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Urbane Regime und lokale Klimapolitik: Die Kooperation von öffentlichen und nicht-öffentlichen Akteuren in den USA Masterthesis im Studiengang Governance und Public Policy Annika Wolff Technische Universität Darmstadt Institut für Politikwissenschaft und Fachgebiet Raum- und Infrastrukturplanung (Institut IWAR) Betreuer: Prof. Dr. Karsten Zimmermann, Prof. Dr. Jochen Monstadt Inhaltsverzeichnis Tabellenverzeichnis Abkürzungsverzeichnis 1. Einleitung 2. Das Policy-Feld „Lokale Klimapolitik“ 2.1. Rahmenbedingungen lokaler Klimapolitik in den USA 2.2. Akteure in der lokalen Klimapolitik 2.2.1. Motivation und Rolle öffentlicher Akteure 2.2.2. Rolle nicht-öffentlicher Akteure 2.2.2.1. Zivilgesellschaftliche Akteure 2.2.2.2. Akteure der Privatwirtschaft 3. 2.3. Herausforderungen lokaler Klimapolitik 2.4. Zwischenfazit Theoretischer Bezugsrahmen 3.1. Urban Regime Theorie 3.1.1. Herkunft des Konzepts und Abgrenzung gegenüber ähnlichen Ansätzen 3.1.2. Grundstruktur 3.1.3. Typologien 3.2. Urbane Regime und lokale Klimapolitik 3.3. Zwischenfazit 3.3.1. Kritische Einschätzung des Ansatzes 3.3.2. Zusammenfassung des Untersuchungsrahmens 4. Fallstudie: Lokale Klimapolitik in Los Angeles 4.1. Fallauswahl und methodisches Vorgehen 4.2. „Regime Theory at Work“: Klimapolitische Kooperation in Los Angeles 2 4.2.1. Rahmenbedingungen lokaler Klimapolitik in Los Angeles 4.2.2. Entwicklung lokaler Klimapolitik in Los Angeles 4.2.3. Green LA Programm 4.2.3.1. Energie 4.2.3.2. Grünflächen 4.2.3.3. Grüner Wirtschaftszweig 4.2.4. Partnerschaftsaspekt 4.2.5. Mobilisierung externer Ressourcen 4.2.6. Führungsstärkeaspekt 4.2.7. Regimetyp 4.3. 5. Zusammenfassung und Diskussion der empirischen Ergebnisse Fazit Bibliographie Anhang I – Abbildungen Anhang II – Übersicht der Interviews Förmliche Erklärung 3 Zusammenfassung Noch bevor 1997 das Kyoto-Protokoll beschlossen wurde, hatte bereits im Jahr 1990 die erste Stadt sich selbst eine verbindliche Reduzierung der CO2-Emissionen vorgeschrieben: Der City Council von Toronto verabschiedete eine Resolution, die Emissionen der Stadt bis zum Jahr 2005 um 20% zu senken (Kousky/Schneider 2003). Viele Städte sind diesem Beispiel gefolgt, was sich unter anderem in den zahlreichen Städtenetzwerken ausdrückt, die speziell für diese Thematik gegründet wurden (beispielsweise ICLEI, Climate Alliance und CCP). Während die internationalen Bedingungen immer noch maß- und rahmengebend sind, kann man konstatieren, dass Städte nun als wichtige Arenen anerkannt werden „in which the governance of climate change is taking place“ (Betsill/Bulkeley 2007). Für die Kommunen, die sich aus verschiedenen Handlungsmotivationen heraus engagieren (siehe hierzu Kousky/Schneider 2003 und in der vorliegenden Arbeit Kapitel 2.2.1), bieten sich hierbei zahlreiche Handlungsfelder, haben sie doch in den meisten westlichen Ländern zum Teil umfassende Kompetenzen in den Bereichen der Ver- und Entsorgung (Abfall, Wasser, Abwasser, Energie, Verkehr) sowie der generellen Stadtplanung und -entwicklung. Hinzu kommt, dass Kommunen etwa im Beschaffungswesen oder bei kommunalen Liegenschaften als eine Art Vorbild im Verbrauch wirken können (vgl. Kern et al. 2005: 12). Es wird argumentiert, dass Städte aus zahlreichen Gründen dafür geeignet sind, wichtige Maßnahmen gegen den Klimawandel durchzuführen. Zum einen wird in ihnen ein großer Teil des weltweiten Energieverbrauchs aufgewendet und Verstädterung somit als wichtiger