogadro-Zahl überschritten wird, sodass nach
naturwissenschaftlichen Gesichtspunkten kein Molekül der Ausgangssubstanz
im homöopathischen Arzneimittel mehr enthalten sein kann.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Keine Daten.
Wirksamkeit als supportive Therapie
Ein Review zu randomisierten und nicht randomisierten kontrollierten Studien
und ein Cochrane-Review kommen zu der Schlussfolgerung, dass es keine ausreichende Evidenz der Wirksamkeit der Homöopathie bei Tumorpatienten gibt
(Milazzo 2006, Kassab 2009). Das Cochrane-Review verweist auf die positiven
Daten zu Traumeel bei Mukositis (s.u.).
Mukositis
Eine randomisierte placebokontrollierte doppelblinde Studie bei Kindern zeigt,
dass es mit einer Mundspülung mit Traumeel S (Arnica D2, Calendula D2,
Millefolium D3, Kamille D3, Symphytum D6, Belladonna D2, Aconitum D2, Bellis
perennis D2, Hypericum D2, Echinacea angustifolia D2, Echinacea proporea D2,
Hamamelis D1, Mercurius Sol. D6 und Hepar sulfuris D6) zu einer signifikanten
Reduktion der Mukositis kommt (Oberbaum 2001).
Hormonentzugserscheinungen
Eine klinische Studie fand keinen Effekt (Thompson 2005).
Übelkeit und Erbrechen
Eine klinische Studie fand keinen Effekt (Perol 2012).
54 │ Stand: September 2014
Interaktionen
Nicht bekannt, bei höheren Potenzen nicht zu erwarten.
Unerwünschte Wirkungen
Nicht bekannt, bei höheren Potenzen nicht zu erwarten.
Kontraindikationen
Nicht bekannt, bei höheren Potenzen nicht zu erwarten.
Literatur
Kassab S et al. Homeopathic medicines for adverse effects of cancer treatments.
Cochrane.Database.Syst.Rev.2 (2009): CD004845.
Milazzo SN et al. Efficacy of homeopathic therapy in cancer treatment.
Eur.J.Cancer 42.3 (2006): 282-89.
Oberbaum M et al. A randomized, controlled clinical trial of the homeopathic
medication TRAUMEEL S in the treatment of chemotherapy-induced
stomatitis in children undergoing stem cell transplantation. Cancer 92.3
(2001): 684-90.
Perol D et al. Can treatment with Cocculine improve the control of
chemotherapy-induced emesis in early breast cancer patients? A
randomized, multi-centered, double-blind, placebo-controlled Phase III
trial. BMC.Cancer 12 (2012): 603.
Thompson EA et al. A pilot, randomized, double-blinded, placebo-controlled trial
of individualized homeopathy for symptoms of estrogen withdrawal in
breast-cancer survivors. J.Altern.Complement Med. 11.1 (2005): 13-20.
Stand: September 2014 │ 55
Krebsdiät 1: Krebskur total nach Breuß
Methode/Substanz
Die von Breuß propagierte Kur besteht aus dem Trinken nur von (vergorenem)
Gemüsesaft und Tee über 42 Tage. Durch Eiweißentzug und Zufuhr von Flüssigkeiten und Mineralien kommt es nach Ansicht von Breuß zu einer Giftausscheidung, die den Krebs absterben lässt. Auf eine schulmedizinische
Therapie soll während der Kur verzichtet werden.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Wirksamkeit als supportive Therapie
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Interaktionen
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Unerwünschte Wirkungen
Gewichtsabnahme und Mangelernährung.
Kontraindikationen
Keine Aussage.
Literatur
Breuß R. Krebs. Leukämie und andere scheinbar unheilbare Krankheiten mit
natürlichen Mittel heilbar. Merk, Wangen/Allgäu 1978, ISBN 3-00018407-4, Seite 60.
56 │ Stand: September 2014
Krebsdiät 2: Öl-Eiweiß-Kost nach
Budwig
Methode/Substanz
Nach Ansicht von Frau Dr. Budwig entsteht Krebs durch ein Übermaß an
gesättigten und einem Mangel an ungesättigten Fettsäuren, woraus konsekutiv
ein Sauerstoffmangel resultiert. Ziel der Diät ist es, die Tumorzellen vom
anaeroben wieder in den aeroben Stoffwechsel zu überführen. Hierzu werden
schwefelhaltige Proteine zusammen mit ungesättigten Fettsäuren insbesondere
aus Leinöl eingesetzt. Die Ernährung wird zur Heilung von Krebs propagiert.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Wirksamkeit als supportive Therapie
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Interaktionen
Keine zu erwarten.
Unerwünschte Wirkungen
Vegetarische Diät mit potentiellem Mangel an Vitamin B12 und Eisen.
Kontraindikationen
Keine.
Literatur
Budwig J.: Krebs. Das Problem und die Lösung. Die Dokumentation, 6. Aufl.
Kernen 1999.
Stand: September 2014 │ 57
Krebsdiät 3: Kohlenhydratarme Diät
und ketogene Kost
Methode/Substanz
Warburg beschrieb, dass Tumorzellen Energie im Gegensatz zu normalen Zellen
überwiegend anaerob gewinnen und deshalb einen hohen Kohlenhydratverbrauch haben. Im Gegensatz zu der Ansicht von Warburg, dass der veränderte
Stoffwechsel kausal für die Entstehung von Tumorzellen verantwortlich sei,
besagen aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse, dass keine Kausalität besteht.
Der erhöhte Kohlenhydratverbrauch ist ein Resultat der Karzinogenese.
Basierend auf der Warburg-Hypothese wurden verschiedene Formen einer
kohlenhydratarmen Kost entwickelt. Raffinierte Kohlenhydrate und Obstsorten
mit hohem Kohlenhydratanteil sind verboten. Das Ausmaß, in dem
Nahrungsmittel aus komplexen Kohlenhydraten erlaubt sind, ist bei den
verschiedenen Formen der kohlenhydratarmen Kost unterschiedlich. Bei den
Fetten werden Omega-3-Fettsäuren bevorzugt. Diäten mit moderater
Kohlenhydratrestriktion werden als kohlenhydratarm, solche mit starker als
ketogen bezeichnet. Bei der ketogenen Diät entstehen im Blut Ketonkörper, die
angeblich das Wachstum von Tumorzellen hemmen sollen.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Zur Frage des Einflusses dieser Diät auf das Tumorwachstum gibt es nur
Fallberichte und Fallserien und keine kontrollierten Studien. Keine der Studien
berichtet ausreichend Daten, um einen Rückschluss auf eine antitumorale
Wirksamkeit der ketogenen Kost zu ziehen.
Es gibt eine retrospektive Untersuchung mit fünf Kindern mit tuberöser Sklerose,
aus der die Autoren keinen Hinweis auf eine positive Beeinflussung des
Tumorwachstums ermitteln konnten (Chu-Shore 2010).
Zwei Fallberichte beschreiben zwei Kinder mit Hirntumoren, bei denen eine
Abnahme der Glucoseaufnahme im PET-CT festgestellt wurde (Nebeling 1995).
Fünf Patienten mit fortgeschrittener Tumorkachexie erhielten eine ketogene
Kost, es erfolgte keine Aussage zum Einfluss auf die Kachexie oder den
Tumorverlauf (Fearon 1988).
In einer Pilotstudie erhielten 16 Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung
eine ketogene Kost, zwei Patienten sind verstorben, drei Patienten brachen die
Therapie ab, drei Patienten entwickelten einen Progress. Es kam bei den
58 │ Stand: September 2014
Patienten unter der Diät zu einem Gewichtsverlust (Kämmerer 2009, Schmidt
2010).
Wirksamkeit als supportive Therapie
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Interaktionen
Nicht zu erwarten.
Unerwünschte Wirkungen
Unter einer ketogenen Diät kann sich ohne Substitution ein Mangel an
Mikronährstoffen entwickeln. Patienten klagen über Übelkeit und Appetitmangel.
Es kommt zu Gewichtsverlust, Hypoglykämie, metabolischer Azidose und einer
Hyperlipidämie. Beschrieben werden Sedierung und durch fehlendes Durstgefühl
eine Dehydratation (Kämmerer 2010).
In-vitro-Daten zeigen, dass Tumorzellen Ketonkörper verstoffwechseln können
(Bonucelli 2010). Kohlenhydratrestriktion fördert das Überleben von
Tumorstammzellen (Martinez-Outschoorn 2011).
Im Tierexperiment wird nur bei Gewichtsverlust und nur vorübergehend eine
Abnahme des Tumorwachstums erreicht. Nach dieser ersten Phase entwickeln
die Tumoren sich mit höherer Wachstumsrate weiter (Zhou 2007, Friedland
2008, Otto 2008).
Kontraindikationen
In ihrer Stellungnahme vom September 2014 rät die Arbeitsgemeinschaft
Prävention und integrative Onkologie (PriO) in der Deutschen Krebsgesellschaft
von der kohlenhydratarmen und ketogenen Diät ab.
Literatur
Bonuccelli G, Tsirigos A, Whitaker-Menezes D, Pavlides S, Pestell RG,
Chiavarina B, Frank PG, Flomenberg N, Howell A, Martinez-Outschoorn
UE, Sotgia F,Lisanti MP. Ketones and lactate „fuel“ tumor growth and
metastasis , Cell Cycle 2010, 9:17, 3506-3514.
Chu-Shore CJ, Thiele EA.: Tumor growth in patients with tuberous sclerosis
complex on the ketogenic diet. Brain Dev. 2010 Apr;32(4):318-22.
Fearon KC, Borland W, Preston T, Tisdale MJ, Shenkin A, Calman KC.. Cancer
cachexia: influence of systemic ketosis on substrate levels and nitrogen
metabolism. Am J Clin Nutr. 1988 Jan;47(1):42-8.
Stand: September 2014 │ 59
Freedland SJ et al.: Carbohydrate restriction, prostate cancer growth, and the
insulin.like growth factor axis, Prostate 2008 Jan 1;68(1):11-9.
Kämmerer U et al: Erste Erfahrungen mit einer stark kohlenhydratreduzierten
Diät bei Krebspatienten; Poster 5.5 9. Dreiländertagung der DGEM, der
AKE und der GESKES 2010.
Martinez-Outschoorn UE, Prisco M, Ertel A et al: Ketones and lactate increase
cancer cell „stemness“, driving recurrence, metastasis and poor clinical
outcome in breast cancer, Cell Cycle 2011, 10:8, 1271-1286.
Nebeling LC, Miraldi F, Shurin SB, Lerner E.: Effects of a ketogenic diet on tumor
metabolism and nutritional status in pediatric oncology patients: two
case reports. J Am Coll Nutr. 1995 Apr;14(2):202-8.
Otto C, Kaemmerer U, Illert B et al.: Growth of human gastric cancer cells in
nude mice is delayed by a ketogenic diet supplemented with omega-3
fatty acids and medium-chain triglycerides; BMC Cancer 2008, 8:122.
Schmidt M, Pfetzer N, Schwab M, Strauss I, Kämmerer U.: Effects of a ketogenic
diet on the quality of life in 16 patients with advanced cancer: A pilot
trial. Nutr Metab (Lond). 2011 Jul 27;8(1):54.
Zhou W, Mukherjee P, Kiebish MA, Markis WT, Mantis JG, Seyfried TN.: The
calorically restricted ketogenic diet, an effective alternative therapy for
malignant brain cancer; Nutrition & Metabolism 2007, 4:5.
Hinweis
Die Faktenblätter sind nach Kriterien der Evidenzbasierten Medizin erstellt.
Angaben beziehen sich auf klinische Daten, in ausgewählten Fällen werden
präklinische Daten zur Evaluation von Risiken verwendet. Um die Informationen
kurz zu präsentieren, wurde auf eine abgestufte Evidenz zurückgegriffen. Im
Falle, dass systematische Reviews vorliegen, sind deren Ergebnisse dargestellt,
ggf. ergänzt um Ergebnisse aktueller klinischer Studien. Bei den klinischen
Studien wurden bis auf wenige Ausnahmen nur kontrollierte Studien
berücksichtigt. Die Recherche erfolgte systematisch in Medline ohne
Begrenzung des Publikationsjahres mit einer Einschränkung auf Publikationen in
Deutsch und Englisch.
60 │ Stand: September 2014
Krebsdiät 4: Makrobiotik
Methode/Substanz
Umfassendes Lebenskonzept, das Gesundheit, Frieden und Glück für die gesamte Gesellschaft bringen soll.
Aktuelle makrobiotische Diäten bestehen aus 50 bis 60 Prozent Getreide, 15 bis
25 Prozent Gemüse, 5 bis 10 Prozent Bohnen und Algen, kleinen Mengen Fisch
und Hühnereiern (Kushi 1984, 1999).
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Eine retrospektive Befragung von Patienten mit Pankreaskarzinom ergab ein
Gesamtüberleben von 13 Monaten. Die Vergleichsdaten des SEER-Registers
betrugen drei Monate. Allerdings ist von einem Publikationsbias auszugehen, da
die Teilnehmer mindestens drei Monate überlebt haben mussten, in denen sie
die Diät eingehalten hatten (Carter 1993).
Ein HTA-Report des US-Kongress führt sechs Fallberichte auf, die keine
eindeutige Beziehung zwischen Diät und Tumorverlauf darstellen (US Congress
1990).
Wirksamkeit als supportive Therapie
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Interaktionen
Nicht zu erwarten.
Unerwünschte Wirkungen
Eine makrobiotische Ernährung ist in der Regel hypokalorisch und kann zu
Gewichtsverlust und Hypoproteinämie führen. Durch Mikronährstoffmangel (C,
D, Zink, Kalzium, Eisen, Vitamin B12) kann es zu Anämie und anderen
Störungen kommen. Der Gehalt an essentiellen Aminosäuren ist gering, sodass
es zu einem Eiweißmangel bis hin zu Organfehlfunktionen kommen kann
(Bowman 1984, Sherlock 1967, AMA Council of Foods and Nutrition 1971,
Lindner 1988, Bowman 1984).
Stand: September 2014 │ 61
Kontraindikationen
Mangelernährung und Mikronährstoffmangel sind relative Kontraindikationen.
Literatur
AMA Council of Foods and Nutrition: Zen macrobiotic diets. JAMA 1971;
218:397.
Bowman BB, Kushner RF, Dawson SC, Levin B.: Macrobiotic diets for cancer
treatment and prevention. J Clin Oncol. 1984 Jun; 2(6):702-11.
Carter LP. Et al.: Hypothesis: Dietary management may improve survival from
nutritionally linked cancers based on analysis of representative cases.
1993, J Am. Coll. Nutr. 12: 209-226.
Kushi M.: Das Buch der Makrobiotik 5. Aufl, Bruno Martin, Rehlingen 1984 ISBN
3-921786-17-7.
Kushi M.: Die makrobiotische Hausapotheke. Nahrungsmittel in medizinischer
Anwendung. Ost-West-Bund. Völklingen 1999, ISBN 3-924724-32-6.
Lindner L. The new improved macrobiotic diet. American Health 1988; 7:71-78.
Sherlock P. et al.: Scurvy produced by a Zen macrobiotic diet. JAMA 1967; 199
(11): 130-134.
US Congress. Office of Technology Assessment: Unconventional Cancer
Treatments. OTA-H-405. Washington. DC. US Government Printing
Office. September 1990.
62 │ Stand: September 2014
Lycopin
Methode/Substanz
Lycopin gehört mit Lutein und Zeaxanthin zu den nicht-Provitamin A
Carotinoiden. Es kommt besonders viel in Tomatenprodukten vor.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
In einem systematischen Review konnten acht interventionelle Studien, hiervon
aber fünf ohne Kontrollgruppe, eine mit einer nicht gematchten Kontrollgruppe
und zwei randomisierte kontrollierte Studien zusammengefasst werden. In sechs
Studien zeigte sich eine inverse Assoziation zwischen der Lycopinaufnahme und
dem PSA-Spiegel. In einer RCT war die Progression gemessen mit Knochenszintigraphie niedriger in der Interventionsgruppe. Lycopin führte zu einer
Abnahme der tumorassoziierten Symptome (Schmerz, Symptome der ableitenden Harnwege). Es wurde keine höhere Toxizität verzeichnet (Haseen
2009).
Wirksamkeit als supportive Therapie
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Interaktionen
Nicht bekannt.
Unerwünschte Wirkungen
Die Gabe von 2 x 15 mg Lycopin täglich führt zu Diarrhö, Übelkeit, Meteorismus
und Gewichtsabnahme (Jatoi 2007).
In einer Kohortenstudie war das Risiko für Rektumkarzinome bei erhöhter
Lycopinaufnahme bei Männern erhöht (Park 2009). Auch eine Fallkontrollstudie
zeigt ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von kolorektalen Karzinomen
(Chaiter 2009). In einer Substudie der Women’s Health Initiative ist die erhöhte
Aufnahme von Lycopin assoziiert mit einem erhöhten Mammakarzinomrisiko
(Kabat 2009).
Im Tierexperiment fördert Lycopin die Hepatokarzinogenese bei NASH (Wang
2010).
Stand: September 2014 │ 63
Kontraindikationen
Nicht bekannt.
Literatur
Jatoi A et al., A tomato-based, lycopene-containing intervention for androgenindependent prostate cancer, results of a Phase II study from the North
Central Cancer Treatment Group, Urology, 2007 Feb, 69 (2), 289-94.
Chaiter, Y., et al. Smoking attenuates the negative association between
carotenoids consumption and colorectal cancer risk. Cancer Causes
Control 20.8 (2009): 1327-38.
Haseen, F., et al. Is there a benefit from lycopene supplementation in men with
prostate cancer? A systematic review. Prostate Cancer Prostatic.Dis.
12.4 (2009): 325-32.
Kabat, G. C., et al. Longitudinal study of serum carotenoid, retinol, and
tocopherol concentrations in relation to breast cancer risk among
postmenopausal women. Am.J.Clin.Nutr. 90.1 (2009): 162-69.
Wang, Y., et al. Dietary lycopene and tomato extract supplementations inhibit
nonalcoholic steatohepatitis-promoted hepatocarcinogenesis in rats.
Int.J.Cancer 126.8 (2010): 1788-96.
64 │ Stand: September 2014
Medizinische Pilze
(Agaricus blazei und brasilliensis, Coriolus, Hericius erinaceus, Maitake,
Schizophyllum, Shiitake).
Methode/Substanz
In der traditionellen Heilkunde werden in unterschiedlichen asiatischen Ländern
jeweils nativ vorkommende Pilzarten eingesetzt. Wirkstoffe der aus diesen Pilzen
gewonnenen Extrakte sind Betaglucane. Es gibt sowohl Präparate für die orale
als auch für die intravenöse Applikation. Sie wirken immunmodulatorisch und
zum Teil direkt antitumoral und zytotoxisch.
Da bekannt wurde, dass eine Reihe von chinesischen Studien, die als
randomisiert publiziert wurden, nicht randomisiert nach wissenschaftlichem
Standard waren, werden für die Auswertung sämtliche Publikationen aus China
und Reviews, die diese einschließen, nicht berücksichtigt. Gleichermaßen
werden Publikationen nicht bewertet, die als Kontrollgruppe einen Null-Arm
eingeschlossen haben.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Schizophyllum
In den 80er- und 90er-Jahren wurden in Japan mehrere Studien mit Sizoferan,
einem Präparat aus Schizophyllum, durchgeführt. Patienten mit Magenkarzinom
und Ovarialkarzinom erhielten jeweils eine Chemotherapie und entweder das
Pilzextrakt oder nichts. In allen diesen Studien wurde eine signifikante
Verlängerung der Lebenszeit bzw. Erhöhung der Überlebensrate beschrieben
(Nakao 1983, Fujimoto 1984, Furue 1985, Fujimoto 1989, Inoue 1993).
Bei Patientinnen mit Zervixkarzinom führte die Kombination mit Sizoferan
ebenfalls zu einem signifikant besseren Ergebnis einer Radiatio als die alleinige
Radiatio (Miyazaki 1995).
Shiitake
Aus Shiitake wird u. a. das Extrakt Lentinan gewonnen, welches intravenös wie
intramuskulär gegeben wird.
Shiitake wurde in kontrollierten Studien beim Magenkarzinom und
Prostatakarzinom untersucht. Hierbei erhielten Patienten in Japan die damalige
Standardtherapie sowie zusätzlich in der Verumgruppe Lentinan. Die 1-Jahres-
Stand: September 2014 │ 65
Überlebensrate bzw. die Überlebenszeit wurden signifikant verlängert (Taguchi
1987, Ochiai 1992, Nakano 1993, Tari 1994, Nakano 1999).
Wirksamkeit als supportive Therapie
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Interaktionen
Agaricus hemmt Cytochrom-P-450 3A4 (IC(50):1324 µ g/ml) (Engdal 2009);
Lentinan (aus Shiitake) hemmt CYP1A-Enzyme (Okamoto 2004).
Unerwünschte Wirkungen
Zu den Nebenwirkungen gehören Übelkeit, Erbrechen, Appetitverlust, Diarrhö,
Zytopenie.
Eine Einnahme von Shiitake-Pulver über einen längeren Zeitraum kann zu
Dermatitis, Photosensibilität, Eosinophilie und Übelkeit, Diarrhö, Meteorismus,
Kopfschmerzen, Fatigue, Wadenkrämpfen führen (Hanada 1998, Levy 1998,
Spierings 2007). Einzelfallberichte beschreiben eine Sensitivitätspneumonitis
(Suzuki 2001, Kai 2008, Ampere 2012).
Im Tierversuch der Colitis ulcerosa werden durch zusätzliche Gabe von Lentinan
die hochgradigen Dysplasien verstärkt. Die Anämien nehmen durch mehr
Blutungen zu (Mitamura 2000).
Kontraindikationen
Bekannte Überempfindlichkeit.
Literatur
Ampere A et al. Hypersensitivity pneumonitis induced by Shiitake mushroom
spores. Med.Mycol. 50.6 (2012): 654-57.
Engdal S et al. In vitro inhibition of CYP3A4 by herbal remedies frequently used
by cancer patients. Phytother.Res. 23.7 (2009): 906-12.
Fujimoto S. Clinical efficacies of schizophyllan (SPG) on advanced gastric
cancer. Nihon Geka Gakkai Zasshi 90.9 (1989): 1447-50.
Fujimoto S et al. Clinical evaluation of schizophyllan adjuvant
immunochemotherapy for patients with resectable gastric cancer--a
randomized controlled trial. Jpn.J.Surg. 14.4 (1984): 286-92.
Furue H et al. Clinical evaluation of schizophyllan (SPG) in advanced gastric
cancer, Gan to Kagaku Ryoho, 1985 Jun, 12(6): 1272-7.
66 │ Stand: September 2014
Hanada K et al. Flagellate mushroom (Shiitake) Dermatitis and photosensitivity,
Dermatology 1998, 197: 255-7.
Inoue M et al. Improvement of long-term prognosis in patients with ovarian
cancers gy adjuvant sizofiran immunotherapy, Biotherapy, 1993,
6(1);13-8.
Kai N et al. Chronic hypersensitivity pneumonitis induced by Shiitake mushroom
cultivation: case report and review of literature, Nihon Kokyuki Gakkai
Zasshi, 2008 May;46(5):411-5.
Levy AM et al. Eosinophilia and gastrointestinal symptoms and ingestion of
shitake mushrooms, J Allergy Clin Immunol 1998, 101: 613-20.
Mitamura T et al. Effects of lentinan on colorectal carcinogenesis in mice with
ulcerative colitis. Oncol.Rep. 7.3 (2000): 599-601.
Miyazaki K et al. Activated (HLA-DR+) T-lymphocyte subsets in cervical
carcinoma and effects of radiotherapy and immunotherapy with sizofiran
on cell-mediated immunity and survival. Gynecol.Oncol. 56.3 (1995):
412-20.
Nakano H et al. A multi-institutional prospective study of lentianan in advanced
gastric cancer patients with unresectable and recurrent deseases,
Hepatogastroenterology, 1999 Jul-Aug, 46(28):2662-8.
Nakano T et al. Antitumor activity of Langerhans cells in radiation therapy for
cervical cancer and its moudlation with SPG administration, In vivo 1993
May-Jun, 7(3):257-63.
Nakao I et al. Clinical evaluation of schizophyllan (SPG) in advanced gastric
cancer – a randomized comparative study by an envelope method, Gan
to Kagaku Ryoho, 1983 Apr, 10: 1146-59.
Ochiai T et al. Effect of immunotherapy with lentinan on patients' survival and
immunological parameters in patients with advanced gastric cancer:
results of a multi-centre randomized controlled study, Int J Immunother
1992, 8, 161-9.
Okamoto T et al. Lentinan from shiitake mushroom (Lentinus edodes)
suppresses expression of cytochrome P450 1A subfamily in the mouse
liver. Biofactors 21.1-4 (2004): 407-09.