Einflussfaktor wahrgenommen (Corfee-Morlot et al. 2009: 13). Ein weiterer Grund ist, dass Städte durch die Lokale Agenda 21 sowieso schon in Prozesse der nachhaltigen Entwicklung involviert sind und somit Erfahrung damit haben, klimarelevante Schritte auf lokaler Ebene durchzuführen (Bulkeley/Betsill 2003: 2). An diesen Punkt knüpft außerdem an, dass die lokale Ebene durch Lobbying der nationalen Systeme und durch die Demonstration von Pilotprojekten, die Aufschluss darüber geben können mit welchen Kosten und Nutzen zu rechnen ist, der Auslöser dafür sein kann, dass übergeordnete Ebenen neue Rahmenbedingungen schaffen (ebd.). Des Weiteren wird davon ausgegangen, dass durch vorhandene lokale Expertise besonders genaue und auf spezifische Probleme zugeschnittene Lösungen erarbeitet werden können. Daher ist die lokale Ebene in den letzten zwanzig Jahren zu einem zentralen Akteur der Klimapolitik herangewachsen. Es lässt sich weiterhin feststellen, dass lokale Gebietseinheiten ihre eigenen Policies und Strategien umgesetzt haben und dies in hohem Maße auch unabhängig von regulatorischem Druck einer übergeordneten politischen Ebene erfolgt ist („bottom up“). Entsprechend dieser gewachsenen Rolle der Kommunen ist in den letzten zwei Jahrzehnten auch die Forschung vermehrt auf lokale Klimapolitik aufmerksam geworden. Frühe Studien konzentrierten sich darauf zu zeigen, warum lokale Klimapolitik notwendig ist, in welchen Sektoren die Kommunen hierbei Einfluss nehmen können und welche Hindernisse sich ergeben könnten (Betsill 2001; DeAngelo/Harvey 1998; Collier 1997; Collier/Löfstedt 1997; siehe hierzu auch Betsill/Bulkeley 2007: 448). Zahlreiche neuere Studien untersuchen außerdem wie sich Städte in Klimanetzwerken organisieren und sich innerstädtische Ämter koordinieren müssen (horizontale Kooperation), aber auch wie Städte in die Multi-Governance-Struktur eingebunden sind (vertikale Kooperation) (Toly 2008; Lindseth 2004; Gore 2010; Cole 2011; Alber/Kern 2008; Betsill 2001; Bulkeley et al. 2009). Oftmals in den Hintergrund gerät in diesem Zusammenhang allerdings die Kooperation, die innerhalb einer Kommune stattfindet, nämlich die zwischen öffentlichen und nicht-öffentlichen Akteuren. Obwohl Partnerschaften zwischen diesen Akteursgruppen, insbesondere um spezifische Projekte herum, ein Hauptmerkmal lokaler Klimapolitik geworden sind (siehe Betsill/Bulkeley 2007: 450), beschränken sich viele Veröffentlichungen darauf, diese Formen der Kooperation nur zu nennen, aber nicht weiter zu untersuchen. In diesem Zusammenhang werden teilweise auch Konzepte wie das New Public Management und der allgemeine Wandel von politischer Steuerung (von „government“ zu „governance“) genannt, bei denen Kooperation mit nicht-öffentlichen Akteuren oder eine Aufgabenübertragung an diese eine zentrale Rolle spielt (Pincetl 2010; zur allgemeinen Debatte siehe Heinelt 2004, Heinelt 2005 und Holtkamp 2007). Eine stärker theoretische Betrachtung der Einbeziehung nicht-öffentlicher Akteure in die lokale Klimapolitik, die Untersuchung von Handlungskoordinationen sowie Austausch- und Koalitionsbildungsprozessen zwischen diesen und öffentlichen Akteuren bleibt allerdings vielfach aus. Dieser Auffassung sind auch Gibbs/Jonas (2000) die für die lokale Umweltpolitik generell feststellen, dass die Analyse von Kooperation innerhalb dieser “conceptually impoverished” ist (Gibbs/Jonas 2000: 300). Diese erscheint allerdings insbesondere im Hinblick auf die USamerikanische lokale Klimapolitik