Spierings EL et al. A Phase I study of the safety of the nutritional supplement,
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Suzuki K et al. Chronic hypersensitivity pneumonits induced Shiitake mushrrom
spores associated with lung cancer, Intern Med. 2001 Nov 40 (11):
1132-5.
Taguchi T et al. Clinical efficacy of lentinan on patients with stomach cancer,
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Tari K et al., Effect of lentinnan for advanced prostate carcinoma, Hinyokika Kiyo
1994 Feb, 40(2):119-23.
Stand: September 2014 │ 67
Hinweis
Die Faktenblätter sind nach Kriterien der Evidenzbasierten Medizin erstellt.
Angaben beziehen sich auf klinische Daten, in ausgewählten Fällen werden
präklinische Daten zur Evaluation von Risiken verwendet. Um die Informationen
kurz zu präsentieren, wurde auf eine abgestufte Evidenz zurückgegriffen. Im
Falle, dass systematische Reviews vorliegen, sind deren Ergebnisse dargestellt,
ggf. ergänzt um Ergebnisse aktueller klinischer Studien. Bei den klinischen
Studien wurden bis auf wenige Ausnahmen nur kontrollierte Studien
berücksichtigt. Die Recherche erfolgte systematisch in Medline ohne
Begrenzung des Publikationsjahres mit einer Einschränkung auf Publikationen in
Deutsch und Englisch.
68 │ Stand: September 2014
Mind-Body-Therapien
(siehe auch Tai Chi, Qigong und Yoga)
Methode/Substanz
Unter Mind-Body-Therapien werden verschiedene Methoden, insbesondere aus
dem Bereich der Meditation, aber auch klassische Entspannungsverfahren etc.
subsumiert. Im Folgenden wird nur auf Arbeiten zu der Thematik Meditation und
Mind-Body Stress Reduction eingegangen.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Keine kontrollierten Studien
Wirksamkeit als supportive Therapie
Insgesamt wurden in den letzten Jahren vier systematische Reviews bzw.
Metaanalysen publiziert, die die Auswirkung auf verschiedene Symptome
zusammenfassen. Einige Reviews haben nicht nur Tumorpatienten eingeschlossen. Es werden Verbesserungen bei Schmerz, Depression, Angst,
Fatigue, Schlafstörungen, Stress, sexuellen Problemen, körperlicher Aktivität und
der Immunfunktion beschrieben. Insgesamt sind die Interventionen sehr
heterogen, so dass kaum Vergleichbarkeit besteht (Grossmann 2004, Smith
2005, Kwekkeboom 2010, Shennan 2011).
Interaktionen
Nicht zu erwarten.
Unerwünschte Wirkungen
Nicht bekannt.
Kontraindikationen
Nicht bekannt.
Literatur
Grossman P et al., Mindfulness-based stress reduction and health benefits. A
meta-analysis, J Psychosom Res, 2004;57(1):35-43.
Smith JE et al., Mindfulness-based stress reduction as supportive therapy in
cancer care: systematic review, J Adv Nurs, 2005;52(3):315-27.
Stand: September 2014 │ 69
Kwekkeboom, K. L., et al. "Mind-body treatments for the pain-fatigue-sleep
disturbance symptom cluster in persons with cancer." J.Pain
Symptom.Manage. 39.1 (2010): 126-38.
Shennan, C., S. Payne, and D. Fenlon. "What is the evidence for the use of
mindfulness-based interventions in cancer care? A review."
Psychooncology. 20.7 (2011): 681-97.
70 │ Stand: September 2014
Mistel
Methode/Substanz
Mistel enthält Lektine (Lektin I, II und III; hochmolekulare Polypeptide),
Terpenoide (Betaamyrin, Resinsäuren, Beta-Sitosterol, Ticmasterol A),
Viscotoxine A2, A3 und B (niedermolekulare Polypeptide), Ölsäure,
Palmatinsäure, Anissäure, Kaffeesäure, Acetylcholin, Cholin, Histamin,
Thyramin, Quercetin sowie Zucker wie Manitol, Inositol, Fructose, Glucose,
Stärke, Tannin, Syringin.
In Deutschland werden von verschiedenen Herstellern unterschiedlich
gewonnene Mistelextrakte angeboten, wobei zwischen standardisierten, auf
einen
bestimmten
Lektingehalt
eingestellten
Präparationen
und
anthroposophisch bzw. homöopathisch dosierten Präparaten zu unterscheiden
ist.
Es gibt laktofermentierte Extrakte, wässrige Kaltauszüge, wässrige
Flüssigextrakte, wärmerhythmische Produktionsverfahren und Press-Säfte.
Direkte Vergleiche liegen nicht vor.
Eine grundsätzliche Problematik von Studien zur Misteltherapie liegt in der
mangelnden Bereitschaft der Patienten, sich randomisieren zu lassen. Hinzu
kommt, dass die Gabe eines Mistelpräparates für viele Patienten an der
Lokalreaktion erkennbar ist, so dass eine doppelblinde Durchführung nicht
möglich ist.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Vier systematische Reviews untersuchen den Einfluss einer Misteltherapie auf
die Prognose und das Überleben von Tumorpatienten (Ernst 2003, Horneber
2008, Melzer 2009, Ostermann 2009). Alle vier weisen auf die schlechte
Studienqualität hin.
Im Cochrane-Review wurde darauf hingewiesen, dass von den 13 Studien, die
das Überleben beurteilen, sechs Hinweise auf positive Effekte geben, davon
jedoch keine methodologisch von höherer Qualität ist. Die zwei Studien mit guter
Qualität zu Melanom und Kopf-Hals-Tumoren haben keinen positiven Effekt
gezeigt.
In einer Phase I Studie erhielten 44 Patienten mit soliden Tumoren Gemcitabin
mit ansteigenden Dosierungen von Mistelextrakt in der ersten Phase. Nach
Erreichen der maximal tolerablen Misteldosis wurde Gemcitabin weiter
gesteigert. Die MTD für Gemcitabin lag bei 1.380 mg/m², die für Mistel bei 250
Stand: September 2014 │ 71
mg. Toxizitäten Grad 3 und mehr traten in Form von Hämatotoxizitäten, einem
Fall von Nierenversagen und einem Fall von G3-Zellolitis, die der Mistel
zugeordnet wurde auf (Mansky 2013).
In einer prospektiven monozentrischen randomisierten open-label Studie
erhielten
Patienten mit Pankreaskarzinom in Serbien entweder eine
Misteltherapie oder Best Supportive Care. Das mediane Gesamtüberleben lag
bei 4,8 versus 2,7 Monate und war damit signifikant erhöht. Darüber hinaus
nahm das Körpergewicht in der Mistelgruppe signifikant zu (Tröger 2013).
Sämtliche Dimensionen der Lebensqualität außer Atemnot, Durchfälle und
Obstipation waren ebenfalls deutlich verbessert.
Kritikpunkte an der Studie sind, dass auch Patienten mit fehlender histologischer
Bestätigung der Diagnose eingeschlossen wurden, ebenso wie Patienten, die
eine Chemotherapie ablehnten. Die Therapie in der Kontrollgruppe wurde nicht
genau definiert. Allerdings wird berichtet, dass die supportive Therapie jeweils
bei den Besuchen im Zentrum angepasst wurde. Da die Patienten selber wählen
konnten, ob sie die Mistelinjektionen zu Hause alleine durchführten oder in das
Zentrum kamen, ist unklar, wie viele Patienten häufigere Besuche im Zentrum
hatten und damit eine besser angepasste supportive Therapie erhielten. Eine
Körpergewichtszunahme wurde bisher in keiner Mistelstudie berichtet.
Eine retrospektive Analyse von 39 Patienten wurde von Schad und Kollegen
berichtet. Hier hatten 39 Patienten mit inoperablem Pankreaskarzinom Mistel
intratumoral injiziert bekommen. Als hauptsächliche Nebenwirkung werden
Temperaturanstieg und Fieber (11 bzw. 14 %) berichtet. Das mediane Überleben
lag bei 11 Monaten. Das mediane Überleben im Stadium III bei 11,8 Monaten
und das mediane Überleben im Stadium IV bei 8,3 Monaten (Schad 2013).
Wirksamkeit als supportive Therapie
Dieselben vier systematischen Reviews beschäftigen sich auch mit der Frage
der Verbesserung der Lebensqualität. Hier besteht die gleiche Problematik, dass
die methodologische Qualität stark eingeschränkt ist. Die Evidenz für eine
Verbesserung der Lebensqualität ist somit schwach. Ein weiteres
systematisches Review fasst 26 randomisierte kontrollierte Studien zusammen,
von denen 22 einen positiven Effekt beschreiben. Die Autoren nennen positive
Effekte für Coping, Fatigue, Schlaf, Erschöpfung, Energie, Übelkeit, Erbrechen,
Appetit, Depression, Angst, Arbeitsfähigkeit, emotionales und funktionales
Wohlbefinden. Weniger eindeutig seien die Effekte zu Schmerz, Diarrhö und
Nebenwirkungen der konventionellen Therapie (Kienle 2010).
In einer randomisierten kontrollierten Studie erhielten Patienten mit
Magenkarzinom unter Chemotherapie mit einem 5-FU-Prodrug dreimal
wöchentlich über 24 Wochen Misteltherapie. Der Global Health Status nahm
72 │ Stand: September 2014
signifikant zu, die einzige positiv beeinflusste Nebenwirkung der Chemotherapie
war die Diarrhö (Kim 2012).
In einer randomisierten Studie erhielten Patienten mit nicht kleinzelligem
Bronchialkarzinom während Carboplatin-haltiger Chemotherapie Mistel. Es ergab
sich kein signifikanter Einfluss auf das Überleben. Nicht-hämatologische
Toxizitäten waren signifikant vermindert. Die Lebensqualität wurde nicht
beeinflusst (Bar-Sela 2013).
Interaktionen
Nicht bekannt.
Unerwünschte Wirkungen
Mehrere Laborexperimente weisen auf eine Wachstumsförderung von
Tumorzellen durch Mistelextrakt hin. Diese Ergebnisse sind jedoch umstritten.
Aktuell berichtet eine asiatische Arbeitsgruppe von einer Verstärkung der
Proliferation von Trophoblastenzellen unter Mistellektin-Einfluss (Lyu 2013).
Kontraindikationen
Leukämien
und
Transplantationen.
Lymphome;
Melanom;
Allergien;
Zustand
nach
Literatur
Bar-Sela G et al. Mistletoe as complementary treatment in patients with
advanced non-small-cell lung cancer treated with carboplatin-based
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Hinweis
Die Faktenblätter sind nach Kriterien der Evidenzbasierten Medizin erstellt.
Angaben beziehen sich auf klinische Daten, in ausgewählten Fällen werden
präklinische Daten zur Evaluation von Risiken verwendet. Um die Informationen
kurz zu präsentieren, wurde auf eine abgestufte Evidenz zurückgegriffen. Im
Falle, dass systematische Reviews vorliegen, sind deren Ergebnisse dargestellt,
ggf. ergänzt um Ergebnisse aktueller klinischer Studien. Bei den klinischen
Studien wurden bis auf wenige Ausnahmen nur kontrollierte Studien
berücksichtigt. Die Recherche erfolgte systematisch in Medline ohne
Begrenzung des Publikationsjahres mit einer Einschränkung auf Publikationen in
Deutsch und Englisch.
74 │ Stand: September 2014
Noni
Methode/Substanz
Die Noni-Frucht aus dem südasiatischen Raum enthält Polysaccharide,
Glycoside wie Rutin, Terpene und Alkaloide. In Polynesien wird Noni bei
verschiedenen Erkrankungen eingesetzt.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Wirksamkeit als supportive Therapie
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Interaktionen
Nonisaft hemmt CYP3A4 (Engdal 2009).
Unerwünschte Wirkungen
Noni kann durch die enthaltenen Anthraquinone hepatotoxisch wirken (Millonig
2005, Stadlbauer 2005). Mögliche Nebenwirkungen sind Obstipation und
Hyperkaliämie bei Niereninsuffizenz (Hirazumi 1994). Bei einem Patienten mit
Glioblastom kam es zu einem deutlichen Anstieg der Leberwerte (Stadlbauer
2008).
Kontraindikationen
Nicht bekannt.
Literatur
Hirazumi A et al., Anticancer activity of Morina citrifoli (noni) on intraperitoneally
implanted Lewis lung carcinoma in syngeneic mice, Proc West
Pharmacol Soc, 1994, 37:145-6.
Millonig, G., S. Stadlmann, and W. Vogel. "Herbal hepatotoxicity: acute hepatitis
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by
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Noni
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Stadlbauer V et al., Hepatotoxicity of NONI juice: Report of two cases, World J
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Stadlbauer V et al., Herbal Does Not At All Mean Innocuous: The Sixth Case of
Hepatotoxicity Associated With Morinda Citrofolia (Noni), letter to the editor, American Journal of Gastroenterology, 2008, 2406-07.
76 │ Stand: September 2014
Omega-3-Fettsäuren
Methode/Substanz
Mögliche Mechanismen über die Omega-3-Fettsäuren, die Karzinogenese
beeinflussen können, stellen Veränderungen des Arachidonsäuremetabolismus,
antiinflammatorische Effekte, Beeinflussung der Transkription und Genexpression sowie von Signaltransduktionswegen dar.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Wirksamkeit als supportive Therapie
Körpergewicht
2007 erschienen zwei systematische Reviews zur Frage des Einflusses von
Omega-3-Fettsäuren auf den Gewichtsverlust. Bei gastrointestinalen Tumoren
wurde eine positive Wirkung beschrieben. Die empfohlene Dosis liegt bei 1,5
g/Tag (Colomer 2007). Dagegen kommt das Cochrane-Review zu der Schlussfolgerung, dass es keine ausreichenden Daten für eine positive Empfehlung gibt
(Dewey 2007).
Auch ein systematisches Review zur Therapie der Kachexie in der palliativen
Situation fand keine ausreichende Evidenz (Ries 2011).
In einer randomisierten kontrollierten Studie führte die Gabe von Omega-3Fettsäuren (2,2 g EPA/Tag) bei Patienten mit Bronchialkarzinom zu einem Erhalt
der Muskelmasse und des Körpergewichts (Murphy 2011).
Infektionen nach Operation
In einer randomisierten Studie erhielten Patienten perioperativ bei subtotaler
Ösophagektomie und totaler Gastrektomie eine enterale Omega-3-Fettsäurenreiche oder Standardernährung über je sieben Tage. Es ergab sich kein Effekt
auf immunologische oder klinische Parameter (Sultan 2012).
Bei Patienten mit Operation eines Kopf-Hals-Tumors verbesserte die orale Gabe
von Omega-3-Fettsäuren und Arginin nach der Entlassung die Zahl der Lymphozyten und den Albumingehalt. Bei einer höheren Dosierung kam es zu einer
Gewichtszunahme (de Luis 2013).
Stand: September 2014 │ 77
Eine Metaanalyse der randomisiert kontrollierten Studien kommt zu der
Schlussfolgerung, dass perioperative Immunonutrition aus Glutamin, Arginin,
Omega-3-Fettsäuren und Ribonukleinsäuren effektiv und sicher ist, die
postoperative Infektionsrate senkt und die stationäre Aufenthaltsdauer vermindert (Zheng 2007).
Polyneuropathie
In einem systematischen Review wurden die Wirkungen von Nahrungsergänzungsmitteln
auf
durch
Chemotherapie
induzierte
periphere
Polyneuropathien untersucht. Für Omega-3-Fettsäuren wurde kein Wirksamkeitsnachweis gefunden (Schloss 2013).
Interaktionen
Sind nicht bekannt.
Unerwünschte Wirkungen
Bei höheren Dosierungen klagen Patienten über Oberbauchbeschwerden.
Kontraindikationen
Sind nicht bekannt.
Literatur
Colomer R et al. N-3 fatty acids, cancer and cachexia, Br J Nutr, 2007 May, 97
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Sultan, J., et al. Randomized clinical trial of omega-3 fatty acid-supplemented
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Stand: September 2014 │ 79
Qigong
Methode/Substanz
Qigong ist eine Kombination aus Bewegung und konzentrativer Meditation. Es
soll gemäß der Lehre der TCM den Energiefluss Qi ins Gleichgewicht bringen
bzw. Blockaden lösen.
In den 70er-Jahren wurde von der Patientin Guo Lin, die bei einem fortgeschrittenen Karzinom eine Heilung erlebte und diese auf Qigong zurückführte,
das Guo Lin Qigong entwickelt. Es wird behauptet, dass unter ihren Anhängern
zahlreiche komplette Remissionen auftraten.
Da bekannt wurde, dass eine Reihe von chinesischen Studien, die als
randomisiert publiziert wurden, nicht randomisiert nach wissenschaftlichem
Standard waren, werden für die Auswertung sämtliche Publikationen aus China
und Reviews, die diese einschließen, nicht berücksichtigt. Gleichermaßen
werden Publikationen nicht bewertet, die als Kontrollgruppe einen 0-Arm
eingeschlossen haben.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Wirksamkeit als supportive Therapie
2007 und 2012 wurden zwei systematische Reviews der kontrollierten klinischen
Studien mit Qigong zusammengefasst. Beide Reviews kommen zu dem Schluss,
dass die Studienqualität stark schwankt. Lee et al. (2007) fanden keine Evidenz
für die Wirksamkeit von Qigong, während Oh et al. (2012a,b) Hinweise auf
positive Wirkungen beschreiben.
Interaktionen
Nicht zu erwarten.
Unerwünschte Wirkungen
Nicht bekannt.
Kontraindikationen
Nicht bekannt.
80 │ Stand: September 2014
Literatur
Lee MS et al., Qigong for cancer treatment: a systematic review of controlled
clinical trials, Acta Oncol, 2007;46(6):717-22.
Oh B et al. A critical review of the effects of medical Qigong on quality of life,
immune function, and survival in cancer patients. Integr.Cancer Ther.
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Oh B et al. Effect of medical Qigong on cognitive function, quality of life, and a
biomarker of inflammation in cancer patients: a randomized controlled
trial. Support.Care Cancer 20.6 (2012b): 1235-42.
Stand: September 2014 │ 81
Resveratrol
Methode/Substanz
Resveratrol ist chemisch ein Stilben. Es kommt in unterschiedlichen Pflanzen
vor, vor allen Dingen in Weintrauben, Beeren und Erdnüssen. Resveratrol wirkt
als Antioxidans und hat antiinflammatorische Eigenschaften.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Wirksamkeit als supportive Therapie
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Interaktionen
Bei gesunden Probanden konnte gezeigt werden, dass es zu einer Inhibition von
CYP 1A1, 1A2, 1B1 und 3A4 sowie von CYP2D6 (Beedanagari 2009, Chow
2010) kommt.
In den meisten In-vitro-Experimenten führt Resveratrol zu einer Verstärkung der
Wirkung von Chemotherapeutika auf Tumorzellen.
In
einigen
Experimenten
hemmt
Resveratrol
die
Wirkung
von
Chemotherapeutika (Pearce 2008, Ung 2009, Bobrowska-Korczak 2012, Chan
2008, Mao 2010).
Unerwünschte Wirkungen
Resveratrol scheint einen dosisabhängigen Effekt zu haben. In niedrigen
Dosierungen kommt es in vitro als auch in vivo zu proangiogenen und das
Tumorwachstum fördernden sowie die Apoptose hemmenden Wirkungen, erst in
höheren Dosierungen zu einer Induktion der Apoptose und Hemmung der
mitotischen Aktivität (Szende 2000, Ahmad 2003, Baron-Menguy 2007, Wang TT
2008, Wang 2010, Fukui 2010).
Einige experimentelle Daten sprechen dafür, dass Resveratrol das Wachstum
von Mammakarzinomzellen verstärken kann (Pearce 2008, Ung 2009).
Kontraindikationen
Nicht bekannt.
82 │ Stand: September 2014
Literatur
Ahmad KA et al., Pro-oxidant activity of Low Doses of resveratrol inhibits
hydrogen peroxide-induxed apoptosis, Ann. N.Y. Acad. Sci 1010: 365373 (2003).
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Chan JY et al., Resveratrol displays converse dose-related effects on 5fluorouracil-evoked colon cancer cell apoptosis: the roles of caspase-6
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Szende, B., E. Tyihak, and Z. Kiraly-Veghely. "Dose-dependent effect of
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Ung, D. and S. Nagar. "Trans-resveratrol-mediated inhibition of beta-oestradiol
conjugation in MCF-7 cells stably expressing human sulfotransferases
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Wang, T. T., et al. "Differential effects of resveratrol on androgen-responsive
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methylether analogs on cell cycle and apoptosis in human androgenresponsive LNCaP cancer cells." Mol.Nutr.Food Res. 54.3 (2010): 33544.
Stand: September 2014 │ 83
Selen
Methode/Substanz
Selen kommt in der Natur in verschiedenen organischen und anorganischen
Verbindungen vor. Anorganisch liegt Selen als Selenit, Selenat, organisch als
Selenomethionin oder Selenocystein oder Methylselenocystein vor. In der
normalen Ernährung kommt Selen hauptsächlich als Selenomethionin vor. Es
wird zu 90 Prozent absorbiert. Auch für Selenocystein liegt vermutlich eine hohe
Absorptionsrate vor. Selenat wird fast komplett absorbiert, aber über den Urin
wieder ausgeschieden.
Die aus onkologischer Sicht zu beschreibenden Hauptwirkungen von Selen sind
einerseits das bekannte antioxidative Potential durch gesteigerte Biosynthese
der Glutathionperoxidasen und Thioredoxin-Reduktasen (Papp 2007,
Schomburg 2007). Andererseits zeigen jüngere Daten eine selenbedingte
selektive Aktivierung von Wild-Typ p53 in gesunden Zellen mit konsekutivem
Anstieg der DNA-Reparatur (Fischer 2007, Gudkov 2002). Zusätzlich ist Selen in
der Lage, die Produktion und Freisetzung inflammatorischer Zytokine über eine
Beeinflussung des Transkriptionsfaktor NFkB zu minimieren (Beck 2001, Vunta
2007). Die optimale Wirkung der Selenoproteine erreicht man bei Selenspiegeln
im Serum zwischen 100 und 130 µg/l.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
In einer doppelblinden placebokontrollierten Studie mit Cross-over-Design
erhielten Männer mit Prostatakarzinom und ansteigendem PSA-Wert Selen. Bei
denjenigen mit einem Abfall des Testosteronwertes kam es auch zu einer
Abnahme des PSA-Wertes (Kranse 2005).
Epidemiologische Daten erbrachten Hinweise für eine erhöhte Karzinominzidenz
und Mortalität bei über das Physiologische erhöhten Selenspiegeln (>130 µ g/l)
(Bleys 2008).
In einer randomisierten doppelblind placebokontrollierten Studie führte die Gabe
von 800 µg Selen bei Männern mit hohem Selenausgangsspiegel zu einem
schnelleren PSA-Anstieg als eine Placebogabe (Stratton 2010).
In einem systematischen Review wurden randomisierte doppelblind
placebokontrollierte Studien mit Nahrungsergänzungsmitteln bei Patienten mit
Prostatakarzinom untersucht. Acht RCTs wurden eingeschlossen. Die
untersuchten Supplemente beinhalteten Isoflavone, Selen, Vitamin D,
Kombinationen aus Antioxidantien mit Carotinoiden, Lycopin, Spurenelementen,
Phytoöstrogenen und Vitaminen sowie Coenzym Q10 und ACC. Fünf RCTs
84 │ Stand: September 2014
zeigten keinen signifikanten Effekt im Vergleich zu Placebo, zwei berichten eine
signifikante Verminderung des PSA-Spiegels durch eine Kombination von
Antioxidantien, Isoflavonen, Lycopin, Spurenelementen und pflanzlichen
Östrogenen sowie Vitaminen. Eine RCT zeigt keinen Unterschied in den PSASpiegeln (Posadzki 2013).
In einer randomisiert placebokontrollierten Studie erhielten Patienten mit
komplett reseziertem nicht kleinzelligem Bronchialkarzinom im Stadium I 6 bis 36
Monate postoperativ Hefeselen 200 µg/Tag versus Placebo für 48 Monate.
Bei erster geplanter Interimsanalyse im Oktober 2009 waren 46 % der geplanten
Endpunkte erreicht und es zeigte sich ein Trend zu Gunsten der Placebo-Gruppe
und eine niedrige Wahrscheinlichkeit für ein positives Studienergebnis, so dass
die Studie abgebrochen wurde. 1.561 Patienten waren randomisiert worden. Bei
einem Update im Juni 2011 zeigte sich kein signifikanter Unterschied im 5Jahres Desease-Free-Survival oder in der Rate der Zweittumoren (Karp 2013).
Auch zu dieser Studie liegen keine Daten bzgl. der Selen-Spiegel bei
Studienbeginn vor.