von großer Bedeutung zu sein, da die lokale Ebene hier traditionell aus finanziellen Gründen auf das Eingehen von Partnerschaften mit dem Wirtschaftssektor angewiesen ist (Gellner/Kleiber 2007: 134). Hinzu kommt, dass Klimapolitik ein Policy-Feld ist, in dem Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) und andere zivilgesellschaftlichen Gruppierungen eine große Rolle spielen und auch diese Ressourcen bereitstellen können, die zentral für den Politik-Prozess sind: “Rather than state-imposed regulation and the expectation that local government is the principal delivery organization for the environment, local environmental initiatives these days involve a wide range of local organizations, including local governments, business organizations, environmental groups, community organizations, and other local stakeholders” (Gibbs/Jonas 2000: 300). Da die öffentliche Hand stark auf die Ressourcen nicht-öffentlicher Organisationen angewiesen ist, liegt der Schluss nahe, dass eine effektive lokale Klimapolitik nur erfolgen kann, wenn die genannten Akteursgruppen sich am Politikprozess beteiligen. Diese Annahme wird auch durch einige Studien bestätigt (Sharp et al. 2010; Portney/Berry 2010; Portney 2009). Die Betrachtung des US-amerikanischen Falls ist auch noch aufgrund einer weiteren Besonderheit interessant. Denn insbesondere in den USA, wo der Nationalstaat unter anderem das Kyoto-Protokoll bis heute nicht ratifiziert hat und insgesamt eher untätig geblieben ist, konzentrieren sich die Bemühungen in der Klimapolitik auf bundesstaatlicher, regionaler und lokaler Ebene. Einige Studien jedoch betonen die angesprochene Kooperation stärker als andere. So identifizieren Bulkeley/Kern 2006 vier „modes of climate governing“ (self-governing, governing by authority, governing by provision, governing through enabling), die beschreiben, welche Rolle eine Kommune bei der Formulierung und Implementierung von lokaler Klimapolitik spielen kann. Insgesamt wird durch diese Governance-Formen und Praktiken gezeigt, “that it is no longer possible to take for granted the context within which policy-making is being constructed and implemented” (Bulkeley/Kern 2006: 2242). Die Bedeutung der Einbeziehung nicht-öffentlicher Akteure wird insbesondere durch „governing through enabling“ deutlich, wo die Rolle der Kommune darauf abzielt, Handlungen durch Partnerschaften mit dem privaten Umfeld (Unternehmen sowie Akteure aus dem dritten Sektor) zu erleichtern, zu koordinieren und anzuregen (ebd.). Ausgehend von diesen Ergebnissen möchte die vorliegende Arbeit einen Beitrag dazu leisten, die Kooperationsprozesse zwischen öffentlichen und privaten Akteuren in der lokalen Klimapolitik theoretisch besser zu erfassen. Hierbei soll auf das Konzept der „Urban Regime Theory“ (URT) zurückgegriffen werden. Die URT ist ein Ansatz der lokalen Stadt- und Politikforschung und entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten insbesondere in den USA zum zentralen Forschungsparadigma. Mit ihrer Hilfe kann man die Beziehung zwischen privaten und öffentlichen Akteuren, die über Konsensfindung versuchen gemeinsame Ziele umzusetzen, untersuchen. Das Konzept ermöglicht dokumentieren und es „Strukturen analysieren, und „die Logiken sektorale kommunaler Steuerungssysteme“ Veränderungsprozesse zu beeinflussen“ (Bahn/Potz/Rudolph 2003: 2). Im Gegensatz zu früheren amerikanischen Studien, die Macht als etwas gegebenes ansahen und untersuchten, wer über wen Kontrolle ausübt, geht der