Wirksamkeit als supportive Therapie
Das Cochrane-Review zur Verminderung von Nebenwirkungen von Chemo- und
Strahlentherapie sah im Jahr 2006 keine ausreichende Evidenz. Eine
randomisierte Studie berichtete jedoch über verminderte Lymphödeme und eine
verringerte Rate an Erysipelen (Dennert 2006).
In einer randomisierten, chinesischen Cross-over-Studie wurde die alleinige
Cisplatin-Chemotherapie gegen eine mit Selen kombinierte CisplatinChemotherapie getestet. Dabei erhielten die Patienten (20 versus 21) der einen
Gruppe über den Zeitraum „4 Tage vor bis 4 Tage nach Chemotherapie“ jeweils
täglich 4000 µg Selen. Der Therapiewechsel erfolgte vor dem 2. Cisplatin-Zyklus
(Cisplatin wurde an den Tagen 1 und 21 mit 60-80 mg/m2 KOF appliziert). Die
Selengabe ging jeweils mit einem Anstieg der Selenkonzentration im Serum
sowie mit signifikant reduzierter Hämato- und Nephrotoxizität einher (Hu 1997).
Eine niederländische placebo-kontrollierte Doppelblindstudie bestätigt diesen
protektiven Selen-Effekt gegenüber Cisplatin, wobei hier zusätzlich noch die
Vitamine C und E zum Einsatz kamen. Die Verumgruppe zeigte eine signifikant
erniedrigte Nephro- und Ototoxizität ohne Beeinträchtigung der Outcome-Daten
(Weijl 2004).
Bei NHL-Patienten wurden drei randomisierte Studien (n=30-50) mit
Selensupplementation publiziert. Die Selengruppe zeigte jeweils bessere
Therapieverträglichkeit (kardiale Ejektionsfraktion), besseres Ansprechen
biologischer (BCL-2 Genexpression, Apoptose von Lymphozyten) und klinischer
Stand: September 2014 │ 85
(Milzgröße, Lymphadenopathie und Knochenmarkinfiltration) Parameter sowie
ein längeres Überleben (Asfour 2006, 2007, 2009).
In einer Studie beim Ovarialkarzinom (n=31), in der die Patientinnen während
Chemotherapie über 3 Monate 200 µg Selen täglich erhielten, war ein
signifikanter Anstieg des Serum-Selens mit weniger Haarausfall, Blähungen,
Bauchschmerz und Müdigkeit sowie höheren Leukozytenzahlen verbunden
(Sieja 2004).
Eine randomisierte, radioonkologische Studie bei 81 Patientinnen mit Korpusund Zervix uteri-Karzinomen und einem prätherapeutischem Selenmangel
(Selen im Vollblut < 85 µg/l) konnte dies ebenfalls bestätigen. In der Gruppe,
welche täglich 500 µg Selen als Natriumselenit erhalten hatte, stieg der mittlere
Selenspiegel signifikant an. Mit diesem angestiegenen mittleren Selenspiegel im
Vollblut von 93,2 µg/l trat die Diarrhoe CTC Grad 1-3 (12/39 Patientinnen) im
Vergleich zur Kontrollgruppe mit 67,0 µg/l (25/42 Patientinnen) signifikant
weniger häufig auf (p=0,01). Nach einem Follow up von 51 Monaten war das 5Jahres Gesamtüberleben in der Selengruppe 91,9% versus 83,1% in der
Kontrollgruppe (p=0,34). Ein von Skeptikern zuvor gefürchteter „Schutz der
Tumorzelle durch Selen“ konnte somit nicht bestätigt werden (Mücke 2010).
Eine vergleichbare Studie bei Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren unter Strahlentherapie zeigte ebenfalls Vorteile für die Selengruppe auf: Begleitet von einem
signifikanten Anstieg des Selenspiegels hatte die Patienten der Verumgruppe
(n=22) unter signifikant weniger Dysphagie in der letzten Bestrahlungswoche zu
leiden als jene der Kontrollgruppe (n=17) (p=0,04) (Büntzel 2010).
Insbesondere die Studien, bei denen regelmäßig Selen im Serum oder Vollblut
bestimmt worden sind, zeigten, dass bei höheren Selenspiegeln eine bessere
Therapieverträglichkeit
ohne
Verschlechterung
des
primären
Therapieansprechen festzustellen war.
Ernährungsstatus
In einer kleinen randomisierten Fallkontrollstudie erhielten Patienten mit
gastrointestinalen Karzinomen Selen (200 µ g/die) und Zink (21 mg/die).
Während die Kontrollgruppe an Gewicht und fettfreier Körpermasse verlor,
konnten die Werte in der Verumgruppe gehalten werden (Federico 2001).
Interaktionen
Natriumselenit wird bei simultaner Verabreichung von Vitamin C zum
wirkungslosen atomaren Selen reduziert.
86 │ Stand: September 2014
Unerwünschte Wirkungen
Eine chronische Überdosierung von Selen (> 1000 µg/Tag) führt zu
Muskelschwäche, Erschöpfung, peripherer Neuropathie, Dermatitis, Nagel- und
Haarveränderungen bzw. Verlust, Mundgeruch und Körpergeruch, vermehrter
Erregbarkeit, Wachstumsverzögerung und Leberschädigung. Die akute Toxizität
nach Aufnahme von Selen in Gramm-Dosierungen kann schwere
gastrointestinale Veränderungen, neurologische Schäden und ein ARDS sowie
Myokardinfarkte und Nierenversagen hervorrufen. Deshalb sollten bei der
medizinischen Verabreichung von Selen anorganische Präparate benutzt
werden (Selenit, Selenat), da hierbei keine Überdosierungen möglich sind.
Kontraindikationen
Nicht bekannt.
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2007; 282: 17964-973.
Weijl NI et al., Supplementation with antioxidant micronutrients and
chemotherapy-induced toxicity in cancer patients treated with cisplatinbased chemotherapy: a randomised, double-blind, placebo-controlled
study. Eur J Cancer, 2004; 40: 1713-23.
88 │ Stand: September 2014
Hinweis
Die Faktenblätter sind nach Kriterien der Evidenzbasierten Medizin erstellt.
Angaben beziehen sich auf klinische Daten, in ausgewählten Fällen werden
präklinische Daten zur Evaluation von Risiken verwendet. Um die Informationen
kurz zu präsentieren, wurde auf eine abgestufte Evidenz zurückgegriffen. Im
Falle, dass systematische Reviews vorliegen, sind deren Ergebnisse dargestellt,
ggf. ergänzt um Ergebnisse aktueller klinischer Studien. Bei den klinischen
Studien wurden bis auf wenige Ausnahmen nur kontrollierte Studien
berücksichtigt. Die Recherche erfolgte systematisch in Medline ohne
Begrenzung des Publikationsjahres mit einer Einschränkung auf Publikationen in
Deutsch und Englisch.
Stand: September 2014 │ 89
Silymarin
Methode/Substanz
Silymarin ist das Rohprodukt der Mariendistel, ein Komplex aus mindestens
sieben Flavonolignanen und einem Flavonoid. Silibinin ist eine halbgereinigte
Fraktion, welche aus einer 1:1 Mischung aus zwei Diasteroisomeren, Silybin A
und Silybin B besteht. Silymarin ist ein starkes Antioxidans, hat antiinflammatorische und immunmodulatorische Effekte.
Die Silberdistel (Silybum marianum) wird in der Naturheilkunde als
leberschützendes pflanzliches Präparat eingesetzt. Der leberprotektive Effekt
resultiert wahrscheinlich einerseits aus der Zunahme der ribosomalen
Proteinsynthese über Polymerase A, wodurch die regenerativen Fähigkeiten der
Leber erhöht werden und neue Hepatozyten gebildet werden können. Es kommt
zu einer beschleunigten Leberregeneration durch eine Stimulation der DNASynthese und der zellulären Enzymproduktion. Andererseits zeigen In-vitroUntersuchungen, dass Silibinin die Zellmembranen stabilisiert und dadurch den
Eintritt von Toxinen hemmt und gleichzeitig bereits intrazellulär befindliche
Toxine vermehrt ausschleust. Der enterohepatische Zyklus für Toxine wird
inhibiert.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Keine kontrollierten klinischen Studien.
In einer randomisierten doppelblind placebokontrollierten Crossoverstudie
erhielten Patienten mit Prostatakarzinom und ansteigendem PSA-Spiegel ein
Kombinationspräparat
aus
Sojaisoflavonen,
Lycopin,
Silymarin
und
Antioxidantien. Es kam zu einer signifikanten Abnahme des PSA-Anstieges
(Schroder 2005). Es ist nicht möglich, aufgrund der Studiendaten auf die Wirksamkeit der einzelnen Bestandteile des Kombinationspräparates zurückzuschließen.
Wirksamkeit als supportive Therapie
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Interaktionen
Pharmakologisch sind Wechselwirkungen von Silymarin durch eine
Beeinflussung der Funktion von CYP3A4 und UGT1A1 möglich. In vitro hemmt
Silymarin Pgp.
90 │ Stand: September 2014
Unerwünschte Wirkungen
Nach Angaben der Kommission E gibt es innerhalb der empfohlenen
Dosierungen keine Nebenwirkungen (Blumenthal 1998). Auch langfristige
Anwendung (41 Monate) führt zu keinen negativen Wirkungen (Rainone 2002).
Extrakt aus Mariendistel hat leicht abführende Eigenschaften und kann zur
Diarrhö führen. Es kann zu einer Stimulation der Uteruskontraktionen und der
Menstruation kommen (Saller 2001).
In einem Review aus 13 klinischen Studien wurden als Nebenwirkungen
Juckreiz, Übelkeit, epigastrische Beschwerden und Kopfschmerzen angegeben;
die Rate lag bei 3,5 Prozent und in den gleichen Studien bei 4,4 Prozent für
Placebo (Rambaldi 2005).
Kontraindikationen
Nicht bekannt.
Literatur
Blumenthal M et al. The Complete German Commission E Monographs:
Therapeutic Guide to Herbal Medicines, Austin, Tex: American
Botanical Council; 1998.
Rainone F Milk thistle. Am.Fam.Physician 72.7 (2005): 1285-88.
Rambaldi A et al Milk thistle for alcoholic and/or hepatitis B or C liver diseases--a
systematic cochrane hepato-biliary group review with meta-analyses of
randomized clinical trials. Am.J.Gastroenterol. 100.11 (2005): 2583-91.
Saller RR et al. The use of silymarin in the treatment of liver diseases. Drugs
61.14 (2001): 2035-63.
Schroder FH et al. Randomized, double-blind, placebo-controlled crossover
study in men with prostate cancer and rising PSA: effectiveness of a
dietary supplement. Eur.Urol. 48.6 (2005): 922-30.
Stand: September 2014 │ 91
Tai Chi
Methode/Substanz
Tai Chi ist eine Kombination aus Bewegung und konzentrativer Meditation. Es
soll gemäß der Lehre der TCM den Energiefluss Qi ins Gleichgewicht bringen
bzw. Blockaden lösen.
Da bekannt wurde, dass eine Reihe von chinesischen Studien, die als
randomisiert publiziert wurden, nicht randomisiert nach wissenschaftlichem
Standard waren, werden für die Auswertung sämtliche Publikationen aus China
und Reviews, die diese einschließen, nicht berücksichtigt. Gleichermaßen
werden Publikationen nicht bewertet, die als Kontrollgruppe einen 0-Arm
eingeschlossen haben.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Wirksamkeit als supportive Therapie
In einem Review zur Wirkung von Tai Chi wurden drei randomisierte und eine
nicht-randomisierte kontrollierte Studie zusammengefasst. Alle bezogen sich auf
Patientinnen mit Mammakarzinom. Aufgrund methodologischer Einschränkungen
ist eine Aussage zur Wirksamkeit von Tai Chi nicht möglich (Lee 2007).
2010 wurde ein Update durchgeführt. Auch hier ergaben sich keine Beweise für
signifikante Effekte (Lee 2010).
Interaktionen
Nicht zu erwarten.
Unerwünschte Wirkungen
Nicht bekannt.
Kontraindikationen
Nicht bekannt.
92 │ Stand: September 2014
Literatur
Lee, M. S., M. H. Pittler, and E. Ernst. "Is Tai Chi an effective adjunct in cancer
care? A systematic review of controlled clinical trials." Support.Care
Cancer 15.6 (2007): 597-601.
Lee, M. S., T. Y. Choi, and E. Ernst. "Tai chi for breast cancer patients: a
systematic review." Breast Cancer Res.Treat. 120.2 (2010): 309-16.
Stand: September 2014 │ 93
Traditionelle Chinesische Medizin
(Siehe auch: Mind-Body-Therapien und Medizinische Pilze)
Methode/Substanz
Aus Sicht der TCM ist Krebs eine lokale Manifestation einer konstitutionellen
Erkrankung. Krebs entsteht durch Schwächung der Abwehrkräfte des Körpers,
während die den Krebs fördernden Faktoren zunehmen.
Zusammenfassend werden in der modernen TCM sechs Exzesse als ätiologische Faktoren zusammengefasst. Hierzu gehören als wichtigster Faktor
äußerer Wind, äußere Kälte, Sommerhitze, Trockenheit, Feuer. Weitere
Faktoren für die Karzinogenese sind: falsche Ernährung (unregelmäßig, zu viel
oder zu wenig, falsche Zusammensetzung), die Stagnation von
Schleimflüssigkeiten, die Qi-Stagnation und der Blutstau.
In der Diagnostik und Therapieplanung geht es darum, die individuelle
Grundlage der Erkrankung beim einzelnen Patienten festzustellen. Die
Individualisierung der Therapie führt dazu, dass aus europäischer Sicht gleiche
Krankheiten mit unterschiedlichen Therapieansätzen, je nach der
diagnostizierten Ätiologie und den klinischen Symptomen, behandelt werden.
Behandlung berücksichtigt auch Eigenschaften der Person, aber auch von Zeit
und Ort.
Im Vergleich zur westlichen Medizin, die bei multimorbiden Patienten eine Reihe
von unabhängigen Diagnosen stellt und versucht zu behandeln, ergibt sich in der
TCM ein Gesamtbild, aus dem sich dann auch die Gesamttherapie ableitet.
Das Ziel der Behandlung ist die Stärkung der körpereigenen Kräfte, Abschwächung von Nebenwirkungen und Toxizität. Langfristiges Ziel ist weniger
die Heilung von der Krankheit als eine Stabilisierung.
Auch in der modernen TCM stellen Emotionen wichtige Faktoren bei der
Karzinomentstehung dar. Hierzu gehören: Sorgen, Angst, übermäßiges Denken
und Grübeln, Depression, Wut.
Empfehlungen für den Patienten bestehen in einer ausgeglichenen
Lebensweise. Hierzu gehören Entspannung, Vermeiden von Angst, Ärger,
Grübeln, Leben in Frieden, ein geregelter Tagesablauf, Qigong, eine gesunde
Ernährung.
Zur Therapie wurden auch eine Reihe von Rezepturen aus Heilpflanzen entwickelt.
94 │ Stand: September 2014
Aus Sicht der TCM werden bei Tumorerkrankungen Pflanzenmischungen
eingesetzt, die entgiften und die Stagnation verbessern. Häufig in der TCM
angewendete Heilpflanzen mit (in vitro) antitumoraler Wirkung sind Ginseng,
Glycyrrhiza, Astragalus, Angelica sinensis, Atractylodis, Macrocephala und
Ginkgo biloba. Eine weitere Strategie besteht in der Verbesserung der
Kommunikation zwischen Körper und Geist. Zu den hier verwendeten sog. Fu
Zheng-Heilpflanzen gehören Ginseng, Ganoderma, Astragalus, Angelica,
Cordizeps.
Da bekannt wurde, dass die aus China stammenden Studien nicht den Kriterien
randomisierter Studien genügen, obwohl sie als solche publiziert wurden,
werden sämtliche aus China stammenden Publikationen und Reviews, die sie
einschließen, nicht berücksichtigt.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Keine Daten.
Wirksamkeit als supportive Therapie
Doppelblind placebokontrollierte randomisierte Studie mit Patientinnen mit
Ovarialkarzinom während Standard-Chemotherapie. Im Global Health Status
(GHS) Score keine Unterschiede, negative Ergebnisse bzw. keine Verbesserung
im Vergleich zu Placebo für emotionale Funktion, kognitive Funktion, Übelkeit
und Erbrechen, weniger Neutropenien nach drei Zyklen, keine Unterschiede bei
der übrigen Toxizität der Chemotherapie (Chan 2011).
Randomisierte placebokontrollierte Studie mit Patientinnen mit Mammakarzinom
oder gynäkologischen Tumoren. Keine signifikanten Unterschiede im Female
Sexual Function Inventory (FSFI), signifikante Verbesserung im FACT-G
(stärkste Veränderungen in physischer und funktioneller Skala), signifikant mehr
Hitzewallungen im Verumarm (Greven 2011).
Interaktionen
Hierzu liegen praktisch keine Daten vor – bei den Heilpflanzen muss deshalb mit
unerwarteten Effekten gerechnet werden.
Unerwünschte Wirkungen
Hierzu liegen praktisch keine Daten vor – bei den Heilpflanzen muss deshalb mit
unerwarteten Effekten gerechnet werden.
Stand: September 2014 │ 95
Kontraindikationen
Hierzu liegen praktisch keine Daten vor - trotz der traditionellen Anwendung von
Phytoöstrogenen bei Mammakarzinompatientinnen sollten Heilkräuter mit bewiesener oder potentieller phytoöstrogener Wirkung (Bsp.: Angelica sinensis)
nicht bei Patientinnen mit hormonabhängigen Tumoren eingesetzt werden.
Literatur
Chan KK et al. The use of Chinese herbal medicine to improve quality of life in
women undergoing chemotherapy for ovarian cancer: a double-blind
placebo-controlled randomized trial with immunological monitoring. Ann
Oncol 2011; 22.10: 2241-49.
Greven K et al.: Does L-Arginine/Korean ginseng/gingko biloba/damiana-based
supplement improve the sexual function and quality of life of female
cancer survivors: a randomied trrial; #9016, ASCO 2011.
96 │ Stand: September 2014
Vitamin C
Methode/Substanz
Vitamin C ist ein wasserlösliches Vitamin. Physiologisch wirkt es mit bei der
Bildung von Kollagen, Katecholaminen, Carnitin, Bildung von Peptiden. Vitamin
C hat antioxidative Eigenschaften.
Die Bioverfügbarkeit von Vitamin C in verschiedenen Zubereitungen oder
Nährstoffen differiert nicht. Die biologische Halbwertszeit variiert zwischen zehn
und 30 Tagen. Die Ausscheidung über die Nieren nimmt mit höherer Zufuhr zu.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Verschiedene Tumorerkrankungen
Eine randomisierte placebokontrollierte Doppelblindstudie zeigte durch die Gabe
von 10 g Vitamin C täglich keine Verbesserung im Vergleich zu Placebo
(Creagan 1979).
Kolorektale Karzinome
Eine randomisierte doppelblind kontrollierte Studie zeigt durch die Gabe von
Vitamin C 10 g täglich keinen Vorteil gegenüber Placebo (Moertel 1985).
In einer randomisierten Studie bei Patienten mit nichtkleinzelligem
Bronchialkarzinom unter einer Chemotherapie führte die gleichzeitige Gabe von
Vitamin C (6100 mg/Tag), dl-Alpha-Tocopherol (1050 mg/Tag) und Beta-Carotin
(60 mg/Tag) zu keinem Einfluss auf Remissionsraten und Überleben (Pathak
2005).
Mammakarzinom
Eine Kohortenstudie aus Schweden zeigt, dass eine Einnahme von Vitamin CSupplementen nach Erkrankung an einem Mammakarzinom die Mortalität nicht
beeinflusst (Harris 2013).
Eine gepoolte Analyse von vier Kohortenstudien zeigt für Vitamin C eine
verminderte Mortalität (Poole 2013).
Wirksamkeit als supportive Therapie
In einer randomisierten Studie bei Patienten mit nichtkleinzelligem
Bronchialkarzinom unter einer Chemotherapie führte die gleichzeitige Gabe von
Stand: September 2014 │ 97
Vitamin C (6100 mg/Tag), dl-Alpha-Tocopherol (1050 mg/Tag) und Beta-Carotin
(60 mg/Tag) zu keiner Verminderung der Toxizität (Pathak 2005).
Interaktionen
Vitamin C ist ein Antioxidans und könnte die Wirkung von Chemo- und
vermindern.
Die
In-vitround
In-vivo-Daten
sind
Strahlentherapie
widersprüchlich. Möglicherweise liegt ein dosisabhängiger Effekt vor.
Abschwächungen der Wirkung von verschiedenen Zytostatika wurden unter
anderem von Heaney 2008 in vitro gezeigt (Heaney 2008).
Bei Patientinnen, die eine Radiatio wegen Zervixkarzinom erhielten, war bei
denjenigen, die eine Kombination aus Vitamin C, Vitamin E, Vitamin A und Selen
erhielten, die Apoptoserate vermindert (Ismail 2010).
Vitamin C vermindert die Wirkung von Bortezomib (Llobet 2008, Perrone 2009).
Unerwünschte Wirkungen
Die empfohlene tägliche Aufnahme liegt bei 75 bis 125 mg pro Tag, die obere
tolerable orale Dosis bei 2000 mg pro Tag. Potenzielle Nebenwirkungen sind
Übelkeit, abdominelle Krämpfe und Diarrhö, Hypoglykämie und hypotone
Blutdruckwerte. Insbesondere bei Niereninsuffizienz ist die Einnahme von
Vitamin C-Supplementen kritisch zu bewerten. Hohe Dosen von Vitamin C
können zu einem Kupfermangel führen. Die verbesserte Aufnahme von Eisen
unter gleichzeitiger Gabe von Vitamin C kann für Patienten mit einer
Hämochromatose kritisch werden.
Bei Patienten mit G6PD-Mangel wurde unter intravenöser Gabe von Vitamin C
eine Hämolyse beschrieben.
Intravenöse Dosierungen von 150-200 g über 24 Stunden scheinen keine
wesentlichen negativen Wirkungen zu haben (Riordan 1990, 1995, 2000,
Casciari 2001, Klenner 1971, Cathcart 1985).
Bei Patienten mit terminalen Karzinomerkrankungen kam es unter intravenösen
Infusionen mit 150-710 mg/kg und Tag zu Übelkeit, Ödemen, trockenen
Schleimhäuten und Häuten sowie einem einzelnen Fall einer Hypokaliämie
(Riordan 2005).
Kontraindikationen
Für die intravenöse Gabe: Patienten mit G6PD-Mangel.
98 │ Stand: September 2014
Literatur
Casciari JJ et al., Cytotoxicity of ascorbate, lipoic acid and other antioxidants in
hollow fiber in vitro tumours, Br J Cancer, 2001;84:1544-1550.
Cathcart RF, Vitamin C: the non-toxic, non-rate-limited antioxidant free radical
scavenger, Med Hypotheses, 1985;18:61-77.
Creagan ET, Failure of high dose vitamin C (ascorbic acid) the to benefit patients
with advanced cancer, A controlled trial, Natl J Med 1979, 301: 687-90.
Harris HR, Bergkvist L, Wolk A. Vitamin C intake and breast cancer mortality in a
cohort of Swedish women. Br J Cancer. 2013 Jun 4. doi:
10.1038/bjc.2013.269. [Epub ahead of print].
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Klenner FR, Observations on the dose and administration of ascorbic acid when
employed beyond the range of a vitamin in human pathology, J Appl
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Llobet D et al., Antioxidants block proteasome inhibitor function in endometrial
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Moertel CG et al., High-dose vitamin c versus placebo in the treatment of
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Perrone, G., et al. "Ascorbic acid inhibits antitumor activity of bortezomib in vivo."
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Epub 2013 May 10.
Riordan HD et al., Case study: high-dose intravenous vitamin C in the treatment
of a patient with adenocarcinoma of the kidney, J Orthomolec Med,
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agent, Med Hypotheses, 1995;44:207-213.
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terminal cancer patients, R P Health Sci J 2005 Dec, 24(4): 269-76.
Stand: September 2014 │ 99
Hinweis
Die Faktenblätter sind nach Kriterien der Evidenzbasierten Medizin erstellt.
Angaben beziehen sich auf klinische Daten, in ausgewählten Fällen werden
präklinische Daten zur Evaluation von Risiken verwendet. Um die Informationen
kurz zu präsentieren, wurde auf eine abgestufte Evidenz zurückgegriffen. Im
Falle, dass systematische Reviews vorliegen, sind deren Ergebnisse dargestellt,
ggf. ergänzt um Ergebnisse aktueller klinischer Studien. Bei den klinischen
Studien wurden bis auf wenige Ausnahmen nur kontrollierte Studien
berücksichtigt. Die Recherche erfolgte systematisch in Medline ohne
Begrenzung des Publikationsjahres mit einer Einschränkung auf Publikationen in
Deutsch und Englisch.