Ansatz davon aus, dass Macht auf lokaler Ebene nur willentlich und durch Kooperation hergestellt werden kann (Gissendanner 2002). Diese kooperativ erzeugt Macht ist Voraussetzung für das Erlangen von (gemeinsamer) Handlungsfähigkeit. Durch das Verwenden des Urban Regime Ansatzes in der Analyse von lokaler Klimapolitik wird der Fokus also darauf gelegt, wie bei der Entwicklung und Implementierung klimapolitischer Policies Kooperation mit nicht-öffentlichen Akteuren stattfindet. Da der Urban Regime Ansatz aber typischerweise dafür entwickelt wurde Koalitionen zu untersuchen, die wirtschaftliches Wachstum innerhalb einer Stadt erreichen wollen, stellt sich auch die Frage nach der Übertragbarkeit der URT auf den klimapolitischen Kontext. Das Erkenntnisinteresse der vorliegenden Arbeit liegt somit darin, die Kooperationsprozesse zwischen nicht-öffentlichen und öffentlichen Akteuren in der lokalen Klimapolitik zu untersuchen. Dies wird anhand einer Fallstudie zur US-amerikanischen Stadt Los Angeles verdeutlicht werden. Hierfür wird die vorliegende Arbeit wie folgt vorgehen. Zunächst wird das Policy-Feld der lokalen Klimapolitik näher vorgestellt werden. Hierbei wird auf Besonderheiten dieses Policy-Bereichs in den USA eingegangen, die relevanten Akteursgruppen vorgestellt sowie die generellen Herausforderungen der Klimapolitik auf lokaler Ebene genannt. Nach diesem, auch für die theoretischen Überlegungen wichtigen Grundlagen, wird auf die URT eingegangen. Nachdem der Ansatz in die Pluralismus/Elitismus-Diskussion eingeordnet und von ähnlichen Konzepten abgegrenzt wurde, werden die zentralen Prämissen erläutert sowie auf die bekanntesten Typologien eingegangen. Hierauf aufbauend werden in Kapitel 3.2 die Möglichkeiten der Anwendung der URT in der lokalen Klimapolitik diskutiert. Nach einer kurzen Kritik und der Zusammenfassung des Untersuchungsrahmens beginnt in Kapitel 4 die empirische Analyse des Fallbeispiels Los Angeles. Nach der Rechtfertigung der Fallauswahl und dem Erläutern des methodischen Vorgehens, werden in Kapitel 4.2.1 zunächst die Rahmenbedingungen lokaler Klimapolitik in Los Angeles besprochen. Um die Kooperation von öffentlichen und privaten Akteuren in Los Angeles theoretisch fassen zu können, wird dann schließlich der Urban Regime Ansatz als Analyseraster verwendet. Hierfür werden wichtige klimapolitische Aktivitäten in Los Angeles beschrieben und dann nach Regime-Gesichtspunkten untersucht. Dabei wird insbesondere auf den Partnerschaftsaspekt, das Vorhandensein von personeller Führungsstärke sowie auf die Mobilisierung von externen Ressourcen eingegangen. Zusammenfassend wird in Kapitel 4.3 außerdem diskutiert werden mit welcher zuvor vorgestellten Regimetypologie sich die Kooperationsprozesse in Los Angeles am besten vereinbaren lassen. Das abschließende Fazit fasst in Kapitel 5 die Erkenntnisse der Arbeit zusammen. Literaturverzeichnis Alber, G./ Kern, K. (2008): Governing Climate Change in Cities: Modes of Urban Climate Governance in Multi-level Systems, OECD International Conference, Competitive Cities and Climate Change, 2nd Annual Meeting of the OECD Roundtable Strategy for Urban Development, 9.-10. Oktober, Mailand. Altrock, U. (2001): Karen Mossberger / Gerry Stoker: Die Herausbildung der Regimetheorie, Besprechung von Uwe Altrock, URL: http://www.unikassel.de/fb6/ssu/pr/planungsrundschau03/texte/msdhdr.htm, zuletzt abgerufen am 22.10.2012. Austin, J./ McCaffrey, A. 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