100 │ Stand: September 2014
Vitamin D
Methode/Substanz
Calcitriol hat verschiedene antiinflammatorische Wirkungen. Es hemmt die
Synthese von Prostaglandinen und die Expression der Cox-2, führt zur
Heraufregulation
der
Hydroxyprostaglandindehydrogenase
sowie
zur
Herabregulation des Prostaglandinrezeptors und von proinflammatorischen
Zytokinen.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Epidemiologische Studien zur Inzidenz von Tumorerkrankungen zeigen, dass
möglicherweise nicht allein die Vitamin-D-Zufuhr oder die erreichten 25(OH)DSpiegel alleine das Ergebnis bestimmen, sondern dass Polymorphismen des
Vitamin-D-Rezeptors einen entscheidenden Einfluss haben. Ob dies auch für
den Einfluss von Vitamin D bei bereits erkrankten Patienten gilt, wurde bisher nur
in ersten Studien untersucht.
In einem systematischen Review zum Einfluss des Vitamin-D-Spiegels auf das
Überleben von Tumorpatienten wurde eine positive Wirkung insbesondere für
kolorektale Karzinome belegt (Pilz 2013).
Mammakarzinom
Während eine Fallkontrollstudie keine Korrelation zwischen der Rezidivrate und
dem 25(OH)D-Spiegel beim Mammakarzinom zeigt (Jacobs 2011), zeigen drei
Kohortenstudien, davon eine aus Deutschland, dass höhere Konzentrationen mit
einer niedrigeren Mortalität assoziiert sind (Goodwin 2009, Vrieling 2011,
Villasenor 2013).
Eine gepoolte Analyse von vier Kohortenstudien belegt ebenfalls die verminderte
Rezidivrate, allerdings nur bei östrogenrezeptorpositiven, nicht bei
östrogenrezeptornegativen Patientinnen (Poole 2013).
Prostatakarzinom
In einem systematischen Review wurden randomisierte doppelblind
plazebokontrollierte Studien mit Nahrungsergänzungsmitteln bei Patienten mit
Prostatakarzinom untersucht. Acht RCTs wurden eingeschlossen. Die
untersuchten Supplemente beinhalteten Isoflavone, Selen, Vitamin D,
Kombinationen aus Antioxidantien mit Carotinoiden, Lycopin, Spurenelementen,
Phytoöstrogenen und Vitaminen sowie Coenzym Q10 und ACC. Fünf RCTs
zeigten keinen signifikanten Effekt im Vergleich zu Placebo, zwei berichten eine
Stand: September 2014 │ 101
signifikante Verminderung des PSA-Spiegels durch eine Kombination von
Antioxidantien, Isoflavonen, Lycopin, Spurenelementen und pflanzlichen
Östrogenen sowie Vitaminen. Eine RCT zeigt keinen Unterschied in den PSASpiegeln (Posadzki 2013).
In einer doppelblind randomisierten Studie erhielten Patienten vor radikaler
Prostatektomie Vitamin D3 in unterschiedlichen Dosierungen (400, 10.000 oder
40.000 IU/d). Es zeigte sich kein Einfluss auf Ki67. In den höheren Vitamin-DDosierungen waren die PSA-Spiegel niedriger (Wagner 2013).
Bei Patienten mit Prostatakarzinom unter active surveillance zeigte sich kein
Einfluss des Vitamin-D-Spiegels auf die PSA-Verdopplungszeit (Gilbert 2012).
Zwei doppelblind placobokontrollierte randomisierte Studien zeigen, dass
hochdosiertes Calcitriol das Ansprechen von Patienten auf Docetaxel signifikant
verbessert (Beer 2005b, Beer 2007).
Eine gleichartige Studie konnte jedoch keine Überlegenheit von Calciferol
gegenüber Placebo belegen (Attia 2008).
In einer weiteren randomisierten Studie wurde Docetaxel mit hochdosiertem
Calcitriol gegen Docetaxel mit Prednison getestet. Die Studie wurde wegen einer
höheren Mortalität im experimentellen Arm abgebrochen (Scher 2011). Die
beiden Docetaxel-Regime unterschieden sich jedoch, da im Calcitriol-Arm
wöchentliches Docetaxel und im Prednison-Arm dreiwöchentliches Docetaxel
eingesetzt wurde.
Eine randomisierte kontrollierte Studie verglich Dexamethason alleine mit
Dexamethason und Calcitriol. Hier ergab sich kein Vorteil (Trump 2006).
Zwei Fallkontrollstudien zeigen eine Erhöhung des Risikos für ein
Prostatakarzinom bei höheren Vitamin-D-Spiegeln (Albanes 2011), (Meyer
2013).
Bronchialkarzinom
Der 25(OH)Vitamin-D-Spiegel korreliert mit dem Gesamtüberleben und dem
rezidiv- freien Überleben (Zhou 2007).
Kolorektales Karzinom
Höhere 25(OH)D-Spiegel korrelieren mit einer niedrigeren tumorspezifischen
Mortalität und Gesamtmortalität (Fedirko 2012).
102 │ Stand: September 2014
Wirksamkeit als supportive Therapie
Muskuloskelettale Beschwerden unter Aromataseinhibitoren
In einer randomisierten doppelblind placebokontrollierten Studie erhielten
Patientinnen mit muskuloskelettalen Beschwerden unter Aromataseinhibitoren in
Anpassung an den 25(OH)Vitamin D-Spiegel hochdosiertes Vitamin D3 oder
Placebo. Es kam zu einer signifikanten Verbesserung der Beschwerden. Die
Knochendichte am Femurhals nahm in der Placebogruppe ab, nicht in der
Verumgruppe (Rastelli 2011).
Interaktionen
Calcitriol und verschiedene Chemotherapeutika wirken synergistisch.
Unerwünschte Wirkungen
Wurden bisher bei Tumorpatienten nicht beschrieben.
Kontraindikationen
Sind nicht bekannt.
Literatur
Albanes D et al. Serum 25-hydroxy vitamin D and prostate cancer risk in a large
nested case-control study. Cancer Epidemiol.Biomarkers Prev. 20.9
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Attia S et al. Randomized, double-blind phase II evaluation of docetaxel with or
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factors for prostate cancer: evidence from the prostate testing for cancer
and treatment study. Cancer Causes Control 23.4 (2012): 575-88.
Stand: September 2014 │ 103
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breast cancer. J.Clin.Oncol. 27.23 (2009): 3757-63.
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Hinweis
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Angaben beziehen sich auf klinische Daten, in ausgewählten Fällen werden
präklinische Daten zur Evaluation von Risiken verwendet. Um die Informationen
kurz zu präsentieren, wurde auf eine abgestufte Evidenz zurückgegriffen. Im
Falle, dass systematische Reviews vorliegen, sind deren Ergebnisse dargestellt,
ggf. ergänzt um Ergebnisse aktueller klinischer Studien. Bei den klinischen
Studien wurden bis auf wenige Ausnahmen nur kontrollierte Studien
berücksichtigt. Die Recherche erfolgte systematisch in Medline ohne
Begrenzung des Publikationsjahres mit einer Einschränkung auf Publikationen in
Deutsch und Englisch.
Stand: September 2014 │ 105
Vitamin E
Methode/Substanz
Vitamin E ist in Pflanzenölen, Weizenkeimen, Eiern, grünen Gemüsen und
Getreide enthalten. Vitamin E wirkt als Antioxidans. Die aktive Form ist ein DIsomer. Vitamin E kommt in unterschiedlichen Formen vor. Als Maßeinheiten
dienen internationale Einheiten (IU) sowie mg. 1 IU natürliches Vitamin E
entspricht 0,67 mg D-α-Tocopherol. 1 IU synthetisches Vitamin E entspricht 0,45
mg D-α-Tocopherol.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Harnblasenkarzinom
In einer randomisierten kontrollierten Studie führte die Gabe von 400 IU Vitamin
E täglich zu einer signifikanten Reduktion der Rezidivrate oberflächlicher Harnblasenkarzinome. Dies galt bei Rauchern wie bei Nichtrauchern (Mazdak 2012).
Wirksamkeit als supportive Therapie
Orale Mukositis
Ein Review aus dem Jahr 2007 kommt zu dem Schluss, dass Vitamin E
möglicherweise die Intensität einer Mukositis unter einer antitumoralen Therapie
vermindert (Alterio 2007).
In einer doppelblind placebokontrollierten Studie wurden Mundspülungen mit
öliger Lösung mit Vitamin E während einer Radiatio untersucht. Es kam zu einer
signifikanten Verminderung der Mukositis und der Schmerzen. Auf das
Überleben zeigte sich in dieser kleinen Studie kein Einfluss (Ferreira 2004).
Xerostomie
Bei Patienten mit Radiojodtherapie wegen Schilddrüsenkarzinom zeigte eine
randomisierte Studie einen signifikant protektiven Effekt (Fallahi 2013).
Polyneuropathie
In einem systematischen Review wurden die Wirkungen von Nahrungsergänzungsmitteln auf durch Chemotherapie induzierte periphere Polyneuropathien untersucht. Untersuchte Substanzen waren Vitamin E, L-Carnitin,
Glutathion, Vitamin B6, Omega-3-Fettsäuren, Magnesium, Calcium, Alphaliponsäure und N-Acetylcystein. Eingeschlossen wurden randomisierte klinische
106 │ Stand: September 2014
Studien. Für keine der Substanzen konnte eine ausreichende Evidenz gezeigt
werden (Schloss 2013).
In einer placebokontrollierten randomisierten Studie hatten Patienten mit
oxaliplatinhaltiger Chemotherapie in der Vitamin-E-Gruppe eine höhere Rate an
Neuropathien Grad I und II als in der Placebogruppe. Der Unterschied war
jedoch nicht signifikant. Jedoch traten in der Vitamin E-Gruppe signifikant mehr
Diarrhöen auf (Alfonseca 2013).
Hitzewallungen
Ein Review und ein Cochrane-Review konnten keine positive Evidenz für die
Wirksamkeit von Vitamin E finden (Bordeleau 2007, Rada 2010).
Hautfibrose nach Radiatio
In einer randomisierten Studie konnte gezeigt werden, dass bei Patientinnen mit
Mammakarzinom nach Radiatio die Fibrosierungsrate von Pentoxifyllin und
Vitamin E vermindert ist. Allerdings ergab sich in der langfristigen Untersuchung
in der Verum- wie in der Kontrollgruppe nur eine sehr geringe Inzidenz
(Jacobson 2008).
Interaktionen
Vitamin E ist ein Antioxidans und könnte die Wirkung von Chemo- und Strahlentherapie vermindern. Die Datenlage ist unklar.
Vitamin E-Gaben scheinen die Wirkung von Chemotherapie bei Patienten mit
Kopf-Hals-Tumoren ebenso wie bei Zervixkarzinomen zu vermindern (Bairati
2006, Meyer 2007, Ismail 2010).
Unerwünschte Wirkungen
Bei Männern mit erhöhtem PSA-Wert führt eine Supplementierung mit Vitamin E
zu einer erhöhten Inzidenz von Prostatakarzinomen (Meyer 2005).
Epidemiologische Daten sprechen insbesondere bei gastrointestialen Tumoren
für eine erhöhte Inzidenz und auch Mortalität an Karzinomen (Bjelakovic 2008).
Dies gilt auch für Mammakarzinome (Kabat 2009).
Kontraindikationen
Nicht bekannt.
Stand: September 2014 │ 107
Literatur
Afonseca SO et al. Vitamin E for prevention of oxaliplatin-induced peripheral
neuropathy: a pilot randomized clinical trial. Sao Paulo Med J. 2013
Mar;131(1):35-8.
Alterio D et al. Cancer treatment-induced oral mucositis, Anticancer Res. 2007
Mar-Apr, 27 (2), 1105-25.
Bairati I et al. Antioxidant vitamins supplementation and mortality: a randomized
trial in head and neck cancer patients. Int.J.Cancer 119.9 (2006): 222124.
Bjlakovic G et al., Antioxidant supplements for preventing gastrointestinal
cancers, Cochrane Database Syst Rev, 2008 Jul 16(3):CD004183.
Bordeleau L et al. Therapeutic options for the management of hot flashes in
breast cancer survivors, Clin Ther, 2007 Feb, 29 (2), 230-41.
Fallahi B et al. Does vitamin E protect salivary glands from I-131 radiation
damage in patients with thyroid cancer? Nucl Med Commun. 2013
Aug;34(8):777-86.
Ferreira PR et al. Protective effect of alpha-tocopherol in head and neck cancer
radiation-induced mucositis, Head Neck 2004 Apr, 26(4):313-21.
Ismail MS et al. Effect of antioxidants on markers of apoptosis in postoperative
radiotherapy of cancer cervix. Gulf.J.Oncolog.7 (2010): 8-13.
Jacobson GM et al. A randomized trial of pentoxifylline and vitamin E versus
standard follow-up after breast irradiation to prevent breast fibrosis,
evaluated by tissue compliance meter (TCM), ASCO 2008, Poster 597.
Kabat GC et al. Longitudinal study of serum carotenoid, retinol, and tocopherol
concentrations in relation to breast cancer risk among postmenopausal
women. Am. J.Clin.Nutr. 90.1 (2009): 162-69.
Mazdak H et al. Vitamin E reduces superficial bladder cancer recurrence: a
randomized controlled trial. Int.J.Prev.Med. 3.2 (2012): 110-15.
Meyer F et al. Acute adverse effects of radiation therapy and local recurrence in
relation to dietary and plasma beta carotene and alpha tocopherol in
head and neck cancer patients, Nutr Cancer 2007, 59(1), 29-35.
Poole EM et al. Postdiagnosis supplement use and breast cancer prognosis in
the After Breast Cancer Pooling Project. Breast Cancer Res Treat. 2013
Jun;139(2):529-37.
Posadzki P et al. Dietary supplements and prostate cancer: a systematic review
of double-blind,placebo-controlled randomised clinical trials. Maturitas.
2013 Jun;75(2):125-30.
Rada G et al. Non-hormonal interventions for hot flushes in women with a history
of breast cancer. Cochrane.Database.Syst.Rev.9 (2010): CD004923.
Schloss JM et al. Nutraceuticals and chemotherapy induced peripheral
neuropathy (CIPN): A systematic review. Clin Nutr. 2013 Dec;32(6):88893.
108 │ Stand: September 2014
Yoga
Methode/Substanz
Yoga ist eine Kombination aus Bewegung und konzentrativer Meditation. Es soll
gemäß der Lehre der TCM den Energiefluss Qi ins Gleichgewicht bringen bzw.
Blockaden lösen.
Eingeschlossen werden nur kontrollierte Studien. Publikationen, die als
Kontrollgruppe einen 0-Arm eingeschlossen haben, werden nicht bewertet.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Keine kontrollierten klinischen Studien.
Wirksamkeit als supportive Therapie
Zu Yoga wurden in 2005 insgesamt neun systematische Reviews, teilweise mit
Metaanalysen, publiziert. Alle weisen auf die methodologischen Schwächen der
eingeschlossenen Studien hin und damit auf die fragliche Aussagekraft der
Schlussfolgerungen. Entsprechend kommen Smith et al. sowohl 2005 als auch
2009 zu keinem endgültigen Statement (Smith 2005, Smith 2009, Sharma 2013).
Zu Verbesserungen scheint es durch Yoga bei folgenden Beschwerden zu
kommen: Schlafqualität, Stimmung, Stressempfinden, Lebensqualität, insbesondere emotionales Wohlbefinden, Distress, Angst und Depression (Bower
2005, Buffart 2012, Harder 2012).
Dagegen konnten für eine Verbesserung der Fatigue keine ausreichenden Daten
gefunden werden (Sood 2007).
Ein systematisches Review mit Metaanalyse der Studien zu Yoga bei
Mammakarzinompatientinnen konnte zwölf Studien mit 742 Teilnehmern
einschließen. Sieben verglichen Yoga mit keiner Behandlung, drei Yoga mit
einer supportiven Therapie, eine Yoga mit Gesundheitserziehung und eine
Studie untersuchte eine Kombination aus Physiotherapie und Yoga zu
Physiotherapie allein. Positive Effekte konnten gezeigt werden für die kurzzeitige
Wirkung auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität, funktionales, soziales und
spirituelles Wohlbefinden. Diese Effekte zeigten sich jedoch nur in Studien mit
unklarem oder hohem Risiko für einen Selektionsbias. Es ergaben sich
kurzfristige Effekte auf psychologische Parameter (Angst, Depression,
wahrgenommenen
Stress
und
psychologischen
Distress).
Eine
Subgruppenanalyse zeigt positive Ergebnisse nur für Yoga während einer
Stand: September 2014 │ 109
aktiven antitumoralen Therapie, nicht nach Abschluss der Therapie (Cramer
2012).
Interaktionen
Nicht zu erwarten.
Unerwünschte Wirkungen
Nicht bekannt.
Kontraindikationen
Nicht bekannt.
Literatur
Bower JE et al., Yoga for cancer patients and survivors, Cancer Control, 2005;
12(3):165-71.
Buffart LM et al. Physical and psychosocial benefits of yoga in cancer patients
and survivors, a systematic review and meta-analysis of randomized
controlled trials. BMC.Cancer 12 (2012): 559.
Cramer H et al. Can yoga improve fatigue in breast cancer patients? A
systematic review. Acta Oncol. 51.4 (2012): 559-60.
Harder HL et al. Randomised controlled trials of yoga interventions for women
with breast cancer: a systematic literature review. Support.Care Cancer
20.12 (2012): 3055-64.
Sharma M et al. Yoga as an Alternative and Complementary Treatment for
Cancer: A Systematic Review. J Altern Complement Med. 2013 Mar 12.
[Epub ahead of print].
Smith JE et al. Mindfulness-Based Stress Reduction as supportive therapy in
cancer care: systematic review. J.Adv.Nurs. 52.3 (2005): 315-27.
Smith KB et al. An evidence-based review of yoga as a complementary intervention for patients with cancer. Psychooncology. 18.5 (2009): 46575.
Sood A et al. A critical review of complementary therapies for cancer-related
fatigue. Integr.Cancer Ther. 6.1 (2007): 8-13.
110 │ Stand: September 2014
Zink
Methode/Substanz
Zink ist ein Spurenelement mit Bedeutung für die Genexpression und
Zellproliferation. Wesentliche Prozesse des Immunsystems wie die Funktion der
NK-Zellen sind unter anderem von Zink abhängig.
Veränderungen im Zinkstoffwechsel wurden bei Tumorpatienten wiederholt
beschrieben. Ursache und Wirkung sind jedoch noch weitgehend unaufgeklärt.
Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung
Nasopharynxkarzinom
In einer doppelblind placebokontrollierten Studie führte die Gabe von Zink
parallel zu einer Radiochemotherapie zu einem höheren 5-JahresErkrankungsfreien-Überleben. In Bezug auf das Auftreten einer Fernmetastasierung ergab sich kein Unterschied (Lin 2009).
Kopf-Hals-Tumoren
In einer randomisierten doppelblinden placebokontrollierten Studie konnte keine
Verbesserung des Gesamtüberlebens oder Disease Free Survival gezeigt
werden. Das Lokalrezidiv-freie Überleben wurde verbessert (Lin 2008).
In einem systematischen Review wurden randomisierte doppelblind
placebokontrollierte Studien mit Nahrungsergänzungsmitteln bei Patienten mit
Prostatakarzinom untersucht. Acht RCTs wurden eingeschlossen. Die
untersuchten Supplemente beinhalteten Isoflavone, Selen, Vitamin D,
Kombinationen aus Antioxidanzien mit Carotinoiden, Lycopin, Spurenelementen,
Phytoöstrogenen und Vitaminen sowie Coenzym Q10 und ACC. Fünf RCTs
zeigten keinen signifikanten Effekt im Vergleich zu Placebo, zwei berichten eine
signifikante Verminderung des PSA-Spiegels durch eine Kombination von
Antioxidanzien, Isoflavonen, Lycopin, Spurenelementen und pflanzlichen
Östrogenen sowie Vitaminen. Eine RCT zeigt keinen Unterschied in den PSASpiegeln (Posadzki 2013).
Wirksamkeit als supportive Therapie
Mukositis
In einem systematischen Review wurde die Wirkung von natürlichen Substanzen
zur Prävention der oralen Mukositis zusammengestellt. Die Autoren kommen zu
Stand: September 2014 │ 111
einer positiven Einschätzung für Zink während
Radiochemotherapie (Level III Evidenz) (Yarom 2013).
Strahlentherapie
oder
Im Cochrane-Review von 2007 wurde nur eine Studie gefunden, so dass eine
Beurteilung nicht erfolgte (Worthington 2007).
Eine placebokontrollierte randomisierte Studie ergab keinen Vorteil von Zink (150
mg/Tag) in Bezug auf die Besiedelung der Mundschleimhaut mit Bakterien oder
Candida (Ertekin 2003).
Geschmacksstörungen
In einer randomisierten placebokontrollierten Studie verbesserte Zink (zweimal
täglich 220 mg entsprechend 50 mg elementarem Zink) Geschmacksstörungen
nicht (Lyckholm 2012).
Interaktionen
Sind nicht bekannt.
Unerwünschte Wirkungen
Geschmacksstörungen und gastrointestinale Beschwerden.
Zink hat eine Bedeutung für das Wachstum von Tumorzellen. Eine Depletion von
Tumorzellen führt zu einer Wachstumshemmung (Donadelli 2007). Aus diesem
Grund ist es derzeit nicht klar, ob die Gabe von Zink bei Patienten ohne nachgewiesenen Mangel sicher ist.
Kontraindikationen
Sind nicht bekannt.
Literatur
Donadelli M et al. Zinc depletion efficiently inhibits pancreatic cancer cell growth
by increasing the ratio of antiproliferative/proliferative genes, J Cell
Biochem, 2007 J Nov 2.
Ertekin, M. V., et al. Effect of oral zinc supplementation on agents of
oropharyngeal infection in patients receiving radiotherapy for head and
neck cancer. J.Int.Med.Res. 31.4 (2003): 253-66.
Lin LC et al. Effects of zinc supplementation on clinical outcomes in patients
receiving radiotherapy for head and neck cancers: a double-blinded
randomized study, Int J Radiat Oncol Biol Phys, 2008 Feb 1;70(2):36873.
112 │ Stand: September 2014
Lin, YS et al. Effects of zinc supplementation on the survival of patients who
received concomitant chemotherapy and radiotherapy for advanced
nasopharyngeal carcinoma: follow-up of a double-blind randomized
study with subgroup analysis. Laryngoscope 119.7 (2009): 1348-52.
Lyckholm, L., et al. A randomized, placebo controlled trial of oral zinc for
chemotherapy-related taste and smell disorders. J.Pain Palliat.Care
Pharmacother. 26.2 (2012): 111-14.
Posadzki P et al Dietary supplements and prostate cancer: a systematic review
of double-blind,placebo-controlled randomised clinical trials. Maturitas.
2013 Jun;75(2):125-30. doi: 10.1016/j.maturitas.2013.03.006. Epub
2013 Apr 6.
Worthington HV et al. Interventions for preventing oral mucositis for patients with
cancer receiving treatment, Cochrane Database Syste Rev, 2007 Oct
17, 4.
Yarom N et al. Systematic review of natural agents for the management of oral
mucositis in cancer patients. Support Care Cancer. 2013 Jun 14. [Epub
ahead of print].
Stand: September 2014 │ 113
Weitere Angebote der TK
Online-Version des Leitfadens
Der vorliegende Leitfaden ist auch als Online-Version erhältlich. Hier werden
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für Krebspatienten" entwickelt. Dieses besteht unter anderem aus Vorträgen,
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Impressum
Dieser Leitfaden wurde von der Arbeitsgemeinschaft Prävention und integrative
Onkologie (PRIO) der Deutschen Krebsgesellschaft verfasst. PRIO hat sich u. a.
die Förderung der Wissenschaft und Forschung sowie der Aus- und
Weiterbildung von Ärzten auf dem Gebiet der Prävention, der Ernährung, des
Sports und der komplementären Therapien in der Onkologie zum Ziel gesetzt.
Weitere Informationen unter www.prio-dkg.de.
Broschüre „Leitfaden zur komplementärmedizinischen Beratung in der Onkologie“ –
Herausgeber: Techniker Krankenkasse, Hauptverwaltung: 22291 Hamburg. Internet:
www.tk.de. Text und inhaltlich verantwortlich: Arbeitsgemeinschaft Prävention und
Integrative Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft. Redaktion: Dr. Andrea Hoppe.
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GmbH & Co KG, Hamburg. Druck: TK Hausdruckerei.
© Techniker Krankenkasse. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur
mit vorheriger schriftlicher Genehmigung. 1. Auflage 2014.
114 │ Stand: September 2